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Novum für FC-Frauen: Weber erklärt einschneidende Änderung

Daniel Weber geht in seine erste Saison als Frauen-Trainer. (Foto: Screenshot 1. FC Köln)
Daniel Weber geht in seine erste Saison als Frauen-Trainer. (Foto: Screenshot 1. FC Köln)

Seit dem 1. Juli ist Daniel Weber offiziell der neue Trainer der Bundesliga-Frauen des 1. FC Köln. In seinem ersten Interview als FC-Coach spricht der 50-Jährige über den Kontakt nach Köln, seine Erwartungen, Pläne und Ziele.

Das Interview führte Daniel Mertens

GEISSBLOG: Herr Weber, Sie haben zuletzt weit entfernt in München gearbeitet. Wie kam der Kontakt zum 1. FC Köln zustande?

DANIEL WEBER: Es stand fest, dass ich nach 25 Jahren mit meiner Familie ins Rheinland zurückkehren wollte. Ich hatte deswegen einen Freund gefragt, ob er in der Region ein paar Kontakte für mich hätte. Er hat mich dann gefragt, ob ich auch Interesse am Frauenfußball habe. Ich finde den Bereich sehr spannend und habe bei Bayern auch mitbekommen, in welche Richtung es sich entwickeln kann. Als ich auf seine Frage deswegen mit ja antwortete, kam am selben Tag noch die Info, dass ich meine Bewerbungsunterlagen vorbereiten soll.

Wie schauen aktuell Ihre ersten Tage als FC-Trainer aus vor dem Vorbereitungsstart am 17. Juli?

Es geht darum, Leute kennenzulernen und zu definieren, wie wir arbeiten wollen. Zudem muss der Staff zusammengestellt werden. Ich arbeite mit Nicole Bender-Rummler sehr eng zusammen, auch was etwaige weitere Transfers angeht. Ich telefoniere zudem mit allen Spielerinnen, um vor dem ersten Training schon einmal einen ersten Eindruck zu bekommen. Aber zu lang möchte ich sie im Urlaub auch nicht stören, es sollen ja alle ausgeruht zurückkommen (lacht).

FC-Frauen reisen erstmals nach Österreich

Die neue Bundesliga-Saison startet erst am 15. September. Sind zwei Monate Vorbereitung für Sie als neuen Trainer eher ein Fluch oder ein Segen?

Für mich ist es ein Segen, für eine Spielerin ist es aber sicherlich eine extrem lange Vorbereitung. Ich sehe die zweite Runde im DFB-Pokal eine Woche vor dem Liga-Beginn als Start für uns an, da geht die Saison los. Bis dahin haben wir acht Wochen Zeit, machen zwischendurch aber auch noch einmal vier, fünf Tage Pause. Das ist eine gute Zeit, um sich kennenzulernen und Abläufe einzustudieren.

Wie genau planen Sie die Vorbereitungsphase? Wird es beispielsweise auch ein Trainingslager geben?

Wir werden zwischen fünf und sechs Einheiten pro Woche ansetzen plus Testspiele. Die Mädels arbeiten aktuell bereits an den Grundlagen. Nach den Abgängen werden sich neue Strukturen entwickeln. Wir werden an Grundinhalten arbeiten: Wofür steht der Kader, welches System wollen wir spielen? Nach der dritten Woche ist ein siebentägiges Trainingslager geplant in Ampflwang in Österreich. 

Das ist ungewohnt weit weg…

…aber für die Mädels auch eine hohe Wertschätzung und ein Zeichen, dass die Strukturen sich weiter professionalisieren.

Was für ein Trainer sind Sie? Gewinnen Sie lieber 4:3 oder 1:0 und welche Formation bevorzugen Sie?

