Ellyes Skhiri begann in Stuttgart auf einer ungewohnt offensiven Positon. Steffen Baumgart beendete das Experiment zur Halbzeit. (Foto: IMAGO / Pressefoto Baumann)

Ellyes Skhiri begann in Stuttgart auf einer ungewohnt offensiven Positon. Steffen Baumgart beendete das Experiment zur Halbzeit. (Foto: IMAGO / Pressefoto Baumann)

Skhiri auf der Zehn: Eine Taktik, die nicht aufgegangen ist

Bei der 0:3-Pleite in Stuttgart hat beim 1. FC Köln sowohl in der Defensive als auch offensiv wenig funktioniert. Unter anderem, weil ein taktischer Kniff von Trainer Steffen Baumgart nicht den erhofften Effekt nach sich zog. Die Lehren des Spiels.

Aus Stuttgart berichtet Josef Diller

Geschichte des Spiels

Es hätte einer dieser Geschichten werden können, die – wie man so schön sagt – nur der Fußball schreibt. Wegen der Gelbsperre von Timo Hübers durfte Nikola Soldo in Stuttgart von Beginn an neben Jeff Chabot in der Innenverteidigung ran. Ausgerechnet gegen den Klub, für den sein Vater Zvonimir, der unter den 46.850 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena weilte, zehn Jahre lang spielte. Mit 399 Partien hat Soldo Senior die viertmeisten in der Stuttgarter Vereinsgeschichte absolviert, ist eine lebende Vereinslegende. Der Kölner Verteidiger konnte allerdings nicht dafür sorgen, seinen Vater in dessen ehemaligen Wohnzimmer zu ärgern. Der 22-Jährige verlor vor dem 0:1 durch Dias einen wichtigen Zweikampf, auch am 0:3 hatte er mit einem zu kurz geratenen Klärungsversuch seine Aktien.

Moment des Tages

Ziemlich genau eine Stunde war absolviert, als Schiedsrichter Benjamin Cortus nach einem Foul von Benno Schmitz an Wataru Endo auf Freistoß für den VfB entschied. Borna Sosa legte sich die Murmel zurecht und zwirbelte sie aus knapp 22 Metern unhaltbar für Marvin Schwäbe unter die Latte. Das 0:2 zog dem FC, der kurz nach der Pause eine leichte Drangphase – allerdings ohne eine richtige Torchance – verzeichnen konnte, am Samstagnachmittag den Stecker.

Die nicht aufgegangene Taktik des Spiels

Im 4-1-3-2-System agierte der in den Vorwochen bärenstarke Ellyes Skhiri auf der für ihn ungewohnten Zehnerposition. Der Gedanke: “Es hätte ein Wechselspiel sein sollen: Mit Ball ein 4-1-3-2, gegen den Ball ein 4-2-2-2”, erklärte Keller. Baumgart wollte gleichzeitig weder Skhiri noch Eric Martel auf die Bank setzen, zog den Tunesier deshalb weiter nach vorne. Der FC-Coach fügte jedoch an, “dass das Experiment nicht so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt habe.” Zur Pause beendete der FC-Trainer dieses und brachte Dejan Ljubicic für Martel. Der Österreicher spielte fortan auf der Zehn, Skhiri rückte auf die Position im defensiven Mittelfeld zurück. Den erhofften Umschwung brachte das aber nicht.

Pechvogel des Spiels

Der Träger dieses Titels ist (leider) schnell ausgemacht: Denn Jan Thielmann bleibt weiterhin vom Pech verfolgt. Erst in Minute 64 für Florian Kainz auf den Platz gekommen, musste er diesen nur 15 Minuten später wieder verlassen. Eine MRT-Untersuchung am Sonntag ergab, dass Thielmann mit einer Muskelverletzung erneut drei bis vier Wochen fehlen wird. Das nächste tragische Kapitel in der noch jungen Karriere des 20-Jährigen, der vor allem in den letzten neun Monaten immer wieder von Rückschlägen heimgesucht wurde. “Das sind sehr bittere Momente für uns”, sagte Baumgart auf der Pressekonferenz.

Zahl des Spiels

Dreimal musste Marvin Schwäbe am Samstag hinter sich greifen und damit einmal mehr als in den fünf Partien zuvor zusammen. Die defensive Stabilität, die den FC im Jahr 2023 bis dato ausgezeichnet hatte, ließen die Geißböcke über die gesamte Spielzeit vermissen. Am Ende konnte der FC froh sein, dass es “nur” 0:3 stand, da die Stuttgarter noch einige gute Möglichkeiten ungenutzt ließen. Schwäbe war im Kölner Defensivverbund der Einzige mit annähernder Normalform – der Keeper verhinderte mit starken Paraden eine noch höhere Pleite.

Zitat des Tages

“Wir waren heute nicht nur auf dem Platz unterlegen, wir waren auch in der Kurve unterlegen.” (Christian Keller über das Fehlen der aktiven Fanszene, die wegen intensiver Polizeikontrollen vor dem Anpfiff den Rückweg nach Köln antreten musste)

Erkenntnis des Spiels

Die schwache Leistung im Schwabenland zeigte nach fünf Spielen ohne Niederlage: Der FC kann noch verlieren. Und das angesichts der schwachen Leistung absolut verdient. Trotzdem wussten Spieler und Verantwortliche des FC das Ergebnis einzuordnen. “Die Niederlage wird uns jetzt nicht umhauen”, machte Florian Kainz nach Abpfiff klar und richtete den Blick schnell wieder nach vorne: “Wir wollen beim Heimspiel nächste Woche voll attackieren.”

Ausblick

Mit einem Sieg in Stuttgart hätte der FC bis auf einen Zähler an die auf Rang sieben stehenden Wolfsburger heranrücken können. Keller sprach von einer verpassten Chance, “leichte Phantasien in Richtung Platz sieben” zu entwickeln. Schon am kommenden Samstag haben die Geißböcke aber die nächste Möglichkeit. Dann gastieren die Wölfe im RheinEnergieStadion. Das Team von Nico Kovac wartet nach einem fulminanten Start mit zwei Siegen und 11:0-Toren seit mittlerweile vier Bundesligaspielen auf einen Sieg. Gegen Stuttgart bewies sich der FC allerdings als passender Aufbaugegner.

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