Der 1. FC Köln ist am Samstagabend in Dortmund gehörig unter die Räder gekommen. Beim 1:6 (1:4) konnte der FC nicht ansatzweise den Matchplan von Trainer Steffen Baumgart umsetzen. Derweil hätte Anthony Modeste zweimal beinahe gegen seinen Ex-Klub getroffen. Doch dazu wird es nun wohl nicht mehr kommen.
Aus Dortmund berichten Sonja Eich und Marc L. Merten
Geschichte des Spiels
Seit dem 3:0 über Eintracht Frankfurt zum 75. Vereinsjubiläum wartet der 1. FC Köln nun schon auf einen Sieg. Seitdem sind fünf Partien vergangen – mit einem Punkt und 1:13 Toren. Das 1:6 beim BVB war nicht nur der vorläufige Tiefpunkt der Kölner Krise, sondern auch die höchste FC-Pleite unter Steffen Baumgart – zuvor gab es zweimal ein 0:5 (in dieser Saison im Mainz, in der letzten in Hoffenheim). So taumelt der FC immer mehr den Abstiegsplätzen entgegen.
Moment des Tages
Es wäre der Alptraum aller FC-Fans gewesen: In der 77. Minute liefen Jude Bellingham und der kurz zuvor eingewechselte Anthony Modeste im Zwei-gegen-Eins auf Timo Hübers zu, der letzter Mann beim FC war. Auf dem Weg zum siebten Tor bekam der sonst so passsichere Bellingham allerdings den Ball nicht zum ehemaligen Kölner, Hübers fing die Kugel mit der Fußspitze ab und verhinderte so eine 100-prozentige Torchance des Franzosen. Neun Minuten später wäre Modeste erneut nach Flanke von Bellingham aus kurzer Distanz frei vor dem Tor gewesen, doch erneut entpuppte sich Hübers als Spielverderber und grätschte den Ball gerade noch weg. So blieb Modeste ohne Tor gegen seinen Ex-Klub – und wird es wohl auch für immer bleiben. Denn mit Auslaufen seines Vertrags im Sommer wird der 34-Jährige die Bundesliga aller Voraussicht nach verlassen.
Symbol des Spiels
In der 69. Minute ereignete sich die Szene, die beispielhaft für den Kölner Auftritt in Dortmund stand. Mahmoud Dahoud trat zum Freistoß an, Marvin Schwäbe konnte den Ball noch irgendwie an die Latte lenken – den Abpraller schob Sebastian Hallér locker ins Tor (69.). Denn: Kein einziger FC-Akteur war dem Ball nachgegangen, alle hatten sie wie versteinert zugeschaut, wie einzig der BVB-Stürmer den Braten roch und keinerlei Mühe hatte, mit seinem Doppelpack dem FC endgültig die Lichter auszuknipsen.
Pechvogel des Spiels
Sprachlos machte die FC-Fans die 89. Minute. Das Spiel war gelaufen, und gerade erst hatte Niklas Süle das 1:7 per Kopf knapp verpasst und war am Pfosten gescheitert. Doch der FC konterte sofort über Kingsley Schindler und Linton Maina. Maina trieb den Ball über 70 Meter bis in den Strafraum der Hausherren und schloss nach gutem Dribbling von halblinks ab. BVB-Keeper Alexander Meyer ließ die Kugel durchrutschen – und das genau vor die Füße des mitgelaufenen Schindler. Der aber schaffte es aus zwei Metern zentral vor dem Tor, den Ball nicht sauber zu treffen und setzte ihn im Fallen an den Pfosten. Das war fraglos schwerer, als ihn ins Netz zu bugsieren. Eine Szene, die alle Kölner an den Fehlschuss von Sargis Adamyan gegen Hertha BSC erinnerte.
Statistik des Spiels
6:1 Eckbälle, 11:11 Torschüsse, dazu über zwei Kilometer mehr abgespult: Die nackten Zahlen lasen sich nach Spielschluss eigentlich nicht schlecht. Das große Aber: die erschreckend schwache Zweikampfbilanz. Die offizielle Bundesliga-Statistik wies am Ende 112 gewonnene Zweikämpfe für den BVB auf und nur 71 für den FC. 39 Prozent Zweikampfquote? Ein unterirdischer Wert! Das beste Beispiel: Jonas Hector entschied von allen FC-Spielern die meisten Zweikämpfe für sich – doch es waren gerade einmal zehn an der Zahl. Auf der Gegenseite gewann Bellingham 22 Zweikämpfe und damit alleine fast ein Drittel so viele wie alle FC-Spieler zusammen.
Zitat des Tages
“Wir haben heute den Arsch vollgekriegt” (Steffen Baumgart)
Erkenntnis des Spiels
Sechs Punkte beträgt der Vorsprung auf Relegationsplatz 16 aktuell noch, doch er ist in den letzten drei Spielen jeweils einen Punkt kleiner geworden. Der Blick auf die Formtabelle bereitet Sorgen: In der Rückrundentabelle belegt der FC nur Platz 16. Zuletzt punkteten sämtliche Teams, die hinter den Geißböcken stehen, besser. Der FC ist ohne Zweifel in einer handfesten Krise – das weiß auch Steffen Baumgart: Auch deswegen hat sich der FC-Coach nach Schlusspfiff selbst in die Pflicht genommen.
Ausblick
Die Länderspielpause kommt für die Kölner wohl zur richtigen Zeit. Denn: In zwei Wochen steht das Heimderby gegen Borussia Mönchengladbach an. Baumgart & Co. brauchen die Zeit, um die Missstände der letzten Wochen schonungslos aufzuarbeiten. Das ist zwingend nötig, um Revanche für das 2:5 aus dem Hinspiel zu nehmen und nach zwei Heimpleiten am Stück zu Hause wieder Punkte zu holen.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!