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Zwei FC-Transfers, die sich widersprechen

Jens Castrop und Marvin Obuz, hier im Jahr 2020 auf dem Weg zum Profitraining des 1. FC Köln. (Archivbild: Bucco)
Jens Castrop und Marvin Obuz, hier im Jahr 2020 auf dem Weg zum Profitraining des 1. FC Köln. (Archivbild: Bucco)

Der 1. FC Köln verlängert mit Marvin Obuz und verleiht das Talent erneut, weil man dem Youngster die Bundesliga zutraut. Jens Castrop hingegen gibt man ohne jeden Kommentar. Das widerspricht sich, kommentiert Marc L. Merten.

Die Verantwortlichen des 1. FC Köln wollen sich zur Causa Jens Castrop nicht mehr äußern. Der Spieler wurde nicht einmal offiziell verabschiedet. Keine Pressemitteilung, kein Statement der sportlichen Führung, keine guten Wünsche für die Zukunft. Bei einem Eigengewächs, das im Alter von zwölf Jahren zum FC gewechselt war, ist das bemerkenswert schlechter Stil. Oder ein Zeichen dafür, das man sich hinter den Kulissen vollständig überworfen hat.

Sportlich wurde auch schon fast alles gesagt. Castrop war im Januar 2022 mit den Worten vom damaligen Sportchef Jörg Jakobs nach Nürnberg verliehen worden, dass der Spieler “zu unseren Top-Talenten gehört und eine gute Perspektive für den Lizenzbereich besitzt”. Davon ist anderthalb Jahre später nichts mehr übrig. Der FC hat den 19-Jährigen für eine halbe Million Euro an Nürnberg verkauft. Manche sagen: verscherbelt.

Nur sportliche Gründe?

Nun sind 500.000 Euro für den klammen FC aktuell viel Geld. Doch die FC-Verantwortlichen müssen sich die Frage gefallen lassen: Was ist vorgefallen, dass die Geißböcke Castrop für einen solchen Betrag gehen lassen und die Rückkaufoption (für dieselbe Summe) nicht gezogen haben? Denn rein sportliche Gründe kann diese Entscheidung nicht gehabt haben. Das zeigt ein Vergleich mit Marvin Obuz.

Dabei geht es explizit nicht um Marvin Obuz und die Einschätzung der Verantwortlichen, ob der 21-Jährige das Potential für die Bundesliga besitzt. Doch genau mit diesen Worten von Sportchef Christian Keller wurde der Linksaußen nun in die Dritte Liga nach Essen verliehen. Doch die letzte Saison hätte bei Obuz im Vergleich zu Castrop nicht gegensätzlicher verlaufen können.

Große Unterschiede zwischen Obuz und Castrop

Der Eine war Stammspieler in Nürnberg, der Andere wurde in Kiel zwischenzeitlich gar zur Regionalliga-Mannschaft abgeschoben. Der Eine spielte sich in die Notizbücher von Top-Zweitligisten und Bundesligisten. Der Andere muss nun erst einmal einen Schritt zurück machen, nachdem es für die Zweite Liga noch nicht reichte, und einen neuen Anlauf in der Dritten Liga nehmen. Der Eine ist frisch gebackener U20-Nationalspieler, der Andere wurde zuletzt nicht mehr für die U20 nominiert.

Um es noch einmal zu betonen: Hier geht es nicht um die Frage, ob Obuz es nicht doch noch schaffen kann. Der Youngster ist charakterlich gereift, lernwillig und bereit auch den Umweg über die Dritte Liga für seinen Traum zu gehen. Der 21-Jährige will sich seinen Traum erfüllen und zeigt den dafür notwendigen Willen und die Bereitschaft, Widerstände zu überwinden. Das ist eine wichtige Eigenschaft auf dem Weg zum Profi.

Gab es persönliche Zerwürfnisse?

Doch eine Frage muss gestattet sein: Warum betonen die Verantwortlichen bei Obuz, dass sie das Erstliga-Potential sehen, schweigen sich gleichzeitig aber darüber aus, warum sie Castrop haben ziehen lassen? Die FC-Bosse sind bislang eine schlüssige Antwort schuldig geblieben, warum sie Castrop weggeschickt haben. Waren es persönliche Zerwürfnisse? Oder war die Führung wirklich der Meinung, dass sich aus Castrop kein Bundesliga-Spieler hätte formen lassen können?

Steffen Baumgart erklärte am Freitag in der Causa Obuz: “Marvin hat es verstanden, dass es wichtig ist zu spielen und nicht, ob du bei der ersten Mannschaft trainierst.” Ob er damit indirekt auch Castrop gemeint hat? Wollte Castrop (wie Justin Diehl) zu früh zu viel? Andererseits: Kein Spieler unter 20 Jahren in der Zweiten Liga spielte häufiger und mehr als Castrop. Es ist nur logisch, dass er nun die Bundesliga anstrebt.

Keine Option zum Rückkauf mehr

Doch diese Chance bekommt er nicht beim FC. Und das, obwohl die Geißböcke anderen Spielern wie Denis Huseinbasic, Eric Martel, Mathias Olesen oder Steffen Tigges genau diese Möglichkeit gegeben hatten. Aus einer unteren Liga kommend, hatten sie sich in der Bundesliga entwickeln dürfen. Nicht so Castrop. Der Abschied des Eigengewächses war den Verantwortlichen nicht einmal eine offizielle Meldung wert.

Nach acht gemeinsamen Jahren gab es nur zwei unsauber formulierte Sätze zum Abschied, die der Mediendirektor des 1. FC Köln am 19. Juni per WhatsApp an die Medienvertreter verschickte. Und der Nachsatz: “Weitergehende Infos werden wir dazu nicht geben, weil wir wie gewohnt keine Vertragsdetails thematisieren wollen.” Klar ist inzwischen immerhin: Der Spieler ist endgültig weg, eine vertragliche Option zum Rückkauf gibt es nicht mehr.

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