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“Wir wollen in Köln bleiben – aber will die Stadt das auch?”

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1.FC Köln, LanxessArena, Mitgliederversammlung, Präsident Dr. Werner Wolf (1.FC Köln), 06.11.2021, Bild: Herbert Bucco Herbert Bucco

Der Streit ums Geißbockheim – jetzt geht der 1. FC Köln in die Offensive. Präsident Werner Wolf hat am Samstag auf der Mitgliederversammlung den Druck auf die Kölner Politik erhöht und warf den Grünen, der CDU und der Volt-Partei vor, den FC aus dem Stadtgebiet Köln zu vertreiben. Während Städte wie Düsseldorf und Frankfurt derartige Projekte in bis zu drei Jahren umgesetzt hätten, würde in Köln immer nur blockiert, statt ehrliche Lösungen aufzuzeigen.

Köln – Die Ausgangslage ist klar: Der ehemalige Stadtrat der Stadt Köln hatte den Ausbau des Geißbockheims genehmigt: die Änderung des Flächennutzungsplans, die Aushandlung des Pachtvertrags – bis zu den Wahlen im September 2020 lag der FC auf Kurs. Dann änderten sich die Mehrheitsverhältnisse im Rat, und weil die CDU ihr Wort gegenüber dem FC brach, wurde der Pachtvertrag nicht mehr durch den Rat gelassen.

Inzwischen haben elf von 13 Ämtern, die für den Ausbau zuständig wären, die Pläne des FC genehmigt. Einzig Fragen zum Denkmalschutz und zur Fassade sind noch offen, doch dabei handelt es sich nur noch um technische und architektonische Details. Trotzdem hatte sich der FC darauf eingelassen, mit der Stadt über alternative Standorte für den Bau neuer Plätze und des Leistungszentrums zu sprechen. Das Ergebnis stellte Werner Wolf am Samstag den Mitgliedern vor.

Marsdorf kommt nicht in Frage

“Das Ergebnis ist ernüchternd”, sagte der FC-Präsident. “Im Stadtgebiet wäre einzig und nur eventuell am Rande des geplanten Großmarkts in Marsdorf eine Restfläche übrig – aber das, was übrig bliebe, würde wohl maximal für neue Plätze und eine Umkleide reichen. Das Leistungszentrum müsste am Geißbockheim bleiben. Das aber ergibt überhaupt keinen Sinn”, schimpfte Wolf und betonte: “Dazu kommt: Wir müssten mit den Planungen komplett neu anfangen.”

Und das hieße, wie bereits am Freitag kommuniziert und von der Stadt bestätigt: einen Prozess von mindestens fünf, realistischerweise sieben Jahren – bevor überhaupt mit dem Bau begonnen werden könnte. Also nicht vor 2029, eher 2030. “Deshalb kommt Marsdorf nicht in Frage”, stellte Wolf klar und unterstrich auch: “Weitere Vorschläge von Seiten der Stadt gab es nicht. Die Stadt sagt uns also: Es gibt keinen Platz. Man könnte es auch so ausdrücken: Es gibt keinen anderen Platz als das Geißbockheim.”

Warum ist das in Köln nicht möglich?

Doch am Geißbockheim kämpft der FC seit sieben Jahren vergeblich für den Bau von Plätzen auf der Gleueler Wiese sowie dem Bau eines Leistungszentrums anstelle des kleinen Kunstrasens neben dem Franz-Kremer-Stadion. In dieser Zeit sind andere Klubs dem FC in Sachen Infrastruktur um Jahre enteilt. Wolf nannte zwei Beispiele: “Fortuna Düsseldorf hat von der Stadt Düsseldorf zwei Millionen Euro Zuschuss bekommen und durfte das Projekt in zwei Jahren fertigstellen. Frankfurt hat sein Leistungszentrum innerhalb von zweieinhalb Jahren realisiert – von der Planung bis zur Fertigstellung. Wir fragen uns: Warum ist das in Köln nicht möglich?”

Die Blockadehaltung der Kölner Politik gegenüber dem FC ist seit Jahrzehnten bekannt – schon vor 20 Jahren verhinderte die damalige Stadtführung den Bau des Müngersdorfer Stadions durch den FC. Damals plante der FC den Umzug aller Trainingsplätze und der Geschäftsstelle in das neue Stadion und auf die Vorwiesen. Schon damals hätte das Problem des Geißbockheims im Grüngürtel erledigt werden können, doch die Stadt schob den Plänen einen Riegel vor und kreierte somit das heutige Problem höchstselbst. Doch auch jetzt scheint es erneut keine Lösungsvorschläge seitens der Stadt zu geben, nur zeitliche Verzögerungen.

Vorstand muss seinen Worten Taten folgen lassen

“Ich halte das für einen massiven Fehler”, sagte Wolf und stellte die Frage. “Der 1. FC Köln ist ein fester Bestandteil der Stadt: Wir wollen das bleiben – aber will die Stadt das auch?” Der Präsident deutete damit an, dass der FC sich Gedanken mache, nach alternativen Standorten außerhalb des Stadtgebietes zu schauen. Doch diese Drohung machte Wolf selbst zunichte, indem er erklärte: “Wir werden uns nicht aus unserer Heimatstadt vertreiben lassen!” Und tatsächlich hört man gleichzeitig, dass der Vorstand überhaupt nicht daran denkt, den Klub im Kölner Umland anzusiedeln.

Mehrere Jahre hatten dies jedoch Experten gefordert, alleine schon, damit der FC ein ernsthaftes Druckmittel gegenüber der Stadt habe. Doch auch jetzt trauen sich die Verantwortlichen offenbar nicht diesen Weg zu gehen. Wolf hat jedoch nun mit seinem Appell an die Stadt die Erwartungshaltung bei den FC-Mitgliedern erhöht und wird Taten folgen lassen müssen. Man müsse gemeinsam, als Verein und Mitgliederschaft, “die Stimme erheben”, sagte Wolf und wandte sich direkt an Oberbürgermeisterin Henriette Reker und ihre Koalition im Stadtrat: “Frau Reker, liebe Grüne, liebe CDU, liebe Volt-Partei, es ist Zeit, ein Zeichen zu setzen und zu handeln. Der Fußball hat eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir können unseren Beitrag aber nur dann leisten, wenn die Gesellschaft auch für uns Verantwortung übernimmt – also für uns, den 1. FC Köln.” Ob das die Worte sind, die die Stadt zum Einlenken bewegen werden? Zweifel sind angebracht.

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