Der 1. FC Köln will eigentlich innerhalb der nächsten fünf Jahre zu den Top Ten der Bundesliga gehören. Steffen Baumgart ist skeptisch. Für ihn ist die Zweiteilung der Liga längst Realität – und aus Kölner Sicht nur schwer zu durchbrechen.
Dieser Transfersommer hat es gezeigt: Die 18 Bundesligisten spielen zwar in derselben Liga, aber nicht auf demselben Niveau. Sechs Clubs haben im Sommer jeweils über 50 Millionen Euro in neue Spieler investiert und mindestens eine ebenso hohe Summe durch Verkäufe erzielt.
Drei weitere Clubs haben jeweils für zwischen 25 und 50 Mio. Euro ein- und verkauft. Und mit Union hat ein Club über 30 Mio. Euro investiert, zwar fast nichts eingenommen, dafür aber die Champions League als neue Einnahmequelle auf der Habenseite. Und dann wäre da noch der SC Freiburg, der wieder über 40 Mio. Euro eingenommen und bekanntermaßen lieber klein investiert hat.
Elf zu sieben – die Zweiteilung
Diese elf Clubs – Bayern, Leipzig, Dortmund, Leverkusen, Wolfsburg, Frankfurt, Hoffenheim, Stuttgart, Gladbach, Union und Freiburg heben sich finanziell so weit von der restlichen Konkurrenz ab, dass es kein Vertun geben darf: Die Liga ist in mehrere Unterligen unterteilt. Und aktuell findet sich der 1. FC Köln in der kleinsten aller Schubladen wieder.
Nur vier Bundesligisten haben in diesem Sommer fast nichts ausgegeben und fast nichts eingenommen: Bochum, Darmstadt, Heidenheim und der FC. Die restlichen Clubs waren zumindest in der Lage, über 20 Mio. Euro durch Spielerverkäufe zu erwirtschaften. Eine Situation, die Steffen Baumgart in dieser Woche mit deutlichen Worten adressiert hat.
Angesprochen auf eine entsprechende Zweiteilung der Liga, redete der 51-Jährige nicht um den heißen Brei herum: “Wir können ja sehen, was die ersten acht bis zehn Mannschaften investiert haben. Alle haben enorme Summen in den Kader gesteckt und enorme Summen eingenommen. Die restlichen Mannschaften versuchen irgendwie die Liga zu halten.”
Und weiter: “Diese Zweiteilung haben wir schon seit sehr langer Zeit. Dieses Jahr haben sich Mannschaften wie Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim auf die Fahne geschrieben um die Champions League mitzuspielen. Und das scheinen auch die Investitionen zu zeigen.” Leverkusen gab über 80, Wolfsburg über 70 und Hoffenheim über 40 Millionen Euro aus, jeweils gegenfinanziert durch entsprechende Verkaufszahlen.
FC weit weg vom Matchplan-Ziel
Da konnte der FC in keiner Hinsicht mithalten, und so mancher FC-Fan fragt sich: Was ist eigentlich aus dem “FC-Matchplan” geworden, dem Strategiepapier des Vorstands um Präsident Werner Wolf? Zur Erinnerung: 2021 hatte das Präsidium die Strategie nach zwei Jahren im Amt vorgestellt und erklärt, man wolle innerhalb von sieben Jahren in die Top Ten der Bundesliga – und zwar dauerhaft.
Davon ist der FC offenbar weiter weg denn je. Noch fünf Jahre haben die Geißböcke laut des “FC-Matchplans” Zeit dieses Ziel zu erreichen. Baumgart konnte am Donnerstag, auf der Pressekonferenz darauf angesprochen, mit dieser Vorgabe wenig anfangen. “Ich mache mir keine Gedanken, ob es in fünf Jahren soweit sein könnte”, sagte Baumgart. “Mein Ziel ist es sowieso, mit meiner Mannschaft nach oben zu kommen. Wir finden den Anschluss alleine über sportliche Leistungen.”
Mehrere Schritte zurück, um Anlauf zu nehmen?
Die Strategie sieht vor, sportlich und finanziell in fünf Jahren zu den Top Ten der Liga zu gehören. Doch aktuell senkt der FC bekanntlich jegliche Kosten, um das Überleben des Clubs zu sichern. Dass dadurch zwischenzeitlich der Anschluss verloren gehen könnte, ist den Verantwortlichen bewusst. Viele andere Möglichkeiten gibt es nicht, das sagt auch Baumgart mit dem Verweis auf die interne Vorgabe, keine Anteile am Club zu verkaufen.
“Wir sind ein Standort der Tradition. Es gäbe andere Möglichkeiten, aber wir gehen unseren Weg. Wir setzen sehr stark auf unseren Nachwuchs. Wir kaufen nicht nur gestandene Spieler. Und wir bauen Spieler wieder auf, die einen Karriereknick hatten. So versuchen wir Erfolg zu haben.” Das kostet aktuell Jahr für Jahr Qualität im Kader, Qualität, die erst wieder aufgeholt werden muss, um in einigen Jahren den Sprung nach oben zu machen.
Der FC erhofft sich durch mehrere Schritte zurück Anlauf zu nehmen für die Zukunft. Ob dies gelingen wird, werden erst die nächsten Jahre zeigen. Baumgart ist Optimist, nicht nur für die kommenden Jahre, sondern auch kurzfristig. “Ich habe unsere Ziele in dieser Saison noch nicht ad acta gelegt”, sagte der 51-Jährige. “Und wir haben schon einmal mit einer Mannschaft einen Platz erreicht, der das keiner zugetraut hatte.” Das soll in einigen Jahren dauerhaft gelingen. Doch aktuell spielt der FC zwar in der Bundesliga, dort aber finanziell in der untersten Liga.
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