Der 1. FC Köln erlebt ein außergewöhnliches Fußballspiel gegen Borussia Dortmund. Viele Geschichten rund um die Partie führen zu einem 3:2-Heimsieg, der mehr wert ist als drei Punkte. Die Geißböcke gehen vor allem mental gestärkt in den Oktober und sind dem Halbzeit-Ziel einen großen Schritt näher gerückt.
Aus Müngersdorf berichtet Sonja Eich
Die Geschichte des Spiels
Geschichten hatte das Spiel am Samstag viele zu schreiben. Steffen Tigges, der ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub das erste Bundesliga-Tor für den FC erzielt. Anthony Modeste, der bei seiner Rückkehr einmal mehr glücklos agierte. Salih Özcan, der herzlich empfangen worden war. Doch als Steffen Baumgart nach dem 3:2-Erfolg gegen den BVB in den Katakomben des RheinEnergieStadions verschwand, zählte das alles nicht mehr. “So macht Fußball Spaß”, rief der 50-Jährige mehr zu sich selbst und verschwand in der Kabine. Hinterher erklärte der FC-Trainer: “Es war ein Fußballfest. Zwei Mannschaften, die mit offenem Visier spielen. Wenn wir so ein Spiel nicht als Fußballfest feiern, können wir aufhören.” Und Feste muss man schließlich feiern, wie sie fallen.
Torschütze des Spiels
Natürlich war der 1:1-Ausgleich durch Florian Kainz von größter Wichtigkeit für die Geißböcke. Natürlich war der Schlenzer von Dejan Ljubicic das schönste Tor des Tages. Doch das 2:1 durch Steffen Tigges nach einem Kainz-Eckball war eben der besondere Moment. Nicht Anthony Modeste traf gegen seinen Ex-Klub, sondern Steffen Tigges, der designierte Modeste-Nachfolger, dem zwar noch viel fehlt, um den Franzosen in Gänze zu ersetzen. Doch wie Tigges in die Flanke ging, den Kopfball setzte und hinterher von seinen Teamkollegen und der Südkurve gefeiert wurde, schien wie der Übergang von Vergangenheit in die Zukunft.
Pechvogel des Spiels
Auch der zweite Modeste-Ersatz in dieser Saison hätte beinahe jubeln dürfen. Florian Dietz lief nach einem starken Kainz-Pass plötzlich alleine auf das BVB-Tor zu. Links neben ihm brachte sich Sargis Adamyan in Position, verfolgt von Niklas Süle. Dietz hätte abspielen können, vielleicht sogar müssen. Vielleicht war ihm der Querpass aber auch zu riskant. Und so schoss Dietz selbst. Mehr Innenpfosten ging nicht. Der Ball wäre beinahe noch reingegangen, flog aber um Zentimeter am anderen Pfosten vorbei. Es wäre das 3:1 gewesen, das wenig später Ljubicic erzielte. Dietz hätte es gut getan, trotzdem musste er hinterher nicht grübeln. Dass er den Schuss nahm, zeugte von dem Selbstvertrauen, das Baumgart ihm eingepflanzt hat.
Zitat des Spiels
“Mein Tor war fast identisch mit dem Tor, das ich vor einem Jahr gegen den FC gemacht habe. Ich habe das letztes Jahr also im Prinzip einmal geübt, um das heute wieder zu machen.” (Steffen Tigges)
Pfiff des Spiels
In der 25. Minute hatten der 1. FC Köln und Ondrej Duda großes Glück. Was den Slowaken geritten hatte, wurde nicht aufgeklärt. Doch Duda hätte mit einer glatt Roten Karte vom Platz fliegen können. Der Spielmacher hatte an der Seitenlinie auf Höhe der Mittellinie einen Zweikampf gegen Salih Özcan verloren. Die folgende Grätsche traf Özcan von hinten in der Kniekehle. Dass Schiedsrichter Harm Osmers nur Gelb zückte, war pures Glück für Duda und den FC.
Das Double des Spiels
Was war da denn los? Ein Mann mit weißem FC-Polo mit der Nummer 72, mit Gatsby-Cap und Sonnenbrille, stand beim Warmmachen beider Mannschaften auf der Haupttribüne an der Bande zum Spielfeldrand. Dann ging er, wie selbstverständlich, zum VIP-Bereich, wo die Familie Baumgart sich versammelt hatte, und sprach mit Baumgarts Ehefrau Katja, die sich sichtlich amüsiert zeigte. Später winkte der Baumgart-Doppelgänger den versammelten Baumgart-Assistenten auf dem Rasen zu. Diese blickten verwirrt nach oben, winkten aber zurück. Ob sie dem Schwindel für eine Sekunde aufgesessen waren?
Die unerzählte Geschichte des Spiels
Die Brille ist zurück in Müngersdorf! Allerdings nicht von Anthony Modeste – der blieb über 90 Minuten glücklos und konnte gegen seinen Ex-Verein nicht jubeln. Allerdings, fast unbemerkt und von den Kameras eingefangen, kopierte Jude Bellingham den Modeste-Jubel. Nach dem 0:1 von Julian Brandt zeigte der 19-jährige Kapitän die typische Modeste-Brille.
Die Erkenntnis des Spiels
Der 1. FC Köln ist perfekt in den Herbst gestartet. Vor einem Jahr hatte der FC am achten Spieltag nach der Länderspielpause mit 0:5 in Hoffenheim verloren. Dieses Mal gelang den Geißböcken der BVB-Coup. Das hilft nicht nur für das Conference-League-Spiel am Donnerstag gegen Belgrad, sondern vor allem für die Liga. Nächsten Sonntag geht es zum Derby nach Gladbach, anschließend gegen Augsburg und Mainz. Mit 13 Punkten auf dem Konto kann sich der FC schon in den nächsten Wochen in Richtung des Halbzeit-Ziels (20 von 40 Punkte) bewegen. Die ersten Rückschläge (das Kräfte-Tief gegen Stuttgart, die Leistung gegen Union) wurden erfolgreich überwunden. So geht es mit Volldampf und vor allem mental gestärkt in den Oktober.
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