Nach dem Rückzug von Werner Spinner als Präsident des 1. FC Köln gelten Alexander Wehrle und Armin Veh als die starken Führungspersonen bei den Geissböcken. Doch beide Geschäftsführer müssen nun liefern. Im Gemeinsamen Ausschuss schwindet der Rückhalt für das Duo.
Köln – Die Worte in der Pressemeldung am Mittwochabend waren unmissverständlich. “Die Mitglieder des Gemeinsamen Ausschuss haben in der Sitzung ihr Missfallen über die jüngsten öffentlichen Äußerungen des Geschäftsführers Armin Veh ausgedrückt und ihm dies eindeutig mitgeteilt. Alle sind sich einig, dass das Wohl des 1. FC Köln an erster Stelle stehen muss.” Der Sportchef hat am Mittwochabend also die Gelbe Karte gezeigt bekommen für seine verbale Attacke in Richtung Werner Spinner.
Es ist das zweite Mal in den 15 Monaten seiner bisherigen Amtszeit als Sport-Geschäftsführer, dass Veh für sein verbales Vorpreschen vom Verein in einer Mitteilung kritisiert wird. Zunächst für die “Vollamateure”-Kritik am Mitgliederrat Ende September 2018, nun für die “Vertrauensverlust”-Aussage in Richtung Spinner. Veh wollte mit beiden öffentlichen Aussagen auf Missstände im Verein hinweisen. Missstände, die offensichtlich sind und die den Klub schon länger politisch im Griff halten. Es hatte nur wenige Wochen gedauert, ehe Veh sich nach GBK-Informationen erstmals seit seinem Amtsantritt darüber geärgert hatte. In der Folge stießen dem 58-Jährigen die undichten Stellen, die Einmischungen und die politischen Spielchen immer häufiger sauer auf.
Weitgehend freie Hand für Veh und Wehrle
Doch die Gratwanderung zwischen berechtigter Kritik und dem Respekt vor den Ämtern im Verein misslang ihm in den Augen des Gemeinsamen Ausschusses deutlich. Veh darf sich zwar nun in seiner Position als Geschäftsführer Sport zunächst gestärkt sehen, weil der Verein ihn und nicht Spinner gestützt hat. Doch Veh wurde am Mittwoch mit auf den Weg gegeben, dass man ein solches Verhalten nicht noch einmal tolerieren werde. Allen voran Lionel Souque (Rewe) und Karl-Ludwig Kley (Lufthansa), zwei international erfahrene und erfolgreiche Unternehmensbosse, gaben zu verstehen, dass Hierarchien einzuhalten seien – auch vom Geschäftsführer einer KGaA gegenüber dem Gesellschafter.
Mit dieser Verwarnung muss Veh nun leben und arbeiten. Zusammen mit Alexander Wehrle hält der Sportchef alle Fäden in der Hand, um den FC im operativen Bereich nach seinen Vorstellungen umzubauen. Das Präsidium ist durch den Abgang von Spinner geschwächt. Weder Toni Schumacher noch Markus Ritterbach würden gegen die Geschäftsführung vorgehen. Vielmehr hoffen sie darauf, von Veh und Wehrle die Unterstützung zu bekommen, um im Herbst doch noch einmal den Weg in ein nächstes Präsidium zu finden. Zudem dürfte die Entsendung eines Interimsvorstands aus dem Mitgliederrat kaum dazu beitragen, dass das Präsidium im nächsten halben Jahr mit einer Stimme sprechen wird.
Die Mitglieder werden ihr Urteil fällen
Somit werden Veh und Wehrle in den kommenden Wochen freie Hand haben, um die kommende Saison zu planen. Veh muss beruhigend auf Trainer und Mannschaft einwirken, um den Aufstieg zu realisieren und anschließend ein Bundesliga-taugliches Team auf die Beine zu stellen, das eine Perspektive hat. Wehrle hingegen wird nebst der wirtschaftlichen Stabilität des Klubs auch daran gemessen werden, ob er – wie von ihm selbst angekündigt – in 2019 bedeutsame Fortschritte im Ausbau des Geißbockheims erreichen wird. Die Mitgliederversammlung im September wird daher nicht nur wegen der Wahl eines neuen Vorstands von großer Bedeutung sein. Dann müssen die Geschäftsführer auch mit ihren Konzepten und Erfolgen in ihren Bereichen überzeugen.
Denn Veh und Wehrle wissen auch, dass mit dem Rücktritt von Werner Spinner die Wahrscheinlichkeit gestiegen ist, dass im Herbst ein vom Mitgliederrat vorgeschlagenes Präsidium die Mehrheit erhalten dürfte. Dass sich in diesem dann Ritterbach oder Schumacher wiederfinden würden, gilt als unwahrscheinlich. Und somit stünden dann beim FC drei neue Gesichter an der Spitze, die von der jüngeren Vergangenheit unbelastet ihre Arbeit aufnehmen und die Leistungen der Geschäftsführung neu bewerten würden. Insofern hat sich für den Klub durch den Abgang von Spinner nicht viel geändert: Der Verlauf der kommenden Monate dürfte für den 1. FC Köln auf Jahre hinweg entscheidend sein.
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