Die U21 des 1. FC Köln steuert auch unter dem neuen Trainer Andre Pawlak dem Abstieg und damit der Bedeutungslosigkeit entgegen. Der Regionalligist liegt nach der bitteren 1:3-Heimpleite gegen den 1. FC Kaan-Marienborn inzwischen neun Punkte hinter dem rettenden Ufer. Zwar stehen beim FC alle Verantwortlichen hinter der zweiten Mannschaft. Nur in den Entscheidungen lässt das nicht zu ablesen.
Köln – Bitter fiel die Analyse Pawlaks nach dem 1:3 am Samstag aus: “Wir haben vom Gegner unsere Grenzen aufgezeigt bekommen.” Der Gegner hieß an diesem Tag nicht Viktoria Köln oder Borussia Dortmund II, sondern Kaan-Marienborn. Die Zustandsbeschreibung der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln hätte in diesen Tagen nicht treffender ausfallen können. Die U21 der Geissböcke hatte sich zuhause von einem Aufsteiger aus der fünften Liga und Stadtteilklub aus Siegen die Grenzen aufzeigen lassen, der in den letzten zehn Jahren aus der Bezirksliga in die Regionalliga emporgekommen war.
Der Anspruch des Effzeh ist ein anderer, die Realität allerdings auch – und das schon im vierten Jahr in Folge. Die U21 ist zu einem ständigen Abstiegskandidaten verkommen, die bereits mehrfach nur am grünen Tisch in der Liga verbleiben durfte. Von natürlichen Problemen einer Zweitvertretung kann schon lange nicht mehr die Rede sein. Während andere Mannschaften wie Dortmund, Gladbach und Düsseldorf wettbewerbsfähige Mannschaften ins Rennen schicken, muss sich der FC in dieser Saison eingestehen, dass der zusammengestellte Kader wohl diesmal tatsächlich nicht mehr konkurrenzfähig ist. Nur ein Sieg in 18 Spielen, kein einziger Sieg in inzwischen schon fünf Spielen gegen Aufsteiger, die wenigsten erzielten Tore, die drittschlechteste Abwehr, selbst gegen den Tabellenletzten aus Herkenrath war in der Hinrunde trotz 3:1-Führung kein Sieg gelungen.
Gerüst aus Routiniers reicht nicht aus
Die Kernprobleme liegen tiefer als nur im ständigen Umbruch, weil Jahr für Jahr Jugendspieler aus der U19 in die U21 kommen und dort an den Erwachsenenfußball herangeführt werden sollen. Die Struktur der Mannschaft stimmt nicht mehr, auch, weil die vier, fünf Routiniers als Grundgerüst die jungen Talente nicht mehr tragen können. “Auch sie sind nicht fehlerfrei”, musste Pawlak nach seinem Comeback als U21-Trainer erkennen. “Deswegen können sich die jungen Spieler nicht an ihnen aufrichten.” Ein Problem, das man im Sommer hätte erkennen können, da Florian Hörnig langzeitverletzt war, Roman Prokoph schon in der letzten Saison nur noch auf elf Saisontore gekommen war, Marius Laux körperliche Defizite aufweist und Lukas Nottbeck als Neuzugang Probleme hatte sich ins Team einzufügen.
Damit drei oder vier erfahrene Spieler jedoch einen jungen Viertligisten stabilisieren und tragen können, müssen diese Spieler in der Regel hohes Regionalliga- wenn nicht gar Drittliganiveau erreichen. Dies ist beim FC spätestens in dieser Saison nicht mehr der Fall. Zu sehr hatte man bei den Geissböcken offenbar darauf gesetzt, dass die größten Talente aus dem Profikader (Bisseck, Ciftci, Führich, Handwerker, Nartey) eine tragende Rolle spielen könnten. Doch Bisseck und Nartey könnten eigentlich noch U19 spielen und brauchen selbst noch Anleitung, Ciftci fehlte den gesamten Sommer über verletzt, Führich fiel in ein Loch, nachdem er es bei den Profis nicht geschafft hatte und Handwerker wurde verliehen. So ging auch dieser Plan nicht auf.
Abstieg oder nicht: Neuaufbau unausweichlich
Am Ende diverser Fehleinschätzungen aus dem vergangenen Sommer könnte nun also in dieser Saison der Abstieg stehen. Bislang hört man aus dem Geißbockheim, dass selbst dann die U21 weiter bestehen sollte. Der neue NLZ-Chef Matthias Heidrich, der erst im Herbst als Nachfolger von Daniel Meyer kam, gilt als Befürworter einer zweiten Mannschaft. Doch diese müsste im Sommer in jedem Fall – Abstieg hin oder her – von Grund auf neu strukturiert werden. Mit anderem Personal, aber auch mit mehr Geld und mit Entscheidungen, die auch den Spielern zeigen, dass der Verein es ernst mit der Zweitvertretung der Geissböcke meint.
Aktuell scheint die Unterstützung aus der Profiabteilung jedenfalls eher gering. Am Samstag musste Andre Pawlak mit dem Kader auskommen, der ihm zur Verfügung stand. Abstellungen von den Profis gab es keine. “Das liegt nicht in meiner Hand, wer von oben kommt”, sagte Pawlak nach der Partie. “Wir haben nur die Info bekommen, dass keiner kommt.” Dabei hätten sich Spieler wie Matthias Bader oder Niklas Hauptmann wichtige Spielpraxis holen können.
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