Mit dem 0:2 gegen Wolfsburg hat es der 1. FC Köln verpasst, nochmal an Europa zu schnuppern. Die Wölfe zogen mit dem Sieg in Müngersdorf auf sieben Punkte davon. Nun muss der FC aufpassen, dass einer Ungeschlagen-Serie keine Negativ-Serie folgt.
Geschichte des Spiels
Immer wieder Yannick Gerhardt: Wie schon bei der 0:1-Niederlage am 33. Spieltag der vergangenen Saison war es das FC-Eigengewächs, dass den Geißböcken den Stecker zog. Mit seinem Tor nach vier Minuten brachte der 28-Jährige seinen ehemaligen Verein früh auf die Verliererstraße. Das Ende vom Lied: Zum zweiten Mal in Folge nehmen die Wölfe drei Punkte aus Müngersdorf mit und ziehen dem FC davon. Mit nun sieben Punkten Rückstand auf den VfL sind die zuletzt aufgeflammten Europa-Hoffnungen fürs Erste wieder erloschen.
Moment des Tages
Den gab es bereits vor dem Anpfiff, denn anlässlich des 75. Vereinsgeburtstags hatten die FC-Fans eine Gänsehaut-Choreografie vorbereitet: Die Szenerie zog sich über das komplette Stadion, zeigte die Wappen der Gründungsklubs sowie den legendären Satz des ersten FC-Präsidenten Franz Kremer: “Wollen Sie mit mir deutscher Meister werden?” Die Leistung der Fans vor der Partie konnten die Spieler (leider) nicht mit drei Punkten auf dem Platz veredeln.
Spieler des Spiels
Nach einer schwachen Leistung beim 0:3 in Stuttgart zeigte Jonas Hector gegen die Wölfe im Grunde einen verbesserten Auftritt: Der FC-Kapitän verzeichnete die meisten Ballkontakte und meisten gewonnenen Zweikämpfe aller Akteure auf dem Feld, war aber auch derjenige, der am meisten mit Schiedsrichter Frank Willenborg diskutierte. Auf der einen Seite sollte Hector als Kapitän zwar den Dialog mit dem Unparteiischen suchen. Andererseits war der 32-Jährige irgendwann derart gefrustet – wegen der Schiri-Leistung, der ausgebliebenen Torgefahr seiner Teamkollegen und wegen der vielen kleinen Fehler im Kölner Spiel. So unterlief dem erfahrenen FC-Star am Ende selbst ein Fauxpas, als er Wolfsburgs Kilian Fischer viel zu ungestüm im eigenen Sechzehner legte. Den fälligen Elfmeter verwandelte Maximilian Arnold zum 0:2-Endstand.
Pechvogel des Spiels
Auch dank Marvin Schwäbe kassierte der FC in den ersten fünf Partien 2023 nur zwei Gegentore. Mit starken Paraden sorgte der 27-Jährige unter anderem in München, auf Schalke und gegen Leipzig dafür, dass sein Team nicht verlor. Auch in Stuttgart war dem Schlussmann kein Vorwurf zu machen: Bei den Gegentoren machtlos, verhinderte Schwäbe eine noch höhere Niederlage im Schwabenland. Gegen Wolfsburg aber patzte der FC-Keeper beim frühen 0:1 durch Gerhardt. Klar, frei war die Sicht nicht, Chabot irritierte seinen Torwart. Doch der Ball kam zentral auf Schwäbes Kiste. Den hätte er haben müssen.
