Was die Männer am Mittwoch um wenige Minuten verpassten, ist am Freitag den Bundesliga-Frauen des 1. FC Köln gelungen: Beim Debüt von Britta Carlson hat der FC mit einem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg für eine faustdicke Überraschung gesorgt.
Als im Franz-Kremer-Stadion am Freitagabend eine rote Sieben aufblitzte, dürften bei einigen der 2400 anwesenden Fans böse Erinnerungen aufgekommen sein. Am Mittwochabend, hier waren es sogar acht Minuten gewesen, hatte eine überraschend üppige Nachspielzeit die Männer des 1. FC Köln den Einzug ins Pokal-Halbfinale gekostet. Die Frauen wiederum überstanden den XXL-Nachschlag gegen den VfL Wolfsburg, erkämpften sich gegen den siebenfachen Meister und elffachen Pokalsieger ein beachtliches 0:0.
„Ich bin unglaublich stolz auf das Team“, sagte Britta Carlson im Anschluss. Die neue FC-Trainerin erlebte mit dem Unentschieden gegen ihren früheren Club (von 2007 bis 2018 als Spielerin und Co-Trainerin) ein Traum-Debüt. „Das ist natürlich ein schöner Einstand für mich persönlich und auch für die Rückserie, die jetzt vor uns liegt“, ergänzte die 46-Jährige nach der besten Saisonleistung der FC-Frauen, die zuvor nur fünf Punkte aus zwölf Partien geholt hatten.
Zweiter Punkt im 15. Spiel gegen Wolfsburg
„Wir haben von vornherein gesagt, dass wir heute punkten wollen, auch wenn wir Außenseiter sind. So sind wir schon in die ganze Trainingswoche gegangen“, schilderte Carlson ihre Herangehensweise gegen die eigentlich übermächtigen Wölfinnen, denen die Kölnerinnen in 15 Pflichtspielen erst zum zweiten Mal ein Unentschieden abtrotzten.
Als gutes Beispiel diente der Debütantin die Mannschaft von Gerhard Struber, der am Mittwoch im DFB-Pokal beinahe ebenfalls Sensationelles gelungen wäre – hätte Titelverteidiger Bayer Leverkusen in der sechsten Minute der Nachspielzeit nicht doch noch ausgeglichen und in der Verlängerung gesiegt. „Wir hatten uns die Männer zum Vorbild genommen, hatten nur gesagt: Wir wollen damit punkten“, erklärte Carlson nun mit einem fast schon entschuldigenden Schmunzeln: „Die Männer haben es überragend gemacht. Da hatte auch keiner drauf gewettet, dass sie gegen Leverkusen so lange dagegenhalten können.“
Wir hatten eine Torfrau, die auch unhaltbare Bälle gehalten hat.
Britta Carlson über Aurora Mikalsen
Die FC-Frauen überstanden ihren kritischen Moment in der Nachspielzeit, als ein Freistoß von Lynn Wilms an der Latte landete. „Wir haben uns das nötige Quäntchen Glück erarbeitet“, wusste auch Carlson im Anschluss. Vor dem Lattentreffer war der VfL schon zweimal am Pfosten gescheitert – und immer wieder an Aurora Mikalsen. Die im Winter von Brann Bergen verpflichtete norwegische Nationaltorhüterin lieferte ein überragendes Bundesliga-Debüt ab.
Carlsons Lob für Mikalsen
„Wir hatten eine Torfrau, die auch unhaltbare Bälle gehalten hat“, lobte Carlson und betonte: „Solch einen Rückhalt brauchst du, um so einen Punkt mal festzuhalten. Sie hat natürlich eine überragende Leistung gezeigt.“ Wobei diese Leistung die Trainerin nicht verwunderte: „Seitdem sie da ist, seit Tag eins, übernimmt sie Verantwortung und coacht. Sie hat vom ersten Tag an versucht, Deutsch zu sprechen. Sie ist für uns eine Persönlichkeit, eine sehr erfahrene Torhüterin, die schon Champions League gespielt hat. Wir sind sehr froh, dass wir sie jetzt haben.“
Im Prozess, die FC-Frauen nach der schwachen Hinrunde zu stabilisieren, nimmt Mikalsen eine ganz zentrale Rolle ein. „Wir haben den Fokus auf die Defensive gelegt – auch für die Zukunft. Wir brauchen erst mal Stabilität, um dann im nächsten Schritt ins Offensive zu gehen“, erklärte Carlson ihren Plan, der im ersten Schritt beeindruckend gut aufging. Ohne das dramatische Ende in Leverkusen hätte es für den gesamten FC eine Woche der Sensationen werden können.
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