Jan Thielmann hofft, dass er “irgendwann auch mal zu so einem Spieler” wird wie Mark Uth. Der 18-jährige hat sich im Trainingslager auf der Position des ehemaligen Leihspielers des 1. FC Köln empfohlen. Mit Jhon Cordoba will und kann sich der Youngster noch nicht vergleichen. Doch das FC-Talent hat viel vor – nicht nur bei den Profis. Der GEISSBLOG.KOELN traf den U19-Nationalspieler im Trainingslager in Donaueschingen.
Das Interview führten Sonja Eich und Marc L. Merten
GBK: Herr Thielmann, wie fällt das Fazit Ihres zweiten Profi-Trainingslagers aus?
JAN THIELMANN: „Ich hatte ein deutlich besseres Trainingslager als noch im Januar in Benidorm. Das hängt sicher damit zusammen, dass ich jetzt schon ein bisschen länger bei den Profis bin und alles etwas besser eingespielt ist. Das macht sich auf dem Rasen bemerkbar.“
Am Sonntag geht es für Sie schon weiter zur U19-Nationalmannschaft. Wären Sie nach dem Trainingslager lieber zuhause geblieben?
Nein, ich freue mich sehr darauf, weil es mein erster Lehrgang seit anderthalb Jahren ist. In den letzten Länderspielpausen habe ich mich immer für den FC entschieden und bin in Köln geblieben, um mich oben zu zeigen. Es ist schön, dass ich jetzt wieder die Chance habe, in der Nationalmannschaft aufzulaufen.
Fühlt es sich als Profi anders an zu einer Junioren-Nationalmannschaft zu gehen?
Den größten Unterschied werde ich sicher auf dem Rasen merken. Der Herrenfußball ist schon anders. Deswegen hoffe ich, dass es mir leichter fallen wird, gegen den eigenen Jahrgang zu spielen.
Noch bin ich kein Typ wie Jhon Cordoba
Hier beim FC übernehmen Sie im Training gerade eine der Rollen im Zentrum. In der letzten Saison kamen Sie aber vor allem über rechts. Wo fühlen Sie sich am wohlsten?
Momentan spiele ich am liebsten im Zentrum, vor allem auf der Zehn oder als hängende Spitze. Beide Positionen traue ich mir zu und kann sie gut ausfüllen, wenn ich viel laufe und konzentriert arbeite. In der Mitte habe ich mehr Freiheiten, kann nach links oder rechts passen, in die Tiefe stoßen oder mich fallen lassen. Das liegt mir. Als Sturmspitze sehe ich mich noch nicht ganz. Noch bin ich kein Typ wie Jhon Cordoba. (lacht)
Sie füllen gerade vor allem die Rolle aus, die hier Mark Uth zurückgelassen hat. Was konnten Sie sich von ihm abschauen, das Ihnen jetzt hilft?
Mark ist ein sehr gutes Vorbild für mich. Er hat im Training immer hart gearbeitet und vor dem Tor unglaublich kaltschnäuzig agiert. Er ist ein gutes Beispiel dafür, was einzelne Spieler ausmachen können. Er hat den FC wieder mit in die Spur gebracht. Das fand ich sehr bemerkenswert, weshalb ich zu ihm aufblicke und hoffe, dass ich irgendwann auch mal zu so einem Spieler werde.
Was hat Mark Uth fußballerisch so wertvoll gemacht?
Er war offensiv das Herzstück unseres Spiels. Wenn er das Spiel schnell machen wollte, wurde es schnell. Wenn er gesagt hat, dass wir einen Gang zurücknehmen sollten, hat er auch dafür gesorgt. Er war der spielbestimmende Spieler, unser Taktgeber. So konnte er auch immer wieder zum spielentscheidenden Spieler werden.
Youth League? Wenn es der Terminkalender bei den Profis zulässt…
Wie steht es um Ihren Respekt als ganz junger Spieler vor der Bundesliga, vor den Gegnern und den Mitspielern, der Atmosphäre und dem ganzen Drumherum des Bundesliga-Business?
Am Anfang war der Respekt noch sehr groß. Dieses Gefühl hat sich erst im Laufe der Spiele etwas gelegt. Der Respekt ist zwar weiter da, aber ich kann inzwischen besser damit umgehen.
Mit welchen Zielen gehen Sie in die neue Saison?
Ich will viel spielen. Das ist das Wichtigste. Am liebsten natürlich bei den Profis, aber genauso in der U21 oder U19. Hauptsache Spielzeit!
Die Youth League mit der U19?
Wenn es der Terminkalender bei den Profis zulässt, kann ich mir das sehr gut vorstellen.
Wir haben vor einigen Wochen mit Ihrem Nachwuchstrainer in Trier gesprochen. Er meinte, Sie seien als Jugendspieler ein Hitzkopf gewesen, den er auch mal früher zum Duschen schicken musste.
(lacht) Die Emotionen sind bei mir immer hochgeschlagen, ob im Training oder im Spiel. Heute habe ich sie unter Kontrolle. Das war in der U14 oder U15 noch anders. Deswegen musste ich das eine oder andere Mal früher duschen gehen, was aber auch eine gute Strategie des Trainers war. Es hat geholfen.
Wenn die Klausuren anstehen, wird es sicher schwieriger
Neben der Vorbereitung auf die neue Saison läuft auch Ihre Vorbereitung auf das Abitur. Wie bringen Sie das überein?
In der Anfangszeit des Schuljahres verpasse ich jetzt natürlich viel, mir kommt aber entgegen, dass es kein Winter-Trainingslager geben wird. Deswegen werden sich die Fehlstunden in Grenzen halten. Abgesehen davon stehe ich über eine App mit meinen Lehrern in Kontakt, dazu helfen mir André Pawlak und Beate Weisbarth vom FC sehr. Wenn die Klausuren anstehen, wird es sicher auch mal schwieriger.
Wie viele Tage pro Woche werden Sie noch in die Schule gehen?
Das Konzept sieht vor, dass ich zweimal pro Woche freigestellt werde. In einer normalen Trainingswoche haben wir ein- oder zweimal vormittags Training. In dieser Zeit werde ich von der Schule befreit. An den anderen Tagen gehe ich normal zum Unterricht. So verpasse ich in der Regel keine Einheiten beim FC.
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