Der 1. FC Köln hat ein Sturm-Problem. Nur fünf Stürmer-Tore in 15 Bundesliga-Spielen – viel zu wenig für die Geißböcke und eine der Haupt-Ursachen für den Absturz der letzten Wochen. Wird der FC nun auf dem Winter-Transfermarkt reagieren? Und wenn ja, nach wem suchen die Kölner?
Steffen Baumgart hat zumindest schon mal aus dem Nachwuchs reagiert. Der FC-Trainer hat am Montag den U19-Stürmer Justin Diehl für die USA-Reise nominiert. Doch Diehl ist weder ein sofortiger Kandidat für regelmäßige Einsätze bei den Profis in der Rückrunde noch kann der erst 17-Jährige ein Hoffnungsträger für viele Stürmer-Tore in 2023 sein – zumindest noch nicht in der Bundesliga.
Derweil kursieren seit einigen Tagen bereits die ersten Namen in der Gerüchteküche rund um den 1. FC Köln. Bei der Suche nach einem neuen Mittelstürmer wird immer wieder Davie Selke von Hertha BSC genannt. Der 27-Jährige besitzt einen auslaufenden Vertrag in Berlin. Angeblich will Hertha den Angreifer sogar schon im Winter ablösefrei gehen lassen. Der Grund: Die Berliner wollen das Vier-Millionen-Euro-Jahresgehalt von der Payroll haben.
Darum würde ein FC-Interesse an Selke überraschen
Doch alleine schon deswegen wäre ein Transfer zum 1. FC Köln eine riesige Überraschung. Selke müsste auf gut drei Viertel seines aktuellen Gehalts verzichten, um beim FC überhaupt ins neue Gehaltskonzept zu passen. Vom Sportlichen mal ganz zu schweigen: Denn Selkes bislang beste Zeit in der Bundesliga liegt schon lange zurück. In den letzten viereinhalb Jahren erzielte der Angreifer in 121 Bundesliga-Spielen gerade mal zwölf Tore. Eine erschreckend schwache Quote für einen Stoßstürmer, die große Zweifel aufkommen lässt, ob der 1,95 Meter große Angreifer dem FC wirklich helfen könnte.
Dennoch: Nach dem Kreuzbandriss von Florian Dietz und der Formschwäche von Steffen Tigges sowie Sargis Adamyan benötigt der FC dringend für die verbliebenen 19 Bundesliga-Spiele der Saison ab Januar einen weiteren Knipser. Weil Tigges der einzige echte Stoßstürmer im Team ist und Steffen Baumgart einen solchen Angreifer gerne ins Spiel bringt, richtet sich der Blick auf Kandidaten, die robust zu Werke gehen können und im gegnerischen Strafraum zu Hause sind – doch der Markt ist klein.
Bislang nur Namen: Szalai, Dursun, Petersen, Tietz
Am Montag wurde bekannt, dass Adam Szalai vom FC Basel einen Winter-Wechsel anstrebt. Der 34-Jährige ist zwar längst nicht mehr im besten Fußballer-Alter, doch möglicherweise wäre er als erfahrene Alternative zu Tigges mit seiner Routine eine Hilfe für den FC. Dasselbe gilt auch für Nils Petersen (33), den Baumgart bereits vor der Saison vom SC Freiburg loseisen wollte und der dort inzwischen noch viel weniger spielt als zuvor. Beide sind jedoch wahrlich keine Laufwunder mehr – eine wichtige Eigenschaft unter Baumgart.
Zumindest etwas jünger ist Serdar Dursun, der nach einem starken Jahr bei Fenerbahce (15 Tore in 33 Spielen) inzwischen kaum noch zum Einsatz kommt und aufgrund eines Vertrags bis 2024 zumindest für ein halbes Jahr ausgeliehen werden könnte. Dursun erlebte seine beste Zeit in Deutschland beim SV Darmstadt 98, wo er zwischen 2018 und 2021 in 100 Zweitliga-Spielen ingesamt 54 Tore erzielte und 19 weitere vorbereitete.
Aktuell macht in Darmstadt sein Nachfolger Philipp Tietz auf sich aufmerksam, und so mancher FC-Fan wünscht sich den 25-Jährigen in Köln. Nach 15 Toren in der vergangenen Saison hat Tietz in der diesjährigen Hinrunde insgesamt sechs Tore erzielt. Der 1,90 Meter große Mittelstürmer ist jedoch noch bis 2024 an den Tabellenführer der Zweiten Liga gebunden. Aufgrund der Aufstiegs-Ambitionen dürften die Lilien kaum geneigt sein, Tietz für ein halbes Jahr an den FC zu verleihen. Geschweige denn wäre es für den finanzschwachen FC möglich, eine Millionen-Ablöse für den Stürmer locker zu machen. Daher scheint kaum vorstellbar, dass der FC den SVD überhaupt kontaktieren würde.
Hack war schon mehrfach Thema beim FC
Abseits des Stoßstürmers stellt sich nach einer Aussage von Sportchef Christian Keller jedoch die Frage, ob die Geißböcke nur im Sturmzentrum nach einer Verstärkung suchen werden. Keller hatte zuletzt immer wieder betont, dass es nicht nur um die zentralen Angreifer ginge, sondern auch um ihre offensiven Mitspieler – die Vorbereiter oder Torschützen rund um die klassische Neun. “Wir haben in allen Mannschaftsteilen Entwicklungspotential. Manchmal fehlt es auch am letzten Ball und nicht nur an den Stürmertoren.”
Im Sommer wurde dem FC nach GEISSBLOG-Informationen Robin Hack von Arminia Bielefeld angeboten. Die Geißböcke hätten den variablen Angreifer demnach für unter eine Million Euro vom Bundesliga-Absteiger verpflichten können. Hack war schon häufiger beim FC im Gespräch. Ex-Sportchef Horst Heldt hatte 2020 versucht den ehemaligen U21-Nationalspieler vom 1. FC Nürnberg zu verpflichten, sich dann aber für Dimitris Limnios entschieden.
FC will in den USA entscheiden
Hack wechselte ein Jahr später zu Bielefeld, stieg mit der Arminia aber in die Zweite Liga ab und steht nun mit den Ostwestfalen auf einem Abstiegsrang. Was Hack auszeichnet: Er ist nicht nur im Ballbesitz stark, sondern auch laufstark gegen den Ball. Der 24-Jährige hat in der Zweitliga-Hinrunde die zweitmeisten Sprints in der Liga angezogen und kommt auf die drittmeisten intensiven Läufe. Neben seinen acht Toren und zwei Vorlagen in der Zweitliga-Hinrunde legte er zudem auf 90 Minuten gerechnet im Schnitt 11,0 Kilometer zurück.
Versuchen sich die Geißböcke also im Winter an Hack, vor allem, sollte sich bei keinem Mittelstürmer eine Tür auftun? Fraglos würde der ehemalige U21-Nationalspieler die offensiven Möglichkeiten des FC vergrößern und den Angriff variabler machen. Doch die wenigen finanziellen Mittel wird Köln fraglos zunächst versuchen in einen Stoßstürmer zu investieren. In den USA will sich Keller mit seinem sportlichen Führungsteam zusammensetzen und über den Transferplan entscheiden.
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