Warum trifft die Mannschaft von Steffen Baumgart das Tor nicht mehr? Diese Frage stellen sich viele Fans. Ein Problem ist ausgemacht: Die Flanken finden zu selten ihr Ziel.
Reihenweise prügelte der FC die Bälle am Freitagabend in den Bochumer Strafraum – insgesamt 38 Flanken versuchte das Team von Steffen Baumgart bei der 0:2-Niederlage. Nur 13 davon fanden den Mitspieler. Wirklich gefährlich wurde es erst, wenn der VfL die Hereingaben der Kölner abfälschte.
So entstanden zwei dicke Großchancen durch Ellyes Skhiri (1.) und Jeff Chabot (17.), die Bochums Keeper Manuel Riemann aber jeweils mit starken Reflexen zu Nichte machte. Die meisten Flankenversuche verpufften dagegen ohne den gewünschten Effekt. Ein Problem, das sich nun schon durch die gesamte Spielzeit zieht.
Reihenweise Flanken – aber keine Abnehmer
Im ersten Jahr unter Baumgart war das Flankenspiel noch eine der Waffen der Geißböcke: Im Ligavergleich schlug der FC die meisten Flankenbälle und brachte dabei knapp 35% an den Mann. Mit Anthony Modeste hatten die Kölner seinerzeit einen Stürmer, der nicht nur den eingebauten Torriecher, sondern auch eine unglaubliche Stärke und Präzision im Kopfballspiel vorweisen konnte. So erzielte der 34-Jährige zehn seiner 20 Bundesligatore in der vergangenen Spielzeit per Kopf.
Trotz des Weggangs des Franzosen nach Dortmund konzentriert sich das Kölner Angriffsspiel auch in dieser Spielzeit auf Flankenbälle: Der FC flankt nach wie vor am häufigsten von allen Bundesligateams, im Schnitt 17,5 Mal pro 90 Minuten. Mit Florian Kainz, Benno Schmitz (je 79 Flanken), Jonas Hector (63) und Linton Maina (56) stehen vier Kölner in der Top 25 der fleißigsten Flankenschläger.
Allein: Ohne Modeste fehlt dem FC der Knipser, der diese Bälle verwerten kann – und das, obwohl Steffen Tigges (1,94m) und Davie Selke (1,95m) sogar noch einmal Größenvorteile gegenüber Modeste (1,88m) haben. Dass Größe aber nicht das entscheidende Kriterium für Kopfballstärke sein kann, belegt ein Blick auf die Zahlen der beiden FC-Stürmer: Tigges markierte eins seiner sechs Ligatore in dieser Saison per Kopf. Und Selke, der noch auf seinen ersten Treffer für Köln wartet, köpfte nur sechs seiner 35 Bundesligatore ein.
Gegner | Ergebnis | Flankengenauigkeit in Prozent |
---|---|---|
VfL Bochum | 0:2 | 34,21 |
Union Berlin | 0:0 | 22,22 |
VfL Wolfsburg | 0:2 | 23,08 |
VfB Stuttgart | 0:3 | 26,32 |
Eintracht Frankfurt | 3:0 | 35,71 |
RB Leipzig | 0:0 | 25 |
Schalke 04 | 0:0 | 0 |
Kein Team in der Liga flankt ungenauer
Ein Problem, das die Kaderplaner um Sportchef Christian Keller im vergangenen Sommer und auch im zurückliegenden Winter hätten berücksichtigen müssen, das nun aber fatalerweise zum Tragen kommt. Und das gleich doppelt, denn ohne den passenden Abnehmer hat auch die Flankengenauigkeit in der laufenden Saison deutlich nachgelassen.
Nur noch 27,1 Prozent der Hereingaben kommen beim Mitspieler an, also fast nur noch jede vierte. In der Liga flankt zwar keine Mannschaft häufiger als der FC, aber auch keine so ungenau. Was helfen also all die Flanken, wenn ihnen das Zielwasser fehlt?
Was Baumgart zur Flanken-Krise sagt
Die Statistiken der sechs torlosen Partien machen deutlich: Die Flankengenauigkeit lag immer unter 35 Prozent, dem Durchschnitt der vergangenen Spielzeit. Absoluter Tiefpunkt: Auf Schalke erreichte keine einzige der zehn Kölner Flanken einen Teamkollegen.
Woran ist die aktuelle Torflaute also festzumachen? Baumgart sprach nach dem Montagstraining von einem “Zusammenspiel” der Faktoren. “Es geht nicht darum, ob die Flanken zu ungenau sind oder die Stürmer falsch stehen. Wir müssen schauen, dass wir genauer werden.” Fakt ist: Beides funktioniert beim FC im Moment nicht und das ist mit ausschlaggebend, warum das Team die Seuche am Schuh, beziehungsweise am Kopf, hat.
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