Der 1. FC Köln gewinnt drei Spiele in Folge und katapultiert sich im Rennen um Europa in eine hervorragende Position drei Spieltage vor Schluss. Dennoch müssen sich die Verantwortlichen der Geißböcke mit zwei unnötigen Personalien befassen. Steffen Baumgart hat in der Causa Ondrej Duda ein wichtiges Signal gesetzt. Eine Lehre aus 2017 zeigt: Nach Europa geht es nur im Kollektiv. Ein Kommentar.
Um eines vorweg zu schicken: Die Personalien Anthony Modeste mit seinem Kaffee-Jubel und Ondrej Duda mit seiner Suspendierung sind komplett unterschiedlich gelagert und in keiner Weise miteinander zu vergleichen. Der Franzose hat mit dem Schleichwerbung-Jubel seinen Höhenflug überzogen und den des FC zu seinem persönlichen Vorteil versucht zu nutzen. Das hätte er nicht machen dürfen. Geldstrafen vom DFB und vom FC werden wohl folgen.
Ich-AG Modeste zahlt Extravaganzen mit Leistung zurück
Dass Modeste eine Ich-AG im Profi-Fußball ist, ist aber nicht erst seit seinen jüngsten Vertragsforderungen bekannt. 2016 zog er eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, um einen neuen, besser dotierten Vertrag zu verhandeln. 2017 wechselte er tatsächlich, natürlich auf Drängen des FC, aber auch aus eigenem Willen, zu groß war die Verlockung der China-Millionen. Nun läuft das gleiche Spielchen wieder. So ist das nun mal im Fußball.
Das ist nicht zu verurteilen. Das ist Teil des Geschäfts. Modeste will das finanziell Beste aus seiner Karriere herausholen. Dazu gehört offenbar auch sein Kaffee. Steffen Baumgart hat dazu alles gesagt. Wer überdreht, geht das Risiko, dass ihm dies auf die Füße fällt. Doch in Modestes Fall gilt: Beim Franzosen stimmen die Leistungen zu diesem Überdrehen. Modeste hat sich seinen Sonderstatus verdient. Und bislang konnte Baumgart ihn noch immer dazu bringen, sich bei allen Extravaganzen stets in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Wenn einer mit dem FC nach Europa will, dann ist es Modeste. Und so spielt er auch.
Baumgart hat Duda lange genug geschützt
Ganz anders Ondrej Duda. Der Slowake hat seine eigenen Interessen fraglos auf eine ganz andere Art und Weise als Modeste über die Interessen des 1. FC Köln gestellt. Dass Baumgart und die anderen FC-Verantwortlichen mit einer Suspendierung reagiert haben, deutet darauf hin: Hier hat sich ein Spieler in der entscheidenden Saisonphase etwas herausgenommen, das sich in einer Mannschaftssportart nicht gehört.
Schon gar nicht für einen Spieler, der zwar zu den Topverdienern des Klubs gehört, in dieser Saison in seinen Leistungen aber weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Baumgart hatte mit Duda viel Geduld, hat ihn gelobt, geschützt, angestachelt. Zurückgezahlt hat Duda das Vertrauen nicht. Zwei Tore und null Vorlagen als Spielmacher in 29 Spielen (20 als Startelf-Spieler): Duda hat sich nie an das schnelle, intensive Spiel unter Baumgart angepasst, und doch scheint er zu glauben, er habe sich weiterhin große Spielanteile verdient.
Kein Spieler ist größer als die Ziele des Klubs
Im Rennen um Europa jedoch braucht der 1. FC Köln nur Spieler, die sich in jedem Moment für den gemeinsamen Traum zerreißen. Nicht nur, wenn es ihnen gefällt oder sie die Spielzeiten erhalten, die sie sich wünschen. Das hat Kölns Europa-Erfolg 2017 gezeigt, als ein überragendes Kollektiv unaufhaltsam bis Platz fünf emporstieg. Vieles erinnert 2022 an damals. Ein Beweis: Dass der FC das Team mit den meisten Joker-Toren ist, kommt nicht von ungefähr – sondern von einem stimmigen Kollektiv.
Zu diesem gehört Duda offenbar nicht mehr. Daher musste er aussortiert werden. Eine Entscheidung, die den Spieler zum Nachdenken anregen sollte. Die Tür ist angeblich noch nicht zu. In der vergangenen Saison hatte sich der Slowake noch für den FC zerrissen. Jetzt muss Duda beweisen, dass er bereit ist, ins Kollektiv zurückzukehren. Seine Qualitäten sind unbestritten, doch scheint er nicht gewillt, sie so einzusetzen, wie der Trainer es von ihm verlangt. Wie heißt es so schön? Kein Spieler ist größer als der Klub – und niemand darf die Ziele des Klubs aus egoistischen Gründen gefährden. Das hat Ondrej Duda am Sonntag zu spüren bekommen.
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