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Ganz Köln steht Kopf – die Deutsche Meisterschaft 1962

Hans Schäfer nach der Meisterschaft 1962. (Foto: IMAGO / Horstmüller)
Hans Schäfer nach der Meisterschaft 1962. (Foto: IMAGO / Horstmüller)

„Wollt ihr mit mir Deutscher Meister werden?“ fragte Franz Kremer einst die Mitglieder des neu formierten 1. FC Köln und wurde dafür belächelt. Heute ist der Spruch Kult, doch damals spielte der FC in der Rheinbezirksliga und das vorläufige Ziel war der Aufstieg in die Oberliga West. Wohl kaum jemand hatte damit gerechnet, dass der FC die Vision Franz Kremers schon 14 Jahre später Wirklichkeit werden lassen würde.

Köln – Es ist der Abend des 13. Mai 1962, an dem das mit kaum zählbaren Menschenmassen gefüllte Geißbockheim das Wort „Ausnahmezustand“ mit Leben füllt. Schätzungsweise 50.000 Menschen feiern am und im Clubhaus im Kölner Grüngürtel die erste deutsche Meisterschaft des erst 14 Jahre zuvor neu formierten Klubs aus der Domstadt. Mannschaft und Offizielle schmeißen im Inneren des Geißbockheims eine meisterliche Fete, draußen auf dem Parkplatz gibt es Würstchen- und Bierstände für die frenetisch feiernden Menschenmassen.

Ganz Köln im Ausnahmezustand

Schon tagsüber war die ganze Stadt Köln eine riesige Jubeltraube. Schon am Flughafen Wahn, wo die Mannschaft nach ihrem erfolgreichen Endspiel um die Meisterschaft in Berlin gelandet war, gab es einen außerordentlichen Empfang seitens der Anhängerschaft. Mit einer Polizeieskorte ging es in offenen VW-Käfern in Richtung Neumarkt. Auf ihrem gesamten Weg wurde das Team dabei von Fans begleitet, am Neumarkt warteten dann 40.000 Menschen, um erstmalig die „Salatschüssel“ live zu sehen. Die Häuser waren rot und weiß geschmückt, Kölnerinnen und Kölner standen den ganzen Autokorso über Spalier.

Ein meisterliches Finale in Berlin

Dieser 13. Mai war für die Stadt Köln und ihre Bürger ein unvergesslicher Tag. Ein Tag, der nur die Belohnung war für das, was die Mannschaft des FC schon tags zuvor beim Finale in Berlin geschafft hatte. Nämlich mit einer spielerisch überragenden Vorstellung und einem auch in der Höhe verdienten 4:0-Sieg gegen den Titelverteidiger 1. FC Nürnberg erstmalig die deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Die Tore für den FC erzielten „De Knoll“ Hans Schäfer, zwei Mal Ernst-Günter Habig sowie Fritz Pott. Die Nürnberger um ihren Kapitän Max Morlock waren an diesem Tag chancenlos, ganz Deutschland war begeistert von der Spielweise des FC. So titelte die bundesweite Presse nach dem Finale „Köln gehört die Zukunft“, „Real Madrid vom Rhein“ und sprach vom „Kölner Profistil“.

Meister der Oberliga West

Die Schale in Berlin war für die Kölner Mannschaft der verdiente Lohn für ein herausragendes Jahr in der Oberliga West, welche man souverän auf Platz 1 abgeschlossen hatte. Nach einer Saison mit vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen war man vor dem FC Schalke 04 Westdeutscher Meister geworden – und das in einigen Statistiken mit rekordverdächtigen Werten. So hatte man zuhause (49) und auswärts (40) die meisten Tore geschossen, wobei die Marke von 89 Treffern zu der Zeit nur einmal in 15 Jahren Oberliga West geknackt wurde. Diese überragende Offensive hatte dazu geführt, dass der FC an 20 von 30 Spieltagen Tabellenführer gewesen war.

Die Besten im Westen

Am vorletzten Spieltag hatte der FC die westdeutsche Meisterschaft mit einem 5:2-Sieg beim TSV Marl-Hüls praktisch klar gemacht, am letzten Spieltag hatte dann ein 4:4-Remis gegen Preußen Münster vor heimischer Kulisse ausgereicht. Heinz Sewina, Trainer des TSV Marl, hatte die Stärke des FC nach der Heimpleite auf den Punkt gebracht: „Der 1. FC Köln ist eine Klassemannschaft, die beste im Westen. Unsere Mannschaft hatte keine Chance.“

Souveräne Endrunde um „die Deutsche“

In der Endrunde um die deutsche Meisterschaft traf man schließlich in einer Qualifikationsrunde auf die anderen Oberliga-Meister. Mit dabei waren Eintracht Frankfurt, der FK Pirmasens und der Hamburger SV. Der FC gewann die Gruppe mit herausragenden Spielen, Eintracht Frankfurt wurde mit 3:1 besiegt, der HSV mit 1:0 und der FKP sogar 10:0 abgeschossen. So zog der FC mit einem Punkteverhältnis von 6:0 (damals gab es für einen Sieg zwei Punkte) und einem Torverhältnis von 14:1 souverän in das Endspiel in Berlin gegen den Vorjahressieger Nürnberg ein. Auch dort gab sich der FC bekanntermaßen keine Blöße und überrollte die Nürnberger förmlich, die Bilder der anschließenden Pokal-Übergabe mit Kapitän und Starspieler Hans Schäfer und der Schüssel sind bis heute unvergessen.

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