Eine Frage der Abläufe

Der 1. FC Köln sieht sich bereit für den Pflichtspiel-Auftakt zur neuen Saison. Die Geißböcke zeigen gegen den FC Nantes, was schon passt – und woran noch gefeilt werden muss.

Das Tor des 1. FC Köln zum 1:0 gegen den FC Nantes war ein Musterbeispiel für das, was Steffen Baumgart von seiner Mannschaft sehen möchte. Ein Steilpass über die Seite, ein Tiefenlauf des äußeren Achters, eine Flanke ins Zentrum, eine gute Besetzung des Strafraums und ein gefährlicher Abschluss des Stürmers ohne Zögern.

So gelang den Geißböcken gegen Nantes am Samstagabend nicht nur das 1:0, sondern auch noch zahlreiche weitere gefährliche Szenen. Insbesondere in Hälfte zwei machten es die Kölner gut, suchten die Tiefe, boten sich an, schlugen Flanken und kamen zu Torabschlüssen. So stellt sich Steffen Baumgart das vor, wenn in acht Tagen im DFB-Pokal beim VfL Osnabrück die Saison beginnt.

Berechenbar? “Trotzdem schwer zu verteidigen”

“Wenn ich das 1:0 sehe, dann ist es genau das, was der Trainer sehen will”, sagte hinterher auch Kapitän Florian Kainz. “Wir haben einen großen Kern, der hier geblieben ist und schon ein oder zwei Jahre unter dem Trainer trainiert hat. Viele Abläufe sind bekannt, und wenn wir sie dann so spielen, funktioniert das. Wir müssen an unserem Spiel festhalten, dann habe ich ein sehr gutes Gefühl.”

Abläufe – immer wieder fiel in den letzten Wochen dieses Wort. Weil der Fußball unter Baumgart zwar nicht kompliziert, aber etwas anders ist als unter vielen anderen Trainern bei anderen Clubs. Weil der Fußball unter Baumgart zwar kein Geheimnis ist, aber so intensiv und strukturiert ausgeführt werden muss, dass sich neue Spieler stets daran gewöhnen müssen.

Leipzig-Trainer Marco Rose sagte in der vergangenen Saison: “Wir wissen genau, was Baumi mit seiner Mannschaft vor hat. Trotzdem ist es extrem schwer zu verteidigen.” In Baumgarts Worten klang dies am Samstag so: “Wir sind sehr berechenbar, auch für alle anderen. Trotzdem erarbeiten wir uns immer wieder Torchancen.”

Lob für FC-Offensive

Das war schon letzte Saison so: die fünfmeisten Torchancen in der Liga, aber die viertschlechteste Chancenverwertung. Das soll 2023/24 anders werden. “Wir haben uns letzte Saison mit die meisten Torchancen erarbeitet, sie aber nicht genutzt”, sagte Baumgart am Samstag. “Jetzt haben wir Spieler hinzubekommen, die uns helfen, das zu ändern. Ich bin mir sicher, dass wir mit unserem Fußball nicht nur ansehnlich, sondern auch erfolgreich spielen können.”

Gemeint sind Luca Waldschmidt (Torschütze zum 1:0 gegen Nantes) und Mark Uth, aber auch Davie Selke (Assistgeber zum 1:0) nach einer nun vollständig absolvierten Vorbereitung. Gegen Nantes zeigten sie, was in ihnen steckt. Zudem lauert dahinter ein Spieler, der ein schweres Jahr hinter sich hat. “Sargis hat es sehr gut gemacht”, lobte Baumgart den Torschützen zum 2:0, Sargis Adamyan. “Er scheint angekommen zu sein.”

Adamyan brauchte offenbar ein Jahr, um sich an die Abläufe zu gewöhnen. Waldschmidt hat es in nur wenigen Wochen geschafft. Uth kennt die Vorgaben des Trainerteams noch aus der Saison vor seiner Verletzung. Selke hat nun sieben Monate Baumgart-Fußball intus, und wenn nun sein Laufspiel mit dem Flankenspiel der Außenbahnspieler noch besser abgestimmt wird, wird auch der Stoßstürmer zu noch mehr Abschlüssen kommen.

“Einige Flanken hätten anders geschlagen werden müssen”, nannte Baumgart eine der Kritikpunkte nach dem Nantes-Spiel. “Das hat auch mit Selbstvertrauen und den Abläufen zu tun.” Wieder die Abläufe. Am Ende sollen sie dazu führen, dass der FC seine Saisonziele erreicht. Diese fasste Baumgart ganz einfach zusammen: “Wir wollen Spiele gewinnen und die Leute begeistern. Die Leute sollen häufiger zufrieden als unzufrieden nach Hause gehen.” Wenn die Abläufe stimmen, spricht vieles dafür, dass dies dem FC gelingen wird.