Es kommt immer auf die Mannschaft an. Man sollte als Trainer keine Scheuklappen tragen. Ich wäre kein guter Trainer, wenn ich ein bestimmtes System durchdrücken würde. Wir schauen, was am besten zusammenpasst. Ob das beispielsweise ein 4-3-3 ist oder ein System mit zwei Stürmern, das ist offen. Es gibt aber schon einen Rahmen, der im Verein besprochen wurde, wie die Spielphilosophie aussehen soll. Wir wollen den Gegner hoch in dessen Hälfte beschäftigen. Wir sind in den letzten Abstimmungen und sprechen auch viel darüber. Zur Ausgangsfrage zurückkommend: Für die Zuschauer und den Teamspirit ist ein 4:3 immer cooler, aber Meisterschaften gewinnt man beispielsweise mit der besten Defensive und meistens nicht mit der besten Offensive allein. Daher muss man beides im Fokus haben.

Ich erwarte eine hungrige Mannschaft

Daniel weber

Was ist Ihr Ziel für die kommende Saison?

Wir wollen so schnell wie möglich im dritten Bundesliga-Jahr die Klasse halten, um dann Zeit zu haben, uns in Ruhe weiterentwickeln zu können und nicht mehr nur auf die Ergebnisse schauen zu müssen. Wenn wir den Punkteschnitt höher gestalten können, kommst du gar nicht erst in das bedrohliche Fahrwasser wie in der vergangenen Saison. 

Der 1. FC Köln ist Ihre erste Station im Frauenfußball. Welche Unterschiede in der Trainertätigkeit erwarten Sie?

Frauen haben eine andere Physis als Männer und müssen daher anders belastet werden. Aufgrund des Zyklus gibt es beispielsweise auch ein erhöhtes Verletzungsrisiko und einzukalkulierende Leistungsdellen. Aber der Kern des Fußballs ist unverändert. Ich erwarte eine hohe Auffassungsgabe, gerade bei taktischen Aspekten. Technisch ist der Frauenfußball mittlerweile richtig gut geworden. Ich erwarte eine hungrige Mannschaft, die etwas lernen möchte.

Größerer Staff, noch mehr Mitarbeiter

Was hat Sie an einer Tätigkeit im Frauenfußball gereizt?

Letztlich geht es um das Spiel und weniger darum, ob ich Männer oder Frauen trainiere. Hier gibt es professionelle Strukturen, hier ist eine Profi-Mannschaft mit unfassbar tollen Rahmenbedingungen. Mich reizt der Fußball, es muss nicht zwingend der Herren- oder Jugendbereich sein. 

Sie haben zuvor die U16-Junioren Bayern Münchens trainiert. Welche Berührungspunkte hatten Sie dort mit der Frauen-Abteilung?

Unsere Büros lagen fast nebeneinander alle auf einem Gang. Die männlichen Junioren und die Frauen sind alle am Bayern-Campus untergebracht. Wir haben uns daher täglich gesehen. Ich konnte Eindrücke vom Training gewinnen. Ich habe auch das eine oder andere Spiel gesehen.

Werden Sie noch Spielerinnen aus München mitbringen?

Wenn wir Spielerinnen aus München verpflichten sollten, dann bringe ich nicht jemanden mit, sondern wir würden das machen, weil sie beim FC sportlich ins Konzept passen. Das hat dann aber nichts mit meiner vergangenen Trainertätigkeit zu tun. Wir haben ja auch schon einige Spielerinnen im Kader, die mal in München waren.

Sie haben beim FC einen Vertrag bis 2026 und damit einen großen Vertrauensvorschuss erhalten. Wie lauten Ihre Ziele für diese Zeit?

Wir wollen den Frauenfußball beim 1. FC Köln weiterentwickeln und auf die nächste Stufe heben. Das bedeutet unter anderem, noch mehr Mitarbeiter dabeizuhaben und den Staff zu vergrößern. Mehr Augen sehen mehr. Mirella Junker bleibt meine Haupt-Co-Trainerin. Alles andere wird gerade noch geklärt. 

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