Beim 1. FC Köln toben die Kämpfe um die Stammplätze. Defensiv wie offensiv sind noch Plätze zu vergeben, und auf vielen Positionen haben die Geißböcke personell nachgerüstet, insbesondere mit positionsflexiblen Spielern. Das gibt Steffen Baumgart mehr Optionen – und erhöht den Konkurrenzkampf. So stellt sich auch die Kölner Viererkette noch nicht gänzlich von selbst auf.
Am Dienstagvormittag staunten die Zuschauer beim FC-Training nicht schlecht: Nach einem hohen Ball und einer Kopfballverlängerung von Anthony Modeste fiel das Kunstleder gut 18 Meter vor dem Tor von Marvin Schwäbe dem eigentlichen Innenverteidiger Jeff Chabot vor die Füße. Der Winter-Neuzugang holte aus und jagte die Kugel per Direktabnahme als Volleyschuss mit links krachend unter die Latte.
Ein Traumtor, das erstauntes Rufen der Fans und Klatschen der Mitspieler hervorrief. Es blieb aber nicht Chabots einzige gute Szene an diesem Tag. Der von Sampdoria geliehene Hüne (1,93 Meter) gewann zahlreiche Zweikämpfe, bestritt praktisch jedes Kopfballduell erfolgreich und machte auch am Ball mit dem Fuß einen sicheren Eindruck. Was im Trainingslager und in den frühen Testspielen allzu häufig noch allzu unglücklich aussah, wirkte plötzlich voller Selbstbewusstsein.
Vertragliche Situation bei Chabot kompliziert
Womöglich auch, weil Chabot seine Chance wittert. Eigentlich schien die Innenverteidigung mit Timo Hübers und Luca Kilian nach den guten Leistungen in der vergangenen Rückrunde gesetzt. Doch dann musste Kilian im Trainingslager kürzer treten und verpasste neben einer Trainingswoche auch zwei Testspiele. In Offenbach agierte der 22-Jährige unglücklich und leistete sich ähnliche Patzer wie mehrfach in der Rückrunde. Dagegen machte es Chabot zuletzt besser und bekam Lob der Verantwortlichen.
Und das, nachdem man am Geißbockheim nach einem schwachen ersten Halbjahr des Leihspielers überhaupt nicht zufrieden gewesen war. Ein Ende der Leihe stand aus wirtschaftlichen Gründen nicht zur Debatte, doch Chabot schien weit weg von weiteren Einsätzen, zumal nach GEISSBLOG-Informationen eine Kaufpflicht im Leihvertrag verankert ist, die sich an der Anzahl der Spiele orientiert. Beim FC glaubt man zwar, dass es ein vertragliches Schlupfloch geben könnte, um die Kaufpflicht in jedem Fall zu umgehen. Jedoch wäre es fraglos für alle Seiten das Einfachste und Beste, wenn der 24-Jährige den Durchbruch schaffen und sich zu einem Innenverteidiger von Bundesliga-Format entwickeln würde.
Pedersen: Wo sieht Baumgart den Neuzugang?
Kilians Schwäche und Chabots gute Ansätze setzen daher auch weiterhin ein Fragezeichen hinter den Partner von Timo Hübers in der Innenverteidigung. Am Dienstag ließ Baumgart zudem Kristian Pedersen konsequent als linker Innenverteidiger spielen. Bislang, auch weil Jonas Hector im Training gefehlt hatte, hatte der Neuzugang stets auf seiner angestammten Position links verteidigt. Doch der Däne kann auch zentral spielen, und so wollte sich der FC-Trainer dies im Training nun auch mal anschauen.
“Seine Stärken liegen klar auf der linken Außenbahn, und dort planen wir mit ihm. Aber es geht darum, dass wir mit ihm eine neue Breite im Kader haben”, sagte Baumgart. Der 50-Jährige betonte, dass mit Pedersen auch die Option gegeben sei, Kapitän Hector auf einer anderen Position einzusetzen. Doch beim FC ist man sich einig, dass der ehemalige deutsche Nationalspieler den Geißböcken auf der Linksverteidiger-Position am meisten helfen kann. Vor allem, solange Ellyes Skhiri in Köln und auf der Sechs gesetzt ist.
Wird Hector für Regensburg fit?
Während rechts Benno Schmitz weiter die Nase vor Kingsley Ehizibue vorn zu haben scheint, ist Hübers gesetzt und bei Hector nur die Frage, wo er spielt, nicht ob. Sofern der FC-Kapitän links bleibt, buhlen Kilian, Chabot und Pedersen um die zweite Position im Zentrum, Pedersen zudem um seine Chance auf links. Diese könnte der wuchtige Linksfuß (1,89 Meter) zumindest im DFB-Pokal beim SSV Jahn Regensburg erhalten, da Hector erst letzter Woche vollständig im Mannschaftstraining ist und bislang nur 20 Minuten gegen den AC Milan in einem Testspiel bestreiten konnte.
Baumgart betonte, dass die Neuzugänge, in der Defensive Pedersen und Eric Martel (Sechser und Innenverteidiger) für eine Flexibilität sorgen würden, die man in der vergangenen Saison so nicht hatte. “Wir sind jetzt in der Lage auf allen Positionen adäquat von Spiel zu Spiel zu denken.” Und das muss der FC auch, sofern der Klub über die Play-offs die Gruppenphase der Conference League erreichen sollte. Denn Baumgart verwies bei der Dreifachbelastung auf das Alter so mancher Top-Spieler: “Tony Modeste und Jonas Hector werden nicht das ganze Jahr das Tempo durchziehen können.” Ein Fingerzeig, dass man beim FC deutlich mehr Personalwechsel sehen wird als letzte Saison.
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