Der 1. FC Köln und die Stadt Köln – eine enge Liebesbeziehung sieht anders aus. Doch in einer Frage müssen sich beide in den nächsten Monaten einigen: auf einen Pachtvertrag für das RheinEnergieStadion. Gelingt dem FC dort eine finanzielle Erleichterung?
Es ist kein Geheimnis: Der aktuelle Pachtvertrag zwischen dem 1. FC Köln und der Stadt Köln zur Nutzung des RheinEnergieStadions ist in hohem Maße ein Gewinn für die Stadt. Der FC zahlt die höchste Gebühr der Bundesliga (inklusive Betriebskosten rund zehn Mio. Euro pro Jahr), hat darüber hinaus aber praktisch keine Rechte.
Das beste Beispiel: Werner Wolf bestätigte am Mittwoch auf der Mitgliederversammlung, dass die MV deswegen nicht im Stadion abgehalten werde, weil der FC dafür noch einmal eine Sondermiete an die Stadt zahlen müsste, die deutlich höher wäre als das, was der FC für die Lanxess Arena hinlegt. Für jede Extra-Nutzung des Stadions also müssen die Geißböcke also bislang zusätzlich zahlen.
Pachtvertrag lässt keinen Spielraum
Eigentlich ein Kuriosum, schließlich steht das Stadion in Müngersdorf vor allem, damit der FC dort Fußball spielen und seine Veranstaltungen ausrichten kann. Doch der aktuelle Pachtvertrag sieht eben nur die Spiele vor und lässt sonst nur sehr wenig Raum für weitere Aktivitäten. Und schon gar nicht kann der FC von der Stadt Köln und dem Betreiber, den Kölner Sportstätten, Veränderungen am Stadion verlangen.
Auch dies klang auf der Mitgliederversammlung durch. Ein Mitglied forderte eine bessere Barrierefreiheit für körperlich eingeschränkte Zuschauer, unter anderem durch eine Nutzung der Lastenaufzüge in Ausnahmefällen. Die KSS lehne dies ab, sagte Vizepräsident Carsten Wettich, obwohl man diese Beschwerden immer wieder erhalte. Doch dem FC sind die Hände gebunden.
Hohe Erstliga-, niedrige Zweitliga-Pacht
Noch. Denn im Sommer 2024 läuft der Pachtvertrag mit der Stadt Köln aus. Er muss also neu verhandelt werden. Der FC sieht darin eine Chance. Letztmals wurde der Vertrag unter schwierigen Bedingungen für die Geißböcke geschlossen. Damals war der FC in die Zweite Liga abgestiegen und stand vor der Insolvenz. Die Stadt kam den Geißböcken entgegen und reduzierte die Pacht für die Zweite Liga – aber nur, um die Pacht für die Erstklassigkeit zu erhöhen.
Es war also ein Entgegenkommen auf Zweitliga-Niveau, und sollte der FC in der Bundesliga spielen, würde die Stadt Köln überproportional verdienen. Dieses Verhältnis wollen die Geißböcke nun gerade rücken. Der FC scheint bereit für Zweitliga-Saison mehr zu zahlen als bislang. Dafür erwarten die Geißböcke eine Reduktion der Stadionpacht für die Erstliga-Zugehörigkeit.
Neuer Vertrag: Chance auf geringere Erstliga-Pacht
Die Rechnung des Clubs ist einfach: Das Ziel ist eine dauerhafte Erstliga-Zugehörigkeit. Und so würde der FC auf dem Weg zur Sanierung von dem neuen Pachtvertrag profitieren – sofern er zustande kommt. Eine Einigung wird es geben, daran besteht kein Zweifel. Beide Parteien befinden sich in einer Zwangsehe – die Stadt braucht den FC als Pächter für das Stadion, das sonst leer stehen würde. Der FC braucht die Stadt als Vertragspartner für die Pacht des Stadions, weil er sich sonst eine neue Arena suchen müsste.
Philipp Türoff deutete daher nun an, dass die Stadt Köln in der Stadionfrage gesprächsbereit sei – zumindest gesprächsbereiter als in der Geißbockheim- und Marsdorf-Frage. Und so laufen die Gespräche nun auf mehreren Ebenen – die zwei wichtigsten zu klären Fragen sind die Finanzen und die notwendigen Veränderungen am Stadion, insbesondere die nötigen Reparaturen.
Was sich am Stadion ändern muss
Die KSS muss bis zum Sommer 2024 einige Veränderungen bereits vornehmen, weil das Kölner Stadion einer der Austragungsorte der EM 2024 sein wird. Die UEFA macht Vorgaben, die umgesetzt werden müssen, die mit dem FC nichts zu tun haben, von denen die Geißböcke aber profitieren könnten. Und in diesem Zuge hofft der FC auf weitere Maßnahmen.
Schon zur EM wird die gesamte Medientribüne aus dem Unterrang West in den Oberrang West verlegt. Dieser Umbau soll noch im Herbst erfolgen. Der Grund: Die UEFA wünscht sich mehr VIP-Plätze im Unterrang, wovon auch die Geißböcke perspektivisch profitieren werden. Schließlich kann der FC so künftig mehr Business Seats verkaufen – zwar auf Kosten der guten Plätze im Oberrang West, jedoch trotzdem in Konsequenz für einen Gewinn von rund einer Million Euro pro Saison.
Bekannt ist darüber hinaus, dass das in die Jahre gekommene Dach des 2004 eingeweihten Stadions dringend saniert werden muss. Es ist an vielen Stellen undicht geworden. Auch bekannt ist, dass die Beschallungsanlage seit Jahren ein Ärgernis ist, es immer wieder an der Verständlichkeit von Ansagen hapert. Auch das WLAN soll auf den neuesten Stand gebracht werden. Investitionen, die der FC nicht leisten will – schließlich gehört ihm das Stadion nicht. Dafür ist der Besitzer verantwortlich – also die Stadt.
Offene Fragen für die Zukunft
Wie aber sieht die Stadt dies? Das werden die Verhandlungen in den kommenden Wochen zeigen. Dem FC geht es auch um die Perspektive. Wie soll das Stadion in den nächsten zehn Jahren weiterentwickelt werden? Für welche Zwecke darf der FC in Zukunft das Stadion überdies nutzen (Stichwort Mitgliederversammlung)? Für welche Laufzeit wird der Pachtvertrag geschlossen? Und gibt es überhaupt eine ernsthafte Möglichkeit langfristig über einen Ausbau zu sprechen?
Diese Fragen müssen in den kommenden Wochen geklärt werden. Der FC hat die Chance, nicht nur finanziell einen besseren Abschluss hinzubekommen. Auch will der Club künftig Herr im Haus sein – oder zumindest das Gefühl haben, nicht für jede Veranstaltung als Bittsteller bei der Stadt vorstellig werden zu müssen.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!