Es wird noch mal kuschlig in den Top 4 der 2. Liga. Union Berlin kommt durch den 2:0-Erfolg noch mal an die Spitzengruppe ran, der 1. FC Köln hat in der Hauptstadt die Chance verpasst, sich absetzen zu können. Nun gilt es, wieder in die Spur zu kommen und im Erzgebirge zu punkten.
Köln – Ein leichtes Chancenplus, die allermeisten Statistiken sind pro Köln – trotzdem steht am Ende eine 0:2-Niederlage zu Buche. In einem schwierigen Spiel gegen heimstarke und effiziente Berliner fand der Effzeh kaum brauchbare Mittel. Auch, weil die Unioner diese Mittel im Keim erstickten.
Das war gut
Ein Blick auf die nackten Zahlen spricht eigentlich eine klare Sprache. Der FC war den “Eisernen” in fast jeder Statistik klar überlegen. Sei es die Passquote, die Zweikampfquote, die Anzahl der Schüsse, der gespielten Pässe oder der Ecken. All das verrät, dass die Kölner ihre Rolle angenommen hatten. Denn diese war bereits früh im Spiel klar: Nach dem Traumtor von Marcel Hartel nach gerade einmal 25 Sekunden änderte sich die Ausgangssituation schlagartig. Union Berlin musste nicht mehr, sie waren sehr darauf bedacht, den Kölnern das Spiel zu überlassen. Das akzeptierten die Gäste: Der Effzeh spielte geduldig weiter, es war quasi ein Spiel auf ein Tor. Diese Dominanz münzten die Geißböcke dann einen Schritt weiter in Torchancen um. Hier sehr positiv zu nennen ist Dominick Drexler. Er war es, der sich immer wieder aus seiner Position löste und Tiefe schuf – und letztlich zweimal für Terodde (40. und 90. Minute) auflegte, zweimal selbst die große Chance auf ein eigenes Tor besaß (22. und 45. Minute). Zusammen mit der Möglichkeit von Cordoba (80. Minute) verschaffte sich Köln ein knappes Chancenplus. Union erzielte die beiden Tore aus heiterem Himmel, einmal rettete Czichos auf der Linie nach einem Schuss von Ken Reichel, Horn legte dazu kurz vor Schluss eine riesige Parade gegen Grischa Prömel hin. Trotzdem muss man festhalten: Wenn du bei Union Berlin – nicht grundlos die beste Defensive der Liga mit nur 15 Gegentreffern – fünf Riesenchancen hast, musst du diese auch nutzen. Zudem macht auch die Einzelleistungen von Jorge Meré Mut. Der Spanier schaffte sehr oft Platz nach vorne, spielte kurz vor der Pause auch einen genialen vertikalen Schnittstellenpass auf Drexler.
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Das war schlecht
Als eklatant und letzten Endes auch spielentscheidend entwickelte sich die Standardschwäche – vorne wie hinten. Union kam nach gefühlt jeder Ecke oder jedem Freistoß zum Abschluss (Polter 37., Andersson 45., Andersson 61., Hübner 65.) – und in letzter Konsequenz auch durch Florian Hübner in der 30. Minute zum 2:0. Ausgangspunkt war ein Freistoß aus dem Halbfeld, begünstigt wurde der Schütze durch die Passivität des ihm zugeteilten Cordoba. Währenddessen waren Ecken von Johannes Geis oder Florian Kainz, ob auf den ersten Pfosten oder auf den Elfmeterpunkt, meist leichte Beute für einen gegnerischen Verteidiger. Ein weiterer Knackpunkt für die Niederlage war vor allem das giftige Auftreten der Unioner, die den Kölnern das Leben über die volle Spielzeit schwer machten. Sie stellten sich in einem 4-3-3 mit Felix Kroos als Zehner auf, sodass sich auf dem Spielfeld zehn Mann-gegen-Mann-Situationen entwickelten. Das stellte die Geißböcke in beiden Spielhälften vor arge Probleme. Das Spiel von hinten heraus war kaum möglich, da die gegnerischen Angreifer Marcel Hartel, Sebastian Polter (später Andersson) und Suleiman Abdullahi quasi bei der Ballannahme schon auf den Füßen der Innenverteidiger standen. Die Anspielstationen waren limitiert, Geis wurde von Kroos in die Mangel genommen, die Außenverteidiger Trimmel und Reichel ließen ihren Pendants Kainz und Risse kaum Freiräume. Dies führte dazu, dass ein Spielfluss überhaupt nicht möglich war. Die Kölner mussten diese Eins-gegen-Eins-Duelle zwingend gewinnen, um Platz zu schaffen. Bevor sie am Gegenspieler vorbei waren, wurden sie meist jedoch unangenehm angegangen – das Stilmittel in Unions Taktik. Insgesamt 20 Fouls verbuchten die Berliner, nicht selten waren diese taktischer Natur. Maximal zwei Pässe konnten die Kölner spielen, ehe sie von den Beinen geholt wurden (Hübner 5., Hübner 12., Schmiedebach 15., Reichel 26., Friedrich 28., Trimmel 29., Hartel 38.) Oft blieb dann nur der lange Ball auf die beiden Stürmer, die diese Rolle durchaus beherrschen: Sowohl Terodde als auch Cordoba besitzen eine Lufthoheit, können sich gegen großgewachsene Innenverteidiger meist durchsetzen. Das Gegenteil war gestern der Fall. Sie wurden oft schon bei der Ballannahme gestört, wenn nicht sogar gedoppelt. Durch die enge Manndeckung konnte der Ball in sehr vielen Fällen nicht mehr kontrolliert werden (Terodde 2., 10., 16., 58., 79., Cordoba: 4., 72., 74. Minute) und ging verloren. Spätestens nach dem Platzverweis gegen Ken Reichel (65. Minute) wurde klar: Das Spiel wird nur durch den unbedingten Willen entschieden. Und in dieser Disziplin zeigte sich Union deutlich im Vorteil. Als es zu zehnt nicht mehr Mann-gegen-Mann, sondern nur noch mit Mann und Maus verteidigt wurde, sich jeder Berliner todesmutig in die Bälle der Gäste warf, war klar: Sie werden die drei Punkte behalten. Das bewies auch die Laufleistung: Die Unioner liefen mit 119,45 km insgesamt sieben Kilometer mehr als die Kölner – zur Erinnerung: Die Gastgeber waren fast eine halbe Stunde in Unterzahl.
So geht es weiter
Es war ein Spiel unter schwierigen Bedingungen. Berlin zeigte Einsatzwillen und setzte sich demnach verdient mit 2:0 durch. Somit wird es wieder spannend in den Top 4. Damit die Kölner nicht aus der Spur geraten, wird ein Sieg gegen Erzgebirge Aue unumgänglich. Kapitän Jonas Hector kommt von seiner Gelbsperre zurück, bringt noch mal einiges an Sicherheit und Routine. Schritt für Schritt werden dann auch die Neuzugänge Geis und Kainz mehr ins Spiel eingebunden, gab es gegen Union doch häufiger Abstimmungsfehler. Somit heißt es: Mund abputzen, die kleine Zeitspanne bis zum Spiel am Sonntag nutzen und gegen Aue wieder Punkte landen. Man darf nicht vergessen: Will man am Ende erneut 36 Punkte erreichen, müssen von den restlichen 15 Spielen 12 gewonnen werden. Am besten sollte man in Aue damit beginnen.
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