Der 1. FC Köln wollte in dieser Saison ausgelassen feiern. Seinen 70. Geburtstag, sein 40-jähriges Double-Jubiläum, die Rückkehr auf Europas Fußball-Bühne nach 25 Jahren. Doch nach dem 32. Bundesliga-Spieltag ist der Abstieg besiegelt. Das Unausweichliche ist eingetreten. Jetzt hilft nur ein klarer Kopf.
Köln – Wer feiern kann, kann auch arbeiten. Dieses Sprichwort kennt jeder. Doch der 1. FC Köln hat es in dieser Saison nicht beherzigt. Auf allen Ebenen war seit dem vergangenen Sommer zu viel gefeiert, aber zu wenig gearbeitet worden. Die Folge ist der sechste Abstieg in der Vereinsgeschichte.
Die Wahrheit kann brutal sein
Vom Präsidium über die Geschäftsführung und die sportliche Leitung bis in die Mannschaft hinein waren schlichtweg zu viele Verantwortliche überfordert mit der neuen Situation. Die Rückkehr nach Europa fraß enorme Ressourcen und Kraft, lenkte die Konzentration vom Wesentlichen auf Nebenschauplätze ab. Der Geburtstag und das Double-Jubiläum sollten den besonderen Rahmen bieten – und wurden doch wieder nur, wie schon vor 20 Jahren beim ersten Abstieg, das traurige Begleitprogramm.
Der 1. FC Köln erwacht am Sonntag, ironischerweise auf den Tag genau 40 Jahre nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft, mit einem gigantischen Kater. Der hat sich zwar schon seit Monaten angekündigt. Die Wahrheit aber kann in ihrer Unausweichlichkeit selbst dann brutal sein, wenn man ihr schon lange in die Augen geschaut hat. Zwei Spiele haben die Geissböcke noch vor sich, um sich mit Anstand aus der Liga zu verabschieden. Dieser Pflicht müssen sie nachkommen. Das haben vor allem die auch in Freiburg wieder großartigen Fans der Geissböcke verdient.
Ein Kater ist fast immer selbstverschuldet
Danach aber braucht es wieder einen klaren Kopf. Ein Kater ist fast immer selbstverschuldet. Er entsteht immer dann, wenn man seine eigenen Fähigkeiten überschätzt oder die Wirkung eines Rauschs unterschätzt. Der 1. FC Köln darf nun nicht glauben, bei aller finanzieller Wucht im nächsten Jahr als Krösus der Zweiten Liga durch das Unterhaus zu spazieren. Der direkte Wiederaufstieg wird auch ein sportlicher und mentaler Kraftakt. Dieser kann nur gelingen, wenn auf allen Ebenen wieder jene Professionalität und Seriosität Einzug hält, die vor vier Jahren zum Aufstieg und zu Jahren des Erfolgs geführt hatten. Daran müssen sich diejenigen, die noch da sind, dringend erinnern.
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