Der 1. FC Köln zahlt seit Jahren ähnlich hohe Honorare an Spielerberater. Die Geißböcke wollen diese Summe nun mit einer klaren Linie reduzieren. Doch der Markt macht das Vorhaben nicht einfach.
Die jährlichen Finanzkennzahlen der Deutschen Fußball Liga umfassen einen Punkt, der in keiner normalen Bilanz der Bundesligisten auftaucht: die Auszahlungen für Spielerberater pro Geschäftsjahr. Diese Summe wird seit einigen Jahren im Zuge größerer Transparenz von der DFL veröffentlicht.
Dadurch wissen interessierte Fans, dass in der Saison 2021/22 (die Spielzeit der aktuellsten Finanzkennzahlen) der FC Bayern München mit 35,4 Millionen Euro die höchsten Summen an Spielerberater überwiesen hat, gefolgt von RB Leipzig (31,2), Borussia Dortmund (26,4) und Bayer Leverkusen (24,5).
FC reduziert Berater-Honorare
Überhaupt zahlten nur drei weitere Teams eine zweistellige Millionensumme an die Beraterbranche: die TSG Hoffenheim (14,7), Hertha BSC (12,0) und Eintracht Frankfurt (11,8). Der Großteil der Bundesliga-Klubs blieb im einstelligen Millionenbereich, so auch der 1. FC Köln. Die Geißböcke zahlten 5,407 Millionen Euro und lagen damit 2021/22 im Liga-Vergleich auf Platz 13. Nur fünf Klubs zahlten noch weniger.
Ein Blick auf die letzten Jahren zeigt zudem: Der FC hat seine Zahlungen an Spielerberater in den vergangenen Spielzeiten recht konstant gehalten und schrittweise reduziert. 2021/22 waren es besagte 5,407 Mio. Euro, 2020/21 waren es 5,834 Mio. Euro gewesen, 2019/20 insgesamt 6,051 Mio. Euro, 2018/19 insgesamt 5,909 Mio. Euro.
So hoch sind Beraterhonorare
Für die kommenden Jahre will der FC diese Summe weiter reduzieren. Dies könnte auch durchaus gelingen. Erstens, weil sie sich im Großteil der Fälle prozentual an den Gehältern der Profis orientiert und diese zur abgelaufenen Saison bereits drastisch reduziert worden waren. Zweitens, weil Sport-Geschäftsführer Christian Keller besonders hohen Vergütungen einen Riegel vorschieben will.
Nach GEISSBLOG-Informationen will der FC beispielsweise nur noch Beraterprämien auf Basis des Grundgehalts eines Spielers bezahlen, nicht aber auf Prämien. Die Provision auf das Grundgehalt liegt marktüblich zwischen acht und zwölf Prozent. Konstrukte wie bei den Top-Transfers in Europa, bei denen aufnehmende Klubs auch noch millionenschwere Einmalzahlungen an Familienangehörige (wie beim Haaland-Deal nach Manchester) zahlen müssen, will der FC ablehnen.
“Wir vertreten eine klare Haltung, für die Christian Keller konsequent in den Gesprächen eintritt”, sagte Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff dem GEISSBLOG. Türoff machte aber auch klar, dass eine einheitliche Lösung für alle Verhandlungen praktisch unmöglich sei. “Eine Einheitlichkeit ist schwierig, weil man mit vielen Akteuren am Markt zu tun hat. Darüber hinaus haben wir historische Verpflichtungen aus der Vergangenheit, und an geltende Verträge halten wir uns natürlich.”
Diese historischen Verpflichtungen und geltenden Verträge laufen nun schrittweise aus, bis auf wenige Spieler haben die meisten FC-Profis bereits den finanziellen Engpässen entsprechend angepasste Verträge. Und doch weiß auch der FC: Lässt sich der Klub auf gewisse Forderungen und Modelle der Berater nicht mehr ein, während andere Klubs dazu bereit sind, platzt womöglich der eine oder andere Transfer. Das aber wollen die Geißböcke im Rahmen ihrer Sanierung in Kauf nehmen.
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