Der 1. FC Köln freut sich nicht nur über sechs Punkte aus vier Spielen in 2023. Die Geißböcke haben ein großes Problem aus dem Herbst offenbar in den Griff bekommen. So kann es mit mehr als nur dem Klassenerhalt klappen.
Aus Müngersdorf berichtet Marc L. Merten
Geschichte des Spiels
Nach 15 Spieltagen mit Beginn der Winterpause hatte der 1. FC Köln schon 28 Gegentore kassiert. Viel zu viel für den Geschmack von Steffen Baumgart, ein Schnitt von fast zwei Gegentoren pro Spiel. So kannst du in der Regel nur schwer die Klasse halten. Doch der FC hat im Winter offenbar die Kurve bekommen. Nur nur ist der FC nun schon vier Spiele ungeschlagen, sondern hat in diesen vier Spielen auch nur zwei Gegentore insgesamt kassiert, ein Schnitt von 0,5 Gegentoren. Und das, obwohl die Gegner u.a. FC Bayern und RB Leipzig hießen. Das ist ein großer Erfolg für die Geißböcke, die damit zeigen, dass die Arbeit in der Winterpause funktioniert.
Moment des Tages
Dass es insbesondere in München und gegen Leipzig nur unter gewissen Umständen zu Punkten reicht, ist klar. Es braucht einen überragenden Torhüter (Schwäbe zeigte gegen Bayern und RB seine Klasse mit zahlreichen Paraden). Darüber hinaus braucht es Augenblicke wie in der 3. Minute, als Timo Werner alleine auf Schwäbe zulief und den Ball völlig unbedrängt am Pfosten vorbei schob. Trotzdem: Aus Kölner Sicht war der Moment des Spiels in der 37. Minute, als Linton Maina alleine vor Blaswich auftauchte, den Innenpfosten traf und Ljubicic im Nachschuss nur das Lattenkreuz. Wer gegen Leipzig und die Bayern gewinnen will, muss die wenigen sich bietenden Chancen nutzen.
Spieler des Spiels
Es gab zahlreiche Spieler, die überzeugten, doch Marvin Schwäbe war einmal mehr überragend. Wie er gegen Silva den Block setzte, sich breit machte, auch den Tunnel verhinderte und dem Stürmer das 0:1 versagte, war große Klasse (26.). Wie er dann gegen Werner die Hände hoch riss und dessen strammen Schuss gerade noch mit den Fingerspitzen ablenkte, war ebenso stark (32.). Solche Paraden brauchst du als FC, um gegen Leipzig etwas Zählbares mitnehmen zu können.
Statistik des Spiels
Doch es war nicht nur Schwäbe, der dem FC die Null hielt. In den ersten 25 Minuten nach dem Seitenwechsel schoss Leipzig kein einziges Mal aufs Tor, der FC war klar spielbestimmend, das Torschussverhältnis zwischen Minute 45 und 70 lag bei 4:0 für die Geißböcke. Auch am Ende stand ein klarer Wert auf der Statistik-Seite: Der FC hatte nach 90 Minuten den höheren Expected-Goals-Wert erreicht (1,0) als Leipzig (0,8).
Pfiff des Spiels
In der 42. Minute zeigte Martin Petersen zwei Kölnern gleichzeitig die Gelbe Karte. Erst traf Benno Schmitz Timo Werner, dann erwischte Eric Martel Andre Silva. Zwei Fouls in zwei Sekunden, um einen Leipziger Konter zu unterbrechen. Doch dieser Konter wäre nie passiert, wenn Petersen wieder nur zwei Sekunden vorher ein klares Foul von David Raum an Linton Maina gesehen hätte – und das direkt vor seiner Nase. Der Referee hatte nach der Anfangsphase den Zugriff auf das Spiel verloren und selbst Hektik reingebracht, die zu vier Gelben Karten in Hälfte eins führten. Dabei hatte Petersen sogar noch eine übersehen, denn Jonas Hector hätte nach einem taktischen Foul an Xaver Schlager ebenfalls zwingend Gelb sehen müssen.
Laufleistung des Spiels
Zum vierten Mal in Folge lief der 1. FC Köln deutlich mehr als der Gegner: 7,7 Kilometer mehr gegen Bremen, 9,6 Kilometer mehr gegen die Bayern, 1,2 Kilometer mehr gegen Schalke und jetzt 6,9 Kilometer mehr gegen Leipzig. Der FC lief zum dritten Mal im vierten Spiel in 2023 über 125 Kilometer – etwas, das in der Hinrunde nur Union Berlin ein einziges Mal geschafft hatte.
Zitat des Tages
“Jeder hat großen Spaß daran jeden Tag zum Training zu gehen und am Wochenende die 125 bis 130 Kilometer abzureißen. Irgendwann werden wir auch gegen die großen Mannschaften gewinnen.” (Linton Maina)
Erkenntnis des Spiels
In dieser Verfassung muss sich der 1. FC Köln keine Sorgen um den Abstiegskampf machen. Die Geißböcke legen jede Woche die besten Laufleistungen aller Bundesligisten hin, sind topfit, auch über 90 Minuten, sind vor allem aber im Kopf wieder fit und haben sich in der Winterpause die nötigen Abläufe erarbeitet, gerade defensiv, um wieder stabil zu stehen. Mit dieser Grundlage kann der FC auf eine solide bis gute Rückrunde hoffen, denn in dieser Form sind die Geißböcke nur sehr schwer zu bezwingen. Wenn jetzt noch etwas mehr Durchschlagskraft nach vorne hinzukommt, ist für Köln sogar nach vorne noch ein bisschen was drin.
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