Der 1. FC Köln agiert in dieser Saison bislang defensiv stabiler als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison. Doch dafür fehlt den Geißböcken offensiv die Durchschlagskraft. Steffen Tigges spricht offen über die Anpassungsprobleme. Auch Steffen Baumgart weiß, was es noch braucht. Der FC hofft, dass der Herbst den Knoten löst.
Dass der 1. FC Köln in der vergangenen Saison auf Platz sieben landete, war einer in allen Mannschaftsteilen stabilen Saison geschuldet. Anthony Modeste überstrahlte zwar mit 20 Toren, doch hinter dem Franzosen hielten die Kölner den Laden zusammen, brachten ihren Stürmer immer wieder in Position und sorgten mit solider Defensivarbeit dafür, dass die Tore des Mittelstürmers immer wieder Punkte brachten.
In dieser Saison ist Modeste Geschichte und der FC muss zusehen, wie er ohne den Franzosen klar kommt. Bislang gelingt dies durchaus zufriedenstellend. Was auffällt: Vor allem die Defensive überzeugt bislang – und das trotz der häufig notwendigen Personalrochaden. Der Statistik-Vergleich belegt: Der FC gewinnt mehr Defensiv-Zweikämpfe, lässt weniger Torschüsse des Gegners zu und diese Torschüsse des Gegners sind überdies weniger genau und gehen seltener auf das Tor von Marvin Schwäbe als letzte Saison.
Chancenverwertung ist gesunken
Der FC hat sich in der Abwehr also verbessert. Dies spiegelt sich nicht nur in einem Gegentore weniger nach sieben Spieltagen, sondern auch in den Daten. Zu dieser Wahrheit gehört aber auch, dass der FC in der Offensive noch nicht so funktioniert, wie dies letztes Jahr der Fall war. Zwar spielt der FC mehr kurze Pässe, hat mehr Ballbesitz und spielt weiter konsequent über die Außen. Doch die Genauigkeit der Flanken in den Strafraum hat ebenso abgenommen wie die Anzahl Torchancen und die Verwertung dieser Chancen. Zum Vergleich: 2021/22 hatte der FC nach sieben Spieltagen 29,5 Prozent seiner Chancen verwertet. Jetzt sind es nur 26,8 Prozent.
Das mag nicht nach viel klingen, ist jedoch auch in den Augen des Trainers Steffen Baumgart die Nuance, die es manchmal braucht, um ein Spiel zu gewinnen. Bestes Beispiel: die vergebene Großchance beim VfL Bochum in der Nachspielzeit durch Nikola Soldo oder der Pfostenschuss nach 75 Minuten durch Sargis Adamyan. Der FC muss bislang mehr Aufwand betreiben, um den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen, als letzte Saison. Ein Grund: Dem FC fehlt ein Knipser wie Modeste.
Tigges spricht offen über Anpassungsprobleme
“Wir haben es auch letzte Saison nicht sofort geschafft, Spiele wie in Bochum zu gewinnen. In der zweiten Halbserie der Saison sind die Spiele dann aber zu uns gefallen”, sagte Baumgart nach dem 1:1 in Bochum und benannte das Hauptproblem: “Uns fehlt noch etwas die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor.” Trotzdem lobte Baumgart die “sehr gute Entwicklung” der jungen Spieler. “Wenn man sieht, wen wir abgegeben haben und wer da jetzt spielt, dann machen die Jungs das gut.”
Gemeint sind insbesondere Steffen Tigges und Florian Dietz, die anstelle Anthony Modeste und Sebastian Andersson in dieser Saison in der Sturmspitze auflaufen. Tigges sprach nach dem Bochum-Spiel offen von dem Eingewöhnungsprozess, den er und Dietz durchlaufen müssten. Denn der Sprung ist groß. “Flo und ich sind noch nicht so lange dabei, Bundesliga-Niveau ist auch nochmal ein bisschen was anderes als in der Regionalliga. Da müssen wir uns dran gewöhnen.”
Auch Modeste trifft noch nicht
Offene Worte des Youngster, der für rund 1,5 Millionen Euro von Borussia Dortmund kam. Dietz wurde aus der eigenen U21 zu den Profis befördert. Für beide gilt: Die Abläufe passen noch zu selten, die Flanken und Laufwege stimmen noch nicht überein, häufig landet eine Flanke genau dort, wie Tigges und Dietz nicht stehen. “Es ist eine Mischung aus vielen Aspekten. Manchmal kommt die Flanke nicht richtig. Manchmal kommt sie gut, aber die Box ist nicht richtig besetzt. Die Laufwege müssen abgestimmt werden”, sagte Tigges. “In der Länderspielpause haben wir Zeit, an solchen Sachen zu feilen.”
Ab Montag wird Baumgart seine Spieler am Geißbockheim versammeln und sie auf das Heimspiel gegen Borussia Dortmund vorbereiten. Dort kommt es dann zum Wiedersehen mit Anthony Modeste. Auch dieser hat beim BVB noch große Anpassungsprobleme, auch dort stimmen Laufwege und Zuspiele noch nicht. Erst ein Tor hat Modeste für Schwarz-Gelb erzielt. Übrigens nach einer Flanke von Salih Özcan. Das waren wohl noch die alten Abstimmungen aus Kölner Zeiten.
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