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Transferfehler: Dieses Risiko hätte der FC nicht eingehen dürfen

Davie Selke, Tim Lemperle und Steffen Tigges im Training. (Foto: Bucco)
Davie Selke, Tim Lemperle und Steffen Tigges im Training. (Foto: Bucco)

Die Verantwortlichen des 1. FC Köln haben mit Steffen Tigges einen Mittelstürmer verpflichtet, der ehrlich und offen mit seiner Rolle umgeht. Seine Situation entlarvt jedoch, was im Transfersommer 2022 wirklich schief gelaufen ist. Ein Kommentar von Marc L. Merten

Es gibt sie, die Spieler, die erst mit Mitte 20 ihre richtige Position im Profifußball finden. Lukasz Piszczek ist das beste Beispiel: Der Stürmer wurde mit 25 bei Borussia Dortmund vom Angreifer zum Rechtsverteidiger und gehörte fortan über Jahre auf dieser Position zum Besten, was die Bundesliga zu bieten hatte.

Beim 1. FC Köln hingegen funktioniert das noch nicht. Im Gegenteil: Steffen Tigges hat ein Dreivierteljahr nach seiner Verpflichtung zugegeben, er habe noch immer Anpassungsprobleme auf der Position des Mittelstürmers. Das verwundert zunächst, denn immerhin wurde der 24-Jährige als genau solcher vom FC verpflichtet. Die Geißböcke ließen sich die Dienste des Hünen immerhin 1,5 Millionen Euro kosten.

Haaland-Ersatz hat weiter Anpassungsprobleme

Zugegeben: Bis 2019 wurde Tigges in Osnabrück auf der linken Außenbahn eingesetzt, sogar als Linksverteidiger. Erst ab dem Sommer 2019, also vor über dreieinhalb Jahren, wurde der 1,94 Meter große Linksfuß zum Mittelstürmer umfunktioniert – erst in der zweiten Mannschaft des BVB, dann bei den Dortmunder Profis, wo er immerhin als Back-up von Erling Haaland selbst in der Champions League auf genau dieser Position eingesetzt wurde.

Dass Tigges nun beim FC noch immer Anpassungsprobleme im Sturmzentrum hat, ist alarmierend. Schließlich verkaufte der FC im vergangenen Sommer seinen Torjäger Anthony Modeste und entschied sich anschließend aktiv gegen die Verpflichtung eines Ersatzes. Stattdessen ging man mit drei Mittelstürmern in die Saison, die allesamt nicht ansatzweise fit waren. Einer von ihnen läuft bis heute der Musik hinterher (Adamyan), der zweite hatte vorher nur in der Regionalliga Tore erzielt (Dietz) und der dritte hat sich nach neun Monaten noch nicht in der Position des Mittelstürmers eingefunden.

1,5 Millionen Euro sind kein Experiment

Die Aussagen des Spielers, so erfrischend ehrlich sie sind, entlarven die Fehler der Kölner Transferpolitik. Ganz wichtig sei hier gesagt: Tigges als Spieler oder seine Verpflichtung waren nicht der Fehler. Der 1. FC Köln muss kreative Wege gehen, um Spieler für sich zu gewinnen und unfertige Talente verpflichten. Wie Denis Huseinbasic, für den man 50.000 Euro ausgegeben hat. Wenn der FC in seiner klammen Situation aber 1,5 Millionen Euro für einen Spieler ausgibt – hinter Luca Kilian war Tigges zusammen mit Adamyan der zweitteuerste Spieler des Sommers -, dann muss ein solcher Schuss sitzen.

Der Fehler war, dass Tigges von Anfang an als Nummer zwei im Sturmzentrum verpflichtet wurde – und nicht als Nummer eins. Dass nach dem Modeste-Verkauf kein neuer Stamm-Stürmer verpflichtet wurde, damit machten die Geißböcke den Fehler, für den sie nun bezahlen. Ein Fehler, den man im Winter mit Davie Selke versucht hat zu korrigieren, bislang ohne Erfolg.

Kein Risiko auf Schlüsselpositionen

Dass Tigges Tore schießen kann, hat er schon bewiesen – auch auf Bundesliga-Niveau. Gut möglich sogar, dass bald der Knoten platzt. Es wäre ihm zu wünschen. Doch der FC ist mehr als nur ein Ausbildungsverein. Er ist ein Bundesliga-Klub, der sich dort etablieren will. Dafür müssen die Spieler Woche für Woche funktionieren. Wer Anpassungsprobleme hat, gehört auf die Bank. Doch Tigges musste über Monate als Nummer eins ran, weil kein anderer da war. Ein solches Risiko hätten die Verantwortlichen nie eingehen dürfen. Nicht auf einer Schlüsselposition.

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