Pfiff des Spiels
In Spielminute 66 legte Hector Fischer im Strafraum. Klare Sache: Elfmeter für Wolfsburg und Gelbe Karte für den Kölner Kapitän – im Grunde nichts Außergewöhnliches. Jedoch musste man bis zu diesem Strafstoß annehmen, dass Frank Willenborg seine Karten schlichtweg zu Hause gelassen hatte. Alleine Fischer hatte sich mit zwei Fouls an Hector (16./22.) schon in Durchgang eins um einen Gelben Karton beworben. Auch Wimmer (drei Fouls gegen Schindler), Marmoush (24.), Lacroix (36.) und Arnold (44.) hätten sich über Verwarnungen nicht beschweren dürfen. Warum Willenborg den Wölfen bei 16 Fouls nur zwei Gelbe Karten zeigte, wusste wohl nur der Schiedsrichter. Bezeichnend, dass Hectors Verwarnung die erste im ganzen Spiel war – und Svanberg sogar Rot hätte sehen können, wenn nicht gar müssen.
Zitat des Tages
“Alles! Auftreten. Verhalten. Umschaltsituationen, die als taktisches Foul zu werten sind. Ich weiß, dass ich ein emotionaler Trainer bin und nicht das beste Verhalten an den Tag lege, aber es waren einige Sachen da, die mich heute gestört haben.” (Steffen Baumgart über die Leistung von Schiedsrichter Frank Willenborg)
Zahlen des Spiels
Ob Ballbesitz, Pass- und Zweikampfquote, Torschüsse oder – wie so oft in der Vergangenheit – die Laufleistung: In vielen Statistiken sprachen die Zahlen für den 1. FC Köln. Jedoch waren vor allem die Torabschlüsse der FC-Spieler viel zu ungefährlich. Die erstmals gemeinsam von Beginn an auflaufenden Steffen Tigges und Davie Selke hatten jeweils nur eine gute Chance auf einen Treffer. Tigges brachte sich mit einem unsauberen Kontakt selbst um das Tor, Selke scheiterte kurz vor dem Ende am stark parierenden Casteels. Auch die zehn Eckbälle und 25 Flanken, die der FC in den Wolfsburger Strafraum brachte, sorgten für nahezu keine Gefahr.
1. FC Köln | VfL Wolfsburg | |
Ballbesitz | 57 % | 43 % |
Passquote | 81 % | 74 % |
Zweikampfquote | 57 % | 43 % |
Torschüsse | 13 | 6 |
Flanken | 25 | 12 |
Eckbälle | 10 | 2 |
Laufleistung | 120,7 km | 119,7 km |
Erkenntnis des Spiels
Nach dem 0:3 in Stuttgart hatte Geschäftsführer Christian Keller davon gesprochen, dass man mit einem Sieg “leichte Phantasien” in Richtung Platz sieben entwickeln hätte können. Auch mit einem Dreier gegen die Wölfe wäre der FC wieder voll im Geschäft um eine mögliche Conference-League-Teilnahme gewesen. Mit nun sieben Punkten Rückstand auf die Wölfe wird in Köln erstmal keiner mehr von Europa reden. Nach den beiden Pleiten mit insgesamt 0:5 Toren muss der FC sich wieder auf sein ursprüngliches Ziel, den Klassenverbleib, konzentrieren – sieben Punkte sind es aktuell noch auf Rang 16. Mit Blick auf die kommenden Gegner muss das Team von Steffen Baumgart aufpassen, dass dieser Vorsprung nicht zusammenschmilzt.
Ausblick
Die drei Partien vor der Länderspielpause haben es in sich: Der FC muss auswärts bei den beiden formstärksten Teams der Liga ran – am kommenden Samstag an der Alten Försterei bei Union Berlin, zwei Wochen später in Dortmund. Dazwischen kommt der aktuelle Tabellen-17. VfL Bochum nach Müngersdorf. Durch die beiden Pleiten hat sich der FC selbst in die schwierige Situation gebracht, dass nun ausgerechnet bei Union der Turnaround geschafft werden sollte, um nach einer Ungeschlagen-Serie nicht in eine Sieglos-Serie reinzurutschen. Aus den letzten neun Aufeinandertreffen mit den Köpenickern hat der FC lediglich zwei Punkte geholt.
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