Der 1. FC Köln steht vor einem Problem: Während Bayern und Baden-Württemberg im Februar wieder Fans in die Fußballstadien lassen, müssen die Geißböcke auf eine Entscheidung des Landes NRW warten. Alexander Wehrle wählt markige Worte, der Klub denkt über eine Klage nach. Doch auf ein koordiniertes Vorgehen aller Bundesliga-Klubs wartet man weiter vergebens. Daher muss der FC vor allem zweierlei: Sparen und frisches Kapital aufnehmen.
Alexander Wehrle fragte zu Wochenbeginn provokant: “Würfeln die eigentlich?” Gemeint hatte der FC-Geschäftsführer die unterschiedlichen, kaum mehr nachvollziehbaren Zuschauer-Regelungen für Indoor- und Outdoor-Veranstaltungen deutschlandweit. Die Politik kann längst nicht mehr schlüssig erklären, warum bei Sport- und Kulturevents welche Corona-bedingten Vorschriften für die Auslastung gelten. Entsprechend aufgebracht sind aktuell insbesondere die Verantwortlichen der Fußballklubs.
Den 1. FC Köln treffen die neuerlichen Geisterspiele bekanntlich hart. Gegen den FC Bayern München und den Hamburger SV führten die Zuschauer-Beschränkungen zu neuerlichen Umsatzverlusten von rund 3,5 Millionen Euro. Sollte dies auch im Februar weitergehen, würde es bei den rund 1,8 Mio. Euro Verlusten pro Heimspiel bleiben, die durch die erlaubten 750 Zuschauer aktuell praktisch unverändert stehen. Dies führt zu neuerlichen Korrekturmaßnahmen.
Drei Maßnahmen gegen das Millionen-Loch
Erstens muss der FC einige Mitarbeiter aufs Neue in Kurzarbeit schicken. Eine Regelung, die zwar gesellschaftlich gelobt wird, bei der die Politiker aber gerne unerwähnt lassen, dass teils hohe Steuer-Nachzahlungen auf die Arbeitnehmer zukommen. Den Unternehmen ist geholfen, den Arbeitnehmern hingegen eine zusätzliche Ausgabe aufgebürdet.
Zweitens muss der FC die Dauerkarten-Inhaber erneut um einen Verzicht bitte. Eigentlich stünde Ende Januar die Rückzahlung der Gelder an jene Fans an, die sich vor Saisonbeginn für die Option „Dauerkarte mit Erstattung“ entschieden hatten. Nun aber hat der FC die Betreffenden in einem Schreiben darum gebeten, auf diese Rückzahlung freiwillig zu verzichten. “Wir haben sehr transparent unsere Situation geschildert und die freiwillige Option eines Verzichts angeboten, die viele Fans angenommen haben”, sagte Wehrle der Kölnischen Rundschau. “Wir tragen eine unternehmerische Verantwortung. Diese Option des freiwilligen Verzichts nicht anzubieten, wäre fahrlässig gewesen.”
Drittens hat der 1. FC Köln im Januar auf dem Transfermarkt vor allem Spieler abgegeben und somit die Kosten für den Kader vor allem perspektivisch reduziert. Mit den Verkäufen von Rafael Czichos und Jorge Meré sowie Yann Bisseck und Robert Voloder wurden Transfererlöse von knapp über zwei Millionen Euro erzielt. Zudem kommen die Gehaltseinsparungen von Czichos, Meré sowie den ebenfalls abgegebenen Katterbach und Cestic. Auch diese Summe soll sich für die restliche Saison auf über zwei Millionen Euro belaufen. Andererseits müssen Teile dieses Geldes in Neuzugänge reinvestiert werden.
Vier bis sechs Mio. Euro in weiteren Genussscheinen?
Daher reichen diese drei Maßnahmen nicht aus, um beim FC durchzuatmen. Nach GEISSBLOG-Informationen wird der FC im Laufe der Rückrunde noch einmal Mezzanine-Kapital aufnehmen müssen. Schon im Sommer hatte der FC sechs Millionen Euro über diese Genussscheine eingesammelt. Nun muss noch einmal frisches Kapital generiert werden. Die Höhe steht noch nicht final fest und hängt auch vom weiteren Saisonverlauf hinsichtlich der Zuschauereinnahmen ab. Zwischen vier und sechs Millionen Euro soll der FC jedoch mindestens noch einmal benötigen.
Derweil betreiben der FC und andere Klubs öffentliches Säbelrasseln. Ob Köln, Dortmund oder Schalke – insbesondere in Nordrhein-Westfalen sprechen die Klub-Bosse vom Klageweg in einem Eilverfahren, um zumindest teilweise Zuschauer wieder in die Stadien zu holen. Die jeweiligen Geschäftsführer müssten diesen Weg in Teilen wohl auch wagen, da ihnen andernfalls ein arbeitsrechtlicher Verstoß gegen ihre Pflichten vorgeworfen werden könnte. Doch eingeschlagen wurde dieser Weg noch nicht.
Umso erstaunlicher, dass sich die Bundesligisten noch nicht offiziell über die Deutsche Fußball-Liga geschlossen zu diesem Weg bekannt haben. Mit Wehrle als Mitglied im DFL-Präsidium hätte der 1. FC Köln eine gewichtige Stimme in diesem Vorgehen. Umgesetzt wurde dieser Plan bislang jedoch nicht. Einzig unterstützt man sich öffentlich gegenseitig in der Überlegung, einen solchen Plan in die Tat umzusetzen.
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