Der 1. FC Köln hat das Nachbarschaftsduell mit Bayer Leverkusen beileibe nicht wegen des Schiedsrichters verloren. Trotzdem sorgte das 1:0 der Werkself für heftige Diskussionen und brachte Steffen Baumgart auf die Palme.
Es wäre „vermessen“, wie Thomas Kessler am Sonntagabend sagte, die Derby-Niederlage des 1. FC Köln an dieser Szene festzumachen. Und dennoch tat das große Mysterium der Bundesliga sein Übriges zur 0:3-Pleite bei Bayer Leverkusen – die Handspiel-Regel.
Absicht hin oder her: Hätte Victor Boniface den Ball vor dem 1:0 nicht mit der Hand mitgenommen, Jonas Hofmanns Tor wäre wohl nicht gefallen. Steffen Baumgart faltete die Hände wie zum Gebet, flehte Schiedsrichter Felix Zwayer an, die Szene noch einmal am TV-Bildschirm zu überprüfen. Zwayers Gang zur Seitenlinie diente allerdings lediglich dem Zweck, den FC-Trainer mit Gelb zu warnen.
Baumgart: “Geht mir richtig auf die Eier”
Baumgart war nach Abpfiff noch immer auf 180, als er gegenüber Sky zu Protokoll gab: “Ein klares Handspiel. Es ist auch nicht wichtig, ob es Absicht oder nicht war – dadurch hat er den Vorteil, dadurch geht der Angriff weiter, dadurch fällt das 1:0. Das ist für mich auch nicht mehr erklärbar. Ein Handspiel, das zum Tor führt, ist ein klarer Vorteil für den Gegner und ist für mich nicht anders zu bewerten.”
Wie schon bei der Heim-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim, als ein Vergehen von Wout Weghorst im eigenen Strafraum als „Stützhand“ und nicht als Elfmeter für den FC ausgelegt worden war, nervte die Kölner allen voran die Tatsache, dass der Schiedsrichter die Szene nicht noch einmal am Bildschirm überprüfte.
“Zum wiederholten Male geht man bei uns nicht raus“, wetterte Baumgart: „Das geht mir richtig auf die Eier. Wenn er danach trotzdem auf Tor entscheidet, kotze ich zwar auch ab – aber da gar nicht erst rauszugehen, wird ein bisschen viel. Und jedes Mal höre ich mir eine andere Begründung an. Alles gut, die wissen schon was sie machen – ich weiß es leider nicht.”
Timo Hübers war der Kölner Beschwerdeführer auf dem Rasen, unmittelbar nachdem Hofmann – von Boniface über Grimaldo und Wirtz eingesetzt – zum 1:0 vollendet hatte. „Ich habe den Schiedsrichter gefragt, wie er die Situation sieht“, berichtete der Innenverteidiger später. Die Antwort: „Er sagte, es war kein strafbares Handspiel, sondern ein ganz normaler Kontakt. Ich glaube, so richtig durchsichtig kann es keiner mehr überblicken. Aus meiner Sicht hatte Boniface einen klaren Vorteil, indem er den Ball mit der Hand spielt. Weil er sonst vielleicht in die andere Richtung geht.“
Laut Zwayer hat sich Boniface allerdings „keinen klaren Vorteil verschafft“, so lautete die Erklärung gegenüber Lizenzbereich-Leiter Kessler, der es wie Hübers sah: „Durch die Hand bleibt der Ball bei ihm, daraus resultiert das Tor.“
“Das war nicht unmittelbar vor dem Tor”
Man muss davon ausgehen, dass der chancenlose FC selbst bei mehr Schiri-Glück mit leeren Händen zurück über den Rhein gefahren wäre. Auch Hübers machte keinen Hehl daraus: „Vielleicht war es nicht spielentscheidend und es ändert nichts am verdienten Sieg für Leverkusen.“ Aber: “Wenn wir mit einem 0:0 in die Halbzeit gehen, sieht das Spiel vielleicht anders aus.“
Felix Brych sprang seinem Schiedsrichterkollegen Zwayer bei Sky90 zur Seite: “Es ist kein Handspiel. Es ist keine Absicht. Der Ball springt ihm wie beim Flipper an die Hand. Wenn es unmittelbar vor dem Tor ist, müssen wir eingreifen. Das war aber nicht unmittelbar, weil 30 Meter vor dem Tor. Hier hätte ein Handspiel vorliegen müssen, für das man auch Elfmeter gepfiffen hätte.“ Was auch immer das für ein Handspiel sein mag – auch das sieht jeder Unparteiische anders.
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