Vor einem Jahr ist Kevin McKenna überraschend als Co-Trainer zum 1. FC Köln zurück gekommen. Im GEISSBLOG-Interview verrät er, wie es dazu kam, blickt auf die letzte Saison mit Steffen Baumgart zurück und erklärt, warum er sehr zuversichtlich in die neue Spielzeit geht.
Das Interview führte Lars Tetzlaff
GEISSBLOG: Herr McKenna, vor fast genau einem Jahr haben Sie nach Ihrer beendeten Trainer-
Station in Kaiserlautern im GEISSBLOG-Interview gesagt, dass Sie auf der Suche
nach einer neuen Herausforderung sind. Eine Woche später haben Sie beim FC
unterschrieben. Das ging schnell…
Kevin McKenna: “Allerdings. Ich saß auf meiner Terrasse und habe Baumi (Steffen Baumgart, Anm. d. Red.) eine WhatsApp geschrieben und ihm viel Glück für die Vorbereitung auf die neue Saison gewünscht und dass wir bei Gelegenheit mal ein Kölsch zusammen trinken sollten –wir kennen uns ja schon ein paar Jahre. Eine Stunde später schrieb er zurück: „Lass uns später telefonieren!“ Das haben wir dann abends gemacht und er hat mich gefragt, ob ich Co-Trainer in seinem Team beim FC werden möchte. Das kam echt überraschend, aber da konnte ich natürlich nicht Nein sagen.
Als Co-Trainer sind Sie hauptsächlich für die Defensive des Teams verantwortlich. Was bedeutet das in der Praxis?
“Baumi hat den Gesamtüberblick und ist der Chef. Wir Co-Trainer haben unsere Schwerpunkte, sind aber auch bei allen anderen relevanten Fragen involviert. In allererster Linie kümmere ich mich um unsere Abwehrkette: Was kommt als Verteidiger im nächsten Spiel auf dich zu? Wie kannst du dich verbessern? Und ganz wichtig: Was machst du schon richtig gut? Positiv denken! Da spielt das Thema Video-Analyse und die individuelle Arbeit mit den Spielern eine große Rolle. Individuell heißt, auf jeden einzelnen Spieler anders einzugehen. Jonas Hector muss niemand mehr erklären, wie ein linker Außenverteidiger zu spielen hat. Das weiß er wahrscheinlich sogar besser als ich.”
Blicken wir kurz auf die letzte Saison zurück: Gab es einen Moment, in dem Sie gedacht haben: „Mensch, das funktioniert ja hier. Das wird eine gute Saison.“
“Ganz ehrlich? Die Spielweise war komplett neu für das Team: Das hohe Verteidigen mit den Abwehrspielern auf der Mittellinie, das frühe Pressing, das Decken im Raum. Aber nach drei, vier Spieltagen habe ich gemerkt: Das klappt! Und zu sehen, wie schnell unsere jungen Verteidiger dieses System verinnerlicht haben, das war großartig.”
Steffen Baumgart ist bekanntlich ein recht emotionaler Typ. Sie sind eigentlich ein ruhiger Zeitgenosse, können aber ja auch hin und wieder ordentlich aus dem Sattel gehen. Kracht es zwischen „Baumi und Macka“ auch mal?
“Nein, Baumi ist der Chef! Da habe ich mich im Griff (lacht). Aber im Ernst: Von ihm kann ich so viel lernen. Genauso wie von allen anderen im Trainerteam. Die Chemie und die Balance sind einfach top. Das ist extrem wichtig.”
In Ihrer Funktion legen Sie besonderen Wert auf die Defensive, der Spielstil des FC ist aber unter Baumgart offensiv geprägt. Was ist Ihnen lieber: Ein knappes 1:0 oder ein spektakuläres 4:3?
“Puh, schwierig! Ich nehme ein 2:0 als Kompromiss, obwohl ich den Fans ja auch ein 4:3-Spektakel gönne. Das Potenzial für viele Tore hat unsere Mannschaft in jedem Fall. Daran, dass hinten noch weniger anbrennt, arbeiten wir.”
Werfen wir einen Blick voraus: Was dürfen wir vom FC in der neuen Saison erwarten?
“Die Jungs sind echt super drauf und geben in der Vorbereitung gerade Vollgas. Das ist harte Arbeit und harte Arbeit wird belohnt. Außerdem kennen die Allermeisten jetzt schon die taktischen Abläufe, die wir letztes Jahr noch einstudieren mussten. Das stimmt mich alles sehr zuversichtlich. Trotzdem wird die Saison sehr schwierig, weil die Liga ausgeglichener sein wird. Es gibt kein Team, von dem man sagen würde, dass es auf jeden Fall gegen den Abstieg spielen wird. Aber: Das ist doch extrem spannend. Das wird eine geile Saison.”
Steffen Baumgart hat seinen Vertrag jüngst verlängert. Wie sieht es bei Ihnen aus?
“Der Job macht im Moment richtig viel Spaß, deshalb würde ich natürlich gerne verlängern. Das gilt übrigens für das gesamte Co-Trainer-Team. Aber das hat aktuell keine Priorität, wir sind in der Vorbereitung, und es gibt genug zu tun. Wir haben noch einiges vor.”
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