[nextpage title=”Alles begann im Frühjahr 1998″]
Nein, abgestiegen ist der 1. FC Köln noch nicht. Doch es sieht danach aus, dass die Domstädter im Mai 2018 zum sechsten Mal den bitteren Gang in die Zweite Liga antreten müssen. Insbesondere bei einem Vergleich mit den bisherigen Abstiegen.
Köln – Der 5. Mai 2012 war ein trauriger Tag für den 1. FC Köln. Nach einer bitteren 1:4-Heimniederlage gegen den FC Bayern München stand der Abstieg fest – zum bislang letzten Mal. Die Bilder sind vielen FC-Fans noch in Erinnerung, geprägt von der schwarzen Wand in der Südkurve. Auch in dieser Saison bestreitet der Effzeh sein letztes Heimspiel gegen die Bayern – am 33. Spieltag. Dann könnte der nächste Abstieg bereits feststehen. Ein Rückblick auf die letzten 20 Jahre.
1997/98: Großes Pech gepaart mit Unvermögen
In der Spielzeit 1997/98 steckte der Effzeh von Beginn an im Tabellenkeller fest. Trainer Peter Neururer holte in den ersten acht Spielen nur sieben Punkte. Nach einer Niederlage in Berlin wurde er entlassen und durch Lorenz-Günther Köstner ersetzt – zunächst durchaus erfolgreich. Vor dem 30. Spieltag lagen die Kölner fünf Punkte vor den Abstiegsrängen und hatte sogar noch ein Nachholspiel zu absolvieren. Doch obwohl die Geissböcke in dieser Saison sehr heimstark waren, verloren sie die so wichtigen Heimspiele gegen den Karlsruher SC und den TSV 1860 München, die in der Tabelle beide hinter dem FC standen.
Auch das Nachholspiel bei Schalke 04 endete in letzter Minute mit 0:1. Der Schalker Oliver Held hatte den sicheren Führungstreffer für Köln damals durch ein Handspiel verhindert. Das vorletzte Saisonspiel bei den bereits abgestiegenen Bielefeldern musste der Effzeh gewinnen. Tatsächlich ging das Team in Führung, verlor jedoch unglücklich mit 1:2. Es war Uwe Fuchs, der Anfang der 1990er drei Jahre beim FC aktiv war, der die Domstädter mit seinen beiden Toren in die Zweitklassigkeit schoss. Zwar bestand am letzten Spieltag noch eine theoretische Chance die Liga zu halten, doch aufgrund des schlechten Torverhältnisses, hätte selbst ein Sieg im abschließenden Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen (2:2) nicht mehr gereicht. Köln stieg mit 36 Punkten zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte ab.
2001/02: Eine Saison zum Vergessen
Nach dem fehlgeschlagenen Experiment mit Bernd Schuster in Liga zwei übernahm Ewald Lienen “im blauen Hemd und mit ganz vielen kleinen Zetteln” (Die Heldensage des heiligen Ewald, Wise Guys). Er führte den FC zurück in Liga eins und hielt dort zunächst die Klasse. Dann aber kam die Spielzeit 2001/02 und der Effzeh steckte von Beginn an wieder im Abstiegskampf fest. Am 19. Spieltag wurde Lienen nach einer 0:3-Niederlage beim TSV 1860 München entlassen. Nur drei Siege waren den Kölnern bis zu diesem Zeitpunkt gelungen. Interimsmäßig übernahm Christoph John, ehe Friedhelm Funkel verpflichtet wurde. Doch es änderte nichts. Die Geissböcke rutschten auf Rang 18 ab, erst zum Ende der Spielzeit begann die Mannschaft regelmäßig zu punkten. Trotz dreier Siege an den letzten vier Spieltagen war der zweite Abstieg der Vereinsgeschichte nicht mehr zu verhindern. Blamable 29 Punkte standen für einen verdienten Abstieg. Eine Saison zum Vergessen, in die auch ein Bundesliga-Negativrekord des Effzeh fiel: 1033 Spielminuten blieb der FC damals am Stück ohne Torerfolg.
[nextpage title=”Drei weitere Abstiege und viele Parallelen”]
2003/04: Es ging noch schlechter
Traurig, aber wahr: In der Bundesliga-Saison 2003/04 gab der 1. FC Köln, der eben erst wieder aufgestiegen war, ein noch schlechteres Bild ab. Von Beginn an stand der Effzeh unten drin. Friedhelm Funkel wurde bereits nach einer 0:2-Niederlage am 10. Spieltag bei Eintracht Frankfurt entlassen. Bis dahin konnte Köln lediglich zwei Spiele gewinnen. Jos Luhukay übernahm zunächst, danach folgte der Schweizer Marcel Koller. An der desaströsen Saison änderte sich jedoch nichts mehr. Auswärts legte man die schlechteste Bilanz überhaupt hin, erreichte drei Unentschieden und verlor die restlichen 14 Spiele allesamt. Mit nur 23 Zählern holten die Geissböcke die schlechteste Punkteausbeute der Klubhistorie und stiegen abgeschlagen ab. Das einzig Positive an dieser Saison und das wohl ewige Vermächtnis Kollers, der nach der Saison gehen musste: Er entdeckte einen gewissen Lukas Podolski und verhalf ihm zum Sprung in die Bundesliga.
