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Zwischen Donaueschingen und Köln verläuft der Graben

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Horst Heldt und Werner Wolf im August 2020 in Donaueschingen. (Foto: Bopp)

Während der 1. FC Köln im Trainingslager in Donaueschingen als Einheit auftrat, kamen aus Köln versteckte und öffentliche Angriffe geflogen. Die jüngsten Attacken vor allem auf den Vorstand sollen offenbar den Eindruck erwecken, als seien Werner Wolf und Co. schon fast wieder am Ende. Tatsächlich aber geht es um notwendige Veränderungen. Das gefällt nicht jedem. Schon gar nicht jenen, die den Vorstand hatten verhindern wollen.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Wer in Donaueschingen vor Ort war, konnte keinen anderen Eindruck gewinnen, als dass beim 1. FC Köln äußerlich alles harmonisch zuging. Abgesehen von den finanziellen und personellen Sorgen konnte man einen funktionierenden Fußballklub bei der Arbeit beobachten. Die Spieler trainierten bei besten Bedingungen. Am Rande sah man alle Verantwortlichen in einem ständigen Austausch, intensiv, lange und mitunter herzlich. Von Spannungen keine Spur. Die Vorstände sprachen mit den Geschäftsführern, Aufsichtsrats-Chef Jörn Stobbe schaute vorbei, Vorstandsberater Jörg Jakobs war ebenfalls im Boot, sogar NLZ-Chef Matthias Heidrich reiste an, und das Trainerteam horchte ohnehin immer wieder mit rein. Alles wirkte gesund und im Sinne des Klubs.

Es spricht Bände, woher in dieser Phase die Probleme vornehmlich kamen: nicht von den Verantwortlichen vor Ort, sondern aus Köln, aus der zweiten und dritten Reihe. Einerseits begehrt nun erstmals seit fast einem Jahr wieder jene Riege im Klub auf, die den heutigen Vorstand bereits vor seiner Wahl 2019 hatte verhindern wollen. Die Kündigung von Mediendirektor Tobias Kaufmann wird zum Anlass genommen, einen kommunikativ und zeitlich zwar fragwürdigen, ansonsten aber normalen Vorgang in der Geschäftswelt zu einem Skandal aufzubauschen. Derweil schickt sich Toni Schumacher an, erstmals nach seinem stillosen Abgang auf der Mitgliederversammlung im vergangenen Herbst mit dem Finger auf den neuen Vorstand zu zeigen, als habe dieser all die heutigen Missstände innerhalb des FC alleine zu verantworten und nicht Schumacher selbst, der die Verschwendungen und Fehlentscheidungen der letzten Jahre hauptverantwortlich mitgetragen hatte. Man darf durchaus den Eindruck gewinnen, dass Schumacher nur auf diese Gelegenheit gewartet hat und nun danach dürstet auszurufen: “Hättet ihr doch besser mich gewählt.” Dahinter versammelt sich so mancher Alt-Internationaler, was die Schumacher-nahe Bild dazu veranlasst von einem “Aufstand der Klub-Legenden” zu sprechen.

Andererseits gibt es da noch das Schreiben der Abteilungsleiter an den Vorstand, in dem diese ihre Sorgen über die Situation in der Geschäftsstelle zum Ausdruck gebracht haben. Ein ungewöhnlicher Vorgang, jedoch mit einer inhaltlichen Intention: Sie wollen wissen, was der Vorstand plant. Auslöser war freilich die Kaufmann-Entlassung, die ein Gefühl der Angst hatte entstehen lassen. Jene Angst, die viele Arbeitnehmer kennen: Wen trifft es als nächsten? Werner Wolf beruhigte bereits in Donaueschingen. Es gehe nicht um größere personelle Einschnitte, sondern um Veränderungen in den Abläufen. Wer in 28 Jahren nur einmal Fünfter und einmal Neunter geworden sei, dürfe nicht behaupten, alles laufe prima und müsse so bleiben. Die Trennung vom Mediendirektor war aufgrund Kaufmanns besonderer Rolle als Vorstandssprecher und damit als vermeintliche Vertrauensperson des Präsidiums erfolgt. Darüber hinaus will der Vorstand gemeinsam mit der Geschäftsführung, den Abteilungsleitern und auch den Vereinsgremien jedoch keine weiteren, groß angelegten Personalveränderungen vornehmen, sondern neue Regeln für die Zusammenarbeit und die Zuständigkeiten auf allen Ebenen einführen.

Dass dieser Brief der Abteilungsleiter nun instrumentalisiert wird, um im Hintergrund die Kluft zwischen Vorstand und Geschäftsführung größer zu reden, ist nur ein weiterer Hinweis darauf, dass die Wünsche nach personellen Veränderungen nicht vom Vorstand ausgehen, sondern von jenen Personen, die in Donaueschingen nicht zum inneren Zirkel der FC-Bosse gehören durften. Man darf mit Fug und Recht behaupten: So mancher beim 1. FC Köln will in dem Klub keine Ruhe einkehren lassen. Insofern stand das Trainingslager in Donaueschingen auch als Symbol für die Spaltung des FC: Jene, die vor Ort waren, scheinen gewillt gemeinsam an einem Strang zu ziehen und zu versuchen den FC wieder auf Kurs zu bringen. Jene, die nicht vor Ort waren, müssen sich dagegen fragen, ob sie wirklich alles dafür tun, um den Verantwortlichen dabei zu helfen.

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