Der 1. FC Köln muss für die kommende Saison zweigleisig planen. Für Geschäftsführer Alexander Wehrle nichts Neues, aufgrund der dramatischen Einbußen in der Corona-Pandemie aber eine ungleich größere Herausforderung als in den vergangenen Jahren. Am Mittwoch betonte der Finanz-Geschäftsführer jedoch, auch im Falle eines erneuten Abstiegs einen Kader auf die Beine stellen zu wollen, um sofort wieder aufsteigen zu können.
Köln – Mit einem “ganz klaren Ja” antwortete Alexander Wehrle am Mittwoch bei der Veröffentlichung der Bilanz auf die Frage, ob der 1. FC Köln im Falle eines Abstiegs den direkten Wiederaufstieg angehen könne. “Es muss unser Ziel sein, in eine mögliche Zweitliga-Saison mit einem wettbewerbsfähigen Kader zu gehen.” Man wolle keineswegs für einen Umbruch eine Übergangssaison einkalkulieren, sondern sofort einen schlagfertigen Kader aufstellen, um den sofortigen Wiederaufstieg anzustreben, erklärte der Geschäftsführer.
Dann hätten wir Substanzverlust
Acht Spieltage vor dem Saisonende versucht man am Geißbockheim diesem Szenario freilich noch zu entgehen. Trotz alledem müssen sich die Verantwortlichen angesichts der aktuellen Tabellensituation damit auseinandersetzen. “Unsere Lizenzspielerverträge in der 2. Liga sind sehr gesund gestaltet, sodass wir die Umsatzverluste, die wir in einem Zweitliga-Jahr verbuchen müssten, durch die guten Vertragskonstruktionen auffangen würden”, erklärte Wehrle. Nach GBK-Informationen würden die Gehälter der Spieler in Liga zwei rund 50 Prozent geringer ausfallen als in der Bundesliga. Insbesondere das Abrutschen bei den Fernsehgeldern würde die Geißböcke finanziell aber auch perspektivisch zurückwerfen. In der Saison 2017/18 hatten die Geißböcke beim Abstieg auf Rang neun der TV-Tabelle gelegen. Nach dem Wiederaufstieg ordnete sich der Klub nur noch auf Platz 15 wieder ein – ein finanzieller Unterschied von 15 Millionen Euro pro Jahr. So würde ein neuerlicher Abstieg zwar nicht unmittelbar ein weiteres Loch in die Kassen reißen, sehr wohl aber auf die folgenden Jahre hinweg. “Das wäre ein Substanzverlust, der uns auch bei einem Wiederaufstieg weiter belasten würde. Das müssten wir perspektivisch über andere Einnahmen kompensieren”, machte Wehrle klar.
Darüber hinaus bestätigte der 46-jährige, dass der FC auch ohne die Corona-Pandemie in der Saison 2019/20 mit einem zweistelligen Millionen-Minus aus der Saison gegangen wäre. “Wir haben bewusst die unternehmerische Entscheidung getroffen, mehr in den Kader zu investieren.” So gaben die Geißböcke mit den Verpflichtungen von Sebastiaan Bornauw (sechs Millionen Euro), Ellyes Skhiri (sechs), Birger Verstraete (vier) und Kingsley Ehizibue (drei) insgesamt 19 Millionen Euro für Transfers aus. Mit den Winter-Zugängen von Mark Uth, Elvis Rexhbecaj und Toni Leistner erhöhten sich die Ausgaben noch einmal um eine Million Euro. Gleichzeitig nahm der Verein jedoch nur 2,4 Millionen Euro durch Spielerabgänge ein. “Wir hätten auch sagen können: Wir haben nur 2,4 Millionen Euro eingenommen, dann können wir auch nur zwei Millionen ausgeben. Dann hätten wir aber Skhiri, Bornauw, Ehizibue und Verstraete nicht verpflichten können.” Ob der FC insbesondere ohne Bornauw und Skhiri Platz 14 und damit den Klassenerhalt geschafft hätte, ist zu bezweifeln. Insofern rechtfertigte laut Wehrle das Erreichen des Saisonziels die Investitionen. “Ich denke, es war im Sinne der Zielsetzung.”
Sportlicher Misserfolg hat gekostet
Konkret ging der Verein im Sommer 2019 mit einer geplanten Unterdeckung von 13,7 Millionen Euro in die Saison. Durch den sportlichen Misserfolg, die frühzeitigen Trennungen von Achim Beierlorzer und Armin Veh sowie die Wintertransfers erhöhte sich der Verlust auf knapp über 15 Millionen. Als Aufsteiger, der selbst in der Zweitliga-Saison noch einen Gewinn nach Steuern von 1,1 Millionen Euro erwirtschaftet hatte, hätte dieser Millionen-Verlust keinen erheblichen wirtschaftlichen Schaden bedeutet, denn letztlich wurden die Ziele mit dem direkten Wiederaufstieg und dem Klassenerhalt sportlich erreicht. Verheerend wirkten sich nicht die 14 Millionen Euro Verlust aus, die der FC in den Jahren 18/19 und 19/20 ohne Corona-Pandemie hätte verzeichnen müssen. Verheerend waren letztlich die immensen Corona-Verluste gepaart mit den längerfristigen Folgen teurer Spielerverträge und falscher Transferentscheidungen.
Wie Alexander Wehrle ebenfalls berichtete, geht der 1. FC Köln nach aktuellem Stand davon aus, die Lizenz für die kommende Saison ligaunabhängig zu erhalten. Das laufende Lizenzierungsverfahren wird jedoch über mögliche Auflagen entscheiden müssen. Dies wird erst im April geschehen. Trotzdem zeigte sich der Finanzchef optimistisch, in der kommenden Transferperiode flexibel agieren zu können – allerdings weniger wegen der guten Finanzlage, sondern wegen den diversen Kredit- und Geldgeber-Lösungen, die gefunden werden mussten, um den Geschäftsbetrieb für die nächsten Jahre zu sichern.
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