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Fußball-Linguistik: Die Startelf der Wörter

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Die etwas andere Startformation des 1. FC Köln, aufgestellt von der Sprachanalyse des Instituts für Germanistik durch Simon Meier-Vieracker.

[nextpage title=”Die Idee hinter der Sprache des Fußballs “]

Der Fußball ist hierzulande wohl eines der am heißesten diskutierten Themen. Unzählige Zeitungsartikel, Online-Einträge oder Tweets drehen sich tagtäglich um die runde Kugel. Das brachte Simon Meier-Vieracker, Sprachwissenschaftler an der TU Dresden, schon vor längerer Zeit auf die Idee, die “Sprache des Fußballs” zu analysieren. Für ein Kolloquium an der Universität zu Köln setzte er den Schwerpunkt auf den hiesigen Fußball-Klub – auch mit Daten vom GEISSBLOG.KOELN.

Doch wie kam der Linguist überhaupt auf die Idee, “Fußballlinguistik” zu analysieren? Für Meier-Vieracker gibt es drei Gründe. Seit mehreren Jahrzehnten gibt es eine Menge Berichterstattungen über den Volkssport, seien es Tages- oder Wochenzeitungen, Liveticker oder Spielberichte. Die Fußballsprache bietet darüber hinaus eine gewisse Stabilität, sowie auch eine Variabilität. Zudem ist die Fußballberichterstattung ein “glocalized genre”, es können also Daten aus so ziemlich jeder Sprache bezogen werden.

Vandervaarten statt schießen

Die Korpora, also das Gerüst für die Fußballlingustik, bieten viele Sportseiten selbst. Von Webseiten wie dem kicker, weltfussball.de, aber auch von ausländischen Medien wie L’Équipe konnte Meier-Vieracker viele Daten beziehen und verwenden. So verdeutlichte er das an einem Beispiel: Die Daten aus Livetickern von kicker oder weltfussball verwendete er, um die Synonyme des Verbs “schießen” herauszubekommen. Dabei fanden Wörter wie “schlenzen”, “setzen” oder “zirkeln” oft Verwendung, während es aber auch vereinzelt Wortneuschöpfungen wie “vandervaarten”, “stehgeigen”, oder “seelern” in die Verlosung schafften.

Der FC Köln bestach in den vergangenen Jahren durch ein “Bollwerk”

Wie angekündigt bezog sich sein Vortrag auch auf den 1. FC Köln. Er untersuchte Kollokationen, also Ausdrücke, die im direkten Umfeld eines Suchausdrucks (hier dem 1. FC Köln) in Livetickern signifikant häufig auftreten. Über die vergangenen Jahre waren dies Nomen wie “Abwehr, Konter, Druck, Bollwerk, Deckung” und Adjektive à la “tief, glücklich, clever, desolat, hektisch”. Zum Vergleich: Bei den Bayern überwogen Adjektive wie “übermächtig, souverän, dominant, drückend”.

[nextpage title=”Was man aus unseren Einzelkritiken erkennt”]

Die Muster in den Einzelkritiken

Auch den Unterschied einer Taktikanalyse bei “spielverlagerung.de” und einem Spielbericht auf Seiten wie dem kicker konnte Meier-Vieracker durch Analyse beeindruckend visualisieren. Die tiefgehenden Analysen der Taktikfüchse bieten Schlagwörter wie “Halbraum”, “Mannorientierung”, “Aufrücken” oder “Positionierung”, während es die Spielberichte etwas einfacher halten. “Referee”, “Schlussmann” oder “Außennetz” ist bei dieser Textsorte Usus.

Doch nicht nur der kicker, weltfussball.de oder 11freunde fanden sich in dem Vortrag des Sprachwissenschaftlers wieder. Auch die Sprache im GEISSBLOG.KOELN, speziell in den Einzelkritiken, wurde aufgedröselt und gemustert. Aus mehr als 1000 Einzelkritiken erstellte Meier-Vieracker zum einen eine Keyword-Analyse für die einzelnen Noten. Eine 1,0 wurde oft mit “Treffer, treffen, Tor” in Verbindung gebracht, bei der 3,0 waren es besonders häufig Begriffe wie “Griff, konsequent, zweikampfstark”, die 5,0 wurde meist begleitet von “extrem, Ballverlust, nie, lassen, schlecht”.

Auf der Rechtsverteidigerposition gab es häufig “Probleme”

Sehr interessant war jedoch die Startelf der Wörter, die Meier-Vieracker im gleichen Zug erstellte. Schlagwörter, die auf den einzelnen Positionen am meisten in den Einzelkritiken beim GEISSBLOG.KOELN erwähnt wurden. In einem 4-2-3-1-System bildete sich demnach eine aufschlussreiche Formation auf. So war der Schlussmann oft “machtlos”, der Rechtsverteidiger hatte häufig “Probleme”, die Sechser waren “aggressiv” oder fielen durch einen “Ballverlust” auf. Der Flügelspieler auf der rechten Seite bestach durch “Selbstvertrauen”, sein Pendant auf der linken Seite durch seine “Flanke”. Bringt aber alles nichts – der Stürmer ist oft “gescheitert”.

Die Statistikversessenheit sollte auf sprachliche Aspekte ausgeweitet werden

Man kann also sehen: Alleine mit der Sprache des Fußballs in den Medien kann man viel anfangen, viele Zusammenhänge erkennen. Das bietet viel Raum für die Linguistik. Zudem ist sich Meier-Vieracker sicher: “Die Statistikversessenheit des Fußballs könnte und sollte auch auf sprachliche Aspekte ausgeweitet werden.” Eine neue Analyse in zehn Jahren dürfte also völlig neue Begriffe ans Tageslicht fördern. Nicht nur der Fußball entwickelt und verändert sich, seine Sprache tut dies ebenso.

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