2005/06: Die Hinrunde ist nicht zu korrigieren
Nach Kollers Abgang übernahm Huub Stevens die Geissböcke und führte sie sofort wieder zurück in Liga eins. Doch der Holländer blieb nicht, verabschiedete sich nach dem Erfolg aus familiären Gründen sofort wieder vom Geißbockheim. Mit Uwe Rapolder übernahm in der Spielzeit 2005/06 ein junger Trainer die Aufstiegsmannschaft und weckte große Hoffnungen. Legendär wurde später ein Spruch von Udo Lattek im damaligen DSF-Doppelpass, als Rapolder – gerade erst in Köln eingestiegen – zu Gast war: “Keine Sorge, Uwe, das halbe Jahr in Köln geht schnell vorbei.” Lattek behielt Recht. Der FC verlor nach zwei Siegen zum Auftakt so gut wie alles und spielte mit zwölf Punkten die bis dahin schlechteste Hinrunde der Vereinsgeschichte. Trainer Rapolder wurde entlassen, der sportliche Geschäftsführer Andreas Rettig trat zurück und als Nachfolger wurde Michael Meier geholt. Als Trainer kam erneut ein Schweizer, der später als Bergdoktor bezeichnete Hanspeter Latour sollte die Wende schaffen. Doch trotz einer ordentlichen Rückrunde gelang es dem Effzeh nicht mehr, die Abstiegsplätze zu verlassen. Mit 30 Punkten mussten die Domstädter zurück ins Unterhaus. Aus den einst so stolzen Geissböcke war eine Fahrstuhlmannschaft geworden: zu gut für die Zweite Liga, zu schlecht für die Bundesliga.
Saison 2011/12: Poldis Tore retten den FC nicht
Es folgte eine Zeit der trügerischen Stabilität. Christoph Daum kehrte zurück, führte Köln zurück in die Bundesliga, lief dann aber bald davon und überließ Zvonimir Soldo die Geschicke. Doch wäre Frank Schaefer nicht gewesen, wäre der FC schon in der Saison 2010/11 wieder abgestiegen. Erst der Nachwuchscoach und am Saisonende interimsweise Sportchef Volker Finke retteten den FC vor dem neuerlichen Absturz. Der erfolgte dann aber ein Jahr später – auf die wohl unnötigste Art und Weise. Mit dem norwegischen Trainer Stale Solbakken sollte alles besser werden, doch dessen Taktik und Personalpolitik (nahm Podolski die Kapitänsbinde weg) erwiesen sich von Beginn an als großer Streitpunkt. Lange hielt sich der Effzeh im unteren Mittelfeld der Tabelle. Einen Machtkampf zwischen Solbakken und Finke gewann überraschend der Trainer. Doch auch der musste schließlich gehen, am 30. Spieltag nach einer 0:4-Niederlage in Mainz. Köln stand inzwischen auf einem Abstiegsplatz, obwohl nach 25 Spieltagen mit 28 Punkten alles nach dem Klassenerhalt ausgesehen hatte. Aus den letzten neun Saisonspielen holte Köln aber nur jämmerliche zwei Punkte. Als 17. ging es am Ende doch verdient wieder runter. Es war die Saison, in der Köln nicht nur den Trainer, den Sportchef und den sportlichen Wettkampf verlor, sondern beinahe auch seine Zukunft. Wolfgang Overath hatte als Präsident hingeschmissen, Werner Spinner kurz vor Saisonende als neuer Präsident gewählt. Dessen erstes Erlebnis als neuer FC-Boss war die schwarze Wand in der Südkurve, der Abstieg mit 30 Punkten und der Abschied von Lukas Podolski als letztes Gesicht eines hoffnungslos zerstrittenen Teams. Der FC brauchte eine Generalüberholung.
2017/18: Ist der Abstieg noch zu verhindern?
Diese gelang bekanntlich bravurös dank Alexander Wehrle, Jörg Jakobs und später Jörg Schmadtke und Peter Stöger. Doch in der Saison 2017/18 wiederholte sich, was viele kaum für möglich gehalten hatten: ein Machtkampf zwischen Sportchef und Trainer, den – wie schon 2012 Solbakken gegen Finke – der Trainer gewann, um dann doch nur wenige Wochen später ebenfalls entlassen zu werden. Auch, weil der FC die schlechteste Hinrunde der Vereinsgeschichte von 2005 (zwölf Punkte) noch einmal unterbot und mit gerade einmal sechs Punkten in die Winterpause einlief. Die Spielzeit 17/18 läuft freilich noch, doch für den Klassenerhalt müsste der Effzeh in der Rückrunde wohl mindestens 25 Punkte holen. Zur Erinnerung: In der vergangenen Saison, die nach Europa führte, holte Köln in einer überragenden Hinrunde 26 Punkte. Trotzdem ist der Abstieg mit neun Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz zumindest noch theoretisch vermeidbar. Sollte dies unter Trainer Stefan Ruthenbeck nicht gelingen, stünde der sechste Abstieg des 1. FC Köln in den Geschichtsbüchern – ein weiteres trauriges Kapitel in der FC-Historie und vor einem halben Jahr wohl nicht im Ansatz vorstellbar.
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