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Kessler: "Ich renne doch jetzt nicht zu meinem Berater"

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Thomas Kessler kann persönlich nach dem 0:0 gegen Augsburg zufrieden sein. (Foto: MV)

Thomas Kessler stand mehrere Jahre nicht im Rampenlicht beim 1. FC Köln. Durch die Verletzung von Timo Horn ist er nun die Nummer eins bei den Geissböcken und hat sich zum Derbyhelden aufgeschwungen. Ein Mann, der den Effzeh atmet und weiß, was er will – und was nicht.

Köln – Der GEISSBLOG.KOELN hat den 30-Jährigen zum Interview getroffen. Phrasen sind Kessler fremd, er macht sich Gedanken über sein Fußballerleben, über den Klub, für den er spielt, über das Team, mit dem er jeden Tag arbeitet. Hier gibt es den ersten Teil des großen Kessler-Interviews. (>>hier geht’s zu Teil zwei)

GBK: Wie oft haben Sie in den letzten Jahren die Frage beantworten müssen, wie Sie sich als Nummer zwei fühlen?
THOMAS KESSLER: (lacht) Oft. Normalerweise halte ich mich ja aus der medialen Öffentlichkeit raus. Aber wenn ich dann mal gesprochen habe, lautete oft die Frage: Wie fühlen Sie sich? Oft kam auch die Frage: Warum tun Sie sich das an?

Wie haben Sie dann darauf geantwortet?
Dass die Frage schon negativ behaftet ist. Ich gehöre zu den 36 besten Torhütern in Deutschland. Ich verdiene mit dem, was ich als Kind schon immer machen wollte, mein Geld – und das nicht wenig. Ich glaube, dass viele Menschen sofort mit mir tauschen würden. Den Ansatz, was ich mir da antun würde, finde ich deshalb unzulässig. Es gibt so viele Menschen, die deutlich härter für viel, viel weniger Geld arbeiten müssen als ich. Deswegen beantworte ich die Frage zwar, aber passend finde ich sie nicht.

Das Spiel wird wohl mit das Emotionalste sein, was ich je erlebt habe

Warum wollen Sie ihre öffentlichen Auftritte als Nummer zwei eher klein halten?
Wenn man im zweiten Glied steht, gibt es nicht so viel Neues. Ich arbeite jeden Tag an mir, aber ich muss mich nicht in den Vordergrund drängen. Ich weiß um meine Stellung im Klub, die versuche ich auszufüllen. Dafür muss ich nicht jede Woche jemandem erzählen, wie ich mich fühle oder wie schwer mein Leben angeblich ist.

Thomas Kessler und Marcel Risse, Derbyhelden! (Foto: MV)
Thomas Kessler und Marcel Risse, Derbyhelden! (Foto: MV)

Jetzt also die Frage: Wie fühlen Sie sich als Nummer eins?
Es fühlt sich sehr schön an. Es gibt nichts besseres, als ein Derby zu spielen und es dann auch noch zu gewinnen. Wenn ich irgendwann zurückblicke, wird das Spiel wohl mit das Emotionalste sein, was ich je erlebt habe. Darüber werde ich noch lange und gerne nachdenken. Dann das erste Heimspiel, das wir zwar nicht gewonnen, aber zu null gespielt haben. Für mich ist das eine sehr positive Geschichte. Den Schwung werde ich mitnehmen. Ich spüre, wie sich der Rhythmus verändert. Bundesliga ist eben doch etwas anderes als das tägliche Training.

Jetzt biege ich nicht mehr ab, sondern laufe durch und winke in die Menge

Wie hat sich Ihre Spieltagsroutine seitdem verändert?
Eigentlich gar nicht. Ich war ja sonst immer mit dabei, nur bin ich nicht auf den Rasen gegangen, sondern abgebogen auf die Bank. Das war nicht immer so einfach. Natürlich füllt man seine Aufgabe auch so mit Leben, aber zu spielen ist etwas anderes. Jetzt biege ich nicht mehr ab, sondern laufe durch und winke in die Menge. Das ist der Moment, in dem sich der Rhythmus ändert.

Und auch unter der Woche keine Veränderungen?
Nein, weil ich ja freitags auch sonst nicht noch mal ein Extra-Krafttraining eingeschoben habe. Es hätte ja sein können, dass sich Timo (Horn, Anm. d. Red.) noch verletzt, krank wird, im Spiel gegen den Pfosten fliegt oder es eine Rote Karte gibt. Das wünscht man niemandem, aber ich habe mich auch sonst immer gleich vorbereitet.

Und im Herzen?
Da ist die Anspannung größer. Vor dem Gladbach-Spiel war es sehr emotional, aber die Normalität kehrt zurück. Ich habe ja schon ein bisschen was mitgemacht, das ist ja nichts Neues für mich.

Weiterlesen: “Nur, weil ich jetzt zwei Bälle gefangen habe, renne ich doch nicht zu meinem Berater”

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