PlayStation-Motivation: Talente sollen mehr als nur “Poster-Spieler” sein

Kein Bundesliga-Team hat in der letzten Saison so viele Eigengewächse im Kader gehabt wie der 1. FC Köln. Damit sich dieser Trend fortsetzt, kämpfen die Geißböcke um ihre Talente – und machen ihnen in ihrer Entwicklung Dampf.

Wenn der 1. FC Köln am 10. Juli zum ersten Mannschaftstraining der Vorbereitung auf die neue Bundesliga-Saison zusammenkommt, sollen mindestens sechs Eigengewächse aus der bisherigen U19 und U21 dabei sein. Insbesondere der 2004er-Jahrgang, der nun aus der U19 zur U21 aufsteigt, lässt hoffen.

Das weiß auch Christian Keller. Der Sport-Geschäftsführer verweist im Gespräch mit dem GEISSBLOG auf die bekannten Namen der 2004er, die vor wenigen Wochen DFB-Pokal-Sieger geworden waren. “Keiner ist heute schon Bundesliga-Spieler, aber mehreren trauen wir diese Entwicklung zu”, sagt der 46-Jährige.

Dieses Talent sieht Keller aktuell vorn

Bei der Aufzählung der Talente überrascht Keller mit dem ersten Namen: Denn es ist nicht Justin Diehl, Damion Downs oder Elias Bakatukanda. “Max Finkgräfe sehen wir schon sehr weit”, lobt Keller. Der 19-Jährige könnte sogar schon weiter sein, wäre er nicht größte Teile der Rückrunde verletzt gewesen. Keller nennt freilich auch Diehl, Bakatukanda und Downs. Doch Finkgräfe traut man beim FC aktuell am schnellsten den Sprung zu.

Dazu kommen zwei weitere U19-Pokalsieger: “Auch Emin Kujovic entwickelt sich sehr gut. Dazu haben wir Meiko Wäschenbach, der fußballerisch extrem viel mitbringt, um auf höchstem Niveau zu spielen”, sagte Keller. “Aber alle Jungs haben ihre Entwicklungsfelder und sind körperlich teils noch weit von Bundesliga-Fußball entfernt.”

Die körperliche Schwäche wird sich auch in der Sommer-Vorbereitung noch einmal zeigen. Doch das Training soll helfen, den Rückstand zu verringern. Doch darüber hinaus fordert Keller, dass die Trainerteams der U21 und Profis in den kommenden Monaten mit den einzelnen Talenten auch explizit an deren Stärken arbeiten.

“Ein Entwicklungsfeld kann auch eine Stärke sein”, sagt Keller, “eine Waffe, die man schleifen muss, damit sie durchkommt.” Und dann zieht der 46-Jährige einen Vergleich, den die Teenager verstehen. “Ich weiß, dass die Jungs fast alle Playstation spielen. Ich sage ihnen oft, dass sie bei ‚FIFA‘ keine Spieler holen würden, die überall die Stärke 75 haben. Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Man braucht ein paar Waffen, um sich durchzusetzen.”

Wie Ellyes Skhiri, dessen Ausdauer bei FIFA23 mit 91 angegeben wird. “In ein paar Aspekten muss man über 90 liegen. Wenn man diese Stärken hat, muss man besonders daran arbeiten.” Bei Diehl ist es beispielsweise das Dribbling bei höchstem Tempo von deutlich über 35 km/h, bei Downs sind die schon gut ausgeprägte Abschlussqualität im Strafraum. Auf Junioren-Ebene reichen diese Qualitäten aus, um zu brillieren – auf Bundesliga-Ebene nicht.

Für Keller auch eine Kopffrage. “Das Problem mit der A-Junioren Bundesliga ist ihr Name. Das ist keine Bundesliga, das sind Ligen in drei Regionen. Die Jungs denken aber fast alle, dass sie Bundesliga spielen und die Profi-Bundesliga der logische nächste Schritt ist.” Daher macht der Sportchef den Top-Talenten Dampf.

Obwohl Top-Talente, sollen die Youngster in der kommenden Saison hauptsächlich in der U21 zum Einsatz kommen – “nicht als Bestrafung, sondern als Chance”, wie Keller sagt. Die Ansage des 46-Jährigen ist dabei deutlich und auch eine Mahnung an jene Spieler und ihre Umfelder, die schon glauben, die nächsten Bundesliga-Stars zu sein. “In dem Alter geht es primär um Spielpraxis. Ich spiele lieber in der Vierten Liga, als dass ich Poster-Spieler in der Bundesliga bin und eine schöne Autogrammkarte habe.”