Der 1. FC Köln wird in diesem Sommer auf dem Transfermarkt kleine Brötchen backen müssen. Das ist schon länger bekannt, das Ausmaß wird sich erst in den kommenden Wochen darstellen. Steffen Baumgart ist jedoch überzeugt, dass die Geißböcke in dieser Saison Argumente gesammelt haben, um sportlich einer der attraktivsten Adressen in Deutschland zu sein – wenn auch nicht finanziell.
Dem 1. FC Köln dürfte es ganz recht sein, dass Neu-Geschäftsführer Philipp Türoff sich erst im Herbst 2022 nächstmalig wieder konkret zur Finanzsituation der Geißböcke wird äußern müssen. Bis zur nächsten Mitgliederversammlung besteht von Seiten des FC keine Notwendigkeit, irgendwelche Zahlen auf den Tisch zu legen. Und so können die Verantwortlichen die komplizierte Transferphase im Sommer angehen, ohne mit offenen Karten spielen zu müssen.
Wie erdrückend die Finanzlage der Geißböcke ist, hat der neue Sportchef Christian Keller auf seiner Antritts-Pressekonferenz bereits erklärt. Die Kosten für den Lizenzspielerkader müssen um 20 Prozent auf unter 50 Mio. Euro jährlich gedrückt werden. Dem gegenüber müssen Transfereinnahmen im Millionenbereich stehen, um das aufgefressene Eigenkapital zu verbessern. All das ist bekannt, doch die heiße Phase auf dem Transfermarkt rückt näher.
Baumgart setzt auf Win-Win-Situation
Steffen Baumgart ließ am Donnerstag durchblicken, dass er mit Abgängen mehrerer Leistungsträger im Sommer rechne. “Es gehört in unserem Geschäft dazu, dass man über Ablösesummen Geld verdient”, sagte der FC-Trainer auf der Pressekonferenz vor dem Spiel beim FC Augsburg, wissend, dass sich im aktuellen Transfermarkt nur mit Leistungsträgern signifikante Ablösesummen generieren lassen. “Wir können gerne über Romantik reden und dass wir mit dem Herzen dabei sind, aber in diesem Job geht es um viel Geld. Wenn sich daraus eine Win-Win-Situation ergibt, muss das für uns ein Geschäftsmodell sein.”
Weiter betonte Baumgart, dass es auch seine Trainerrolle sei, eben solche Leistungsträger aufzubauen, um sie zu Geld zu machen: “Meine Aufgabe ist es nicht nur, die Mannschaft zu entwickeln, sondern auch positive Marktwert zu entwickeln. Die sind jetzt da. Und dann ist klar, dass Begehrlichkeiten geweckt werden. Jetzt machen wir uns Gedanken darüber, was passieren kann – und suchen die richtigen Antworten.”
Aktuelle Saison als bestes Transfer-Beispiel
Die Suche nach Alternativen für potentielle Abgänge hat also schon längst begonnen. In dieser Saison hat der FC bereits bewiesen, dass es mit ablösefreien Spielern (Schwäbe, Hübers, Ljubicic, Uth) und Leihgeschäften (Kilian, Chabot, Arrey-Mbi) möglich ist, Abgänge vermeintlicher Leistungsträger (u.a. Bornauw, Czichos, Jakobs, Meré, Drexler) mehr als nur zu kompensieren. Das soll auch im kommenden Sommer wieder gelingen. “Ich mache mir keine Gedanken um eine mögliche Gefahr”, sagte Baumgart. “Für unsere Entwicklung hatten wir jetzt einen guten Startschuss – und wollen sie fortsetzen.“
Baumgart betonte zudem, dass er sich mit dem neuen Sportchef Christian Keller einig sei, auf welche Spieler man ein Auge werfen werde. Es gehe vor allem darum, Spieler zu finden – möglichst ablösefrei -, die zwar noch keine Bundesliga-Erfahrung hätten, sehr wohl aber das Potenzial und den Anspruch haben. “Es gibt genug gute Jungs, um die wir uns bemühen können”, sagte der 50-Jährige. “Und es gibt Möglichkeiten, Spieler auszuleihen.”
Baumgart macht sich zudem keine Sorge, dass der FC nicht attraktiv genug sein könne, weil man im Gehalt weniger anbieten werde als die Konkurrenz. “Wenn ich in diesem Jahr mit Spielern rede, fällt es mir leichter, den FC interessant zu machen. Jeder weiß, wie wir spielen. Und mehr Werbung für Spieler, die geilen Fußball spielen wollen, können wir nicht machen. Dazu kommt eine geile Stadt, ein geiles Stadion, ne geile Lebensatmosphäre, die für Köln sprechen.”
Wäre da das Finanzielle nicht, das es dem FC nahezu unmöglich machen wir Ablösesummen zu zahlen – insbesondere dann, sollte das wenige vorhandene Geld für die feste Kilian-Verpflichtung sowie für eine Vertragsverlängerung von Salih Özcan draufgehen. Doch Baumgart wollte sich auch deswegen nicht den Optimismus nehmen lassen. “Die Jungs werden alle genug verdienen, damit sie warm essen können.”
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