Von der Problem-Position zur Qual der Wahl – und zurück?

Nominell ist der 1. FC Köln auf der Zehn bestens aufgestellt. Und doch offenbarte der Bundesliga-Start neue Fragezeichen auf der Problemposition der Vorsaison. Steffen Baumgart fahndet nach Lösungen für mehr Torgefahr.

„Ich suche einen Zehner.“ Ein Satz, den Steffen Baumgart in der vergangenen Spielzeit mehrfach wiederholte – wiederholen musste, da in Mark Uths Saisonbilanz letztlich mehr Operationen als Bundesliga-Einsätze standen und Ondrej Duda den 1. FC Köln nach anhaltendem Formtief verließ.

In dieser Saison, so schien es im Sommer, würde sich das Blatt wenden. Schließlich war Uths Comeback-Plan weit gereift und mit Luca Waldschmidt ein Top-Neuzugang im Anmarsch. Zudem hatte Baumgart im April mit Florian Kainz doch noch einen überzeugenden Spielmacher in den eigenen Reihen gefunden.

Warum Florian Kainz weiter Zehner ist

All das ließ die Fantasie zu, die Zehn könne von der Problem-Position zum am heißesten umkämpften Startelf-Platz werden. Die Wahrheit nach den ersten drei Bundesliga-Spieltagen sieht anders aus.

Uth wird bekanntlich erneut von einer Verletzung ausgebremst, die keine belastbare Comeback-Prognose zulässt. Kainz kann im Offensivzentrum bislang nicht an seine Top-Form aus dem Endspurt der Vorsaison anknüpfen. Und Waldschmidt muss auf den eher ungeliebten Flügel ausweichen.  

Bei aller gezeigten Qualität auf der Zehn: Dass der gelernte Außen Kainz in allen drei Liga-Partien als Spielmacher begann – statt Waldschmidt, der im Zentrum zu Hause ist – verwundert durchaus. 

Baumgart hatte seine Entscheidung nach der 0:1-Niederlage in Dortmund so erklärt: „Kainzi war im letzten Jahr überragend auf der Zehn.“ Der Kapitän verleihe dem FC hier „eine andere Stabilität“, reiße das Spiel immer an sich. Waldschmidt wiederum könne über die „Halbposition sehr gut ins Eins-gegen-eins gehen“ und sei “einen Tick schneller”. 

Waldschmidt: “Da spiele ich wie auf Autopilot”

Die Leihgabe des VfL Wolfsburg selbst hatte im April im Interview mit Transfermarkt.de allerdings gesagt: „Im Zentrum fühle ich mich definitiv wohler und besser aufgehoben, weil ich dort einfach mein Leben lang gespielt habe. Da spiele ich wie auf Autopilot. Auf den Außen muss ich etwas mehr nachdenken. Die Automatismen und Sicherheit sind nicht so da wie im Zentrum, das macht es etwas komplizierter.“

Dass der Kölner Offensiv-Motor mit Waldschmidt als Außen und Kainz im Zentrum bisher stottert, ist nicht zu übersehen. „Wir müssen daran arbeiten, klarer nach vorne zu spielen“, sagte Baumgart nach dem 1:1 in Frankfurt. Auch zahlreiche Statistiken zeigen, dass der FC offensiv bislang zu den schwächsten Teams der Liga zählt.

Ändert Steffen Baumgart das System?

Der Chefcoach und sein Trainerteam sind daher auf der Suche nach Lösungen, und dabei geht es nicht nur um die Rollen von Kainz und Waldschmidt – zumal dieser beim Testspiel in Bergisch Gladbach auf der Zehn ran durfte und gewiss kein Bewerbungsschreiben abgab. Es geht vielmehr um das große Ganze, um das System. 

Ein Sechser, zwei Sechser? Ein Stürmer, zwei Stürmer? Bereits in Frankfurt interpretierte der FC das 4-2-3-1 anders als sonst, weil Dejan Ljubicic weiter nach vorne schob und es faktisch so ein 4-1-4-1 war. Im Sommer hatte Baumgart zudem im 4-1-3-2 spielen lassen, das bis dato in der Liga noch nicht zum Einsatz kam. Denkbar wäre auch ein 4-2-2-2 ohne Zehner, dafür mit Waldschmidt als zweiter Spitze. In der Vorbereitung war immerhin schon zu sehen, wie gut sein Zusammenspiel mit Davie Selke funktionieren kann.