Der 1. FC Köln hat im vergangenen Transfer-Sommer acht externe Neuzugänge verpflichtet. Bei einem davon waren sich die Verantwortlichen jedoch zunächst uneinig.
Zehn Tage vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison beim VfL Osnabrück hatte der 1. FC Köln Rasmus Carstensen vorgestellt. Der Rechtsverteidiger wechselte auf Leihbasis vom belgischen Erstligisten KRC Genk ans Geißbockheim, nachdem der FC einige Zeit nach einem Herausforderer für Benno Schmitz gesucht hatten.
Dass die Verantwortlichen sich bei den Transfers im vergangenen Sommer nicht im oberen Bundesliga-Regal würden bedienen können, war bereits einige Zeit lang klar. Entsprechend suchte und sucht der FC nach Spielern, bei denen die Vorstellung vorhanden ist, sie perspektivisch zu Bundesliga-Spielern entwickeln zu können.
Erster Eindruck sprach gegen eine Verpflichtung
“Da sitzen mehrere Leute zusammen, die das abwägen”, erklärte Christian Keller nun das Vorgehen im WDR 2-Podcast Einfach Fußball mit Sven Pistor und Conni Kleine. Neben dem Sportchef seien dabei noch Lizenzleiter Thomas Kessler, Trainer Steffen Baumgart und Chefscout Martin Schulz anwesend. “Wir diskutieren darüber, aber eine Glaskugel hat keiner von uns. Wir können nur über Wahrscheinlichkeiten sprechen”, erklärte Keller die Unwägbarkeiten vor einem Transfer.
Dabei sei am Ende auch das Bauchgefühl ein wesentlicher Faktor, “weil es am Schluss um Menschen geht”, sagte der Geschäftsführer Sport und nannte ein konkretes Beispiel: “Rasmus Carstensen haben wir aus Genk verpflichtet. Er hatte nur vier Einsätze für die Genker Profi-Mannschaft absolviert, davon keinen von Anfang an. Er hatte also mehr oder weniger ein Jahr lang nicht gespielt”, berichtete Keller von den Fakten, die seinerzeit auch rund um den Transfer diskutiert wurden.
Das gesichtete Videomaterial habe dabei nicht unbedingt für den Spieler gesprochen. “Wir haben uns die Spielszenen live und im Video rauf und runter tagelang angeschaut, um zu einer Entscheidung zu kommen”, sagte der 44-Jährige und erklärte weiter: “Auf den ersten Blick war klar, wenn ich mir die vier Einsätze in Genk angucke, müssen wir über diesen Spieler nicht nachdenken.”
Einer war nicht überzeugt
In Genk konnte Carstensen also keine Eigenwerbung für sich betreiben. Keller jedoch kannte den Spieler noch aus dessen Zeit beim dänischen Erstligisten Silkeborg IF. Zum damaligen Zeitpunkt hatten zahlreiche Clubs aus ganz Europa den Spieler auf ihrem Zettel. “Ich hatte den Eindruck, dass wir uns mit dem Spieler näher beschäftigen müssen”, berichtete Keller. Sein Bauchgefühl stieß dabei jedoch nicht bei allen auf Gegenliebe: “Da waren wir uns in der Runde aber nicht so ganz einig. Da gab es einen, der war vehement dafür, sich mit dem Spieler zu beschäftigen. Da gab es aber auch einen, der nicht so ganz überzeugt war.”
Wen Keller damit meinte, ließ der Sportchef offen. Allerdings konnte er am Ende alle überzeugen, Carstensen zumindest ans Geißbockheim zu einem Kennenlernen einzuladen. “Ich habe gesagt: Wir treffen uns und mit dem Spieler und dann schauen wir mal, ob wir rausbekommen, warum so eine große Diskrepanz zwischen Leistung in Silkeborg und Genk da ist.”
Carstensen überzeugte im persönlichen Gespräch
Für die Geißböcke ist das persönliche Treffen vor einem möglichen Transfer elementar. Jeder potentielle Neuzugang wird zunächst zu einem Gespräch eingeladen. Damit wollen die Geißböcke herausfinden, “ob er zur Mannschaft und dem Umfeld passt. Wichtig ist auch, ob er den Plan mitgeht, den wir ihm aufzeigen.”
Im persönlichen Gespräch konnte Carstensen offensichtlich alle Verantwortlichen von sich überzeugen. “Nach dem Gespräch war allen klar, dass dieser Spieler funktionieren kann, wenn man richtig mit ihm umgeht.” Carstensen selbst hatte zu Beginn seiner FC-Zeit von den Schwierigkeiten in Genk berichtet und erklärt, er brauche ein Umfeld, in dem er sich wohl fühle.
Trotz sportlicher Krise scheint der Abwehrspieler dies beim 1. FC Köln gefunden zu haben. Schließlich stand Carstensen, abgesehen von seiner Gelb-Rot-Sperre gegen Bremen, in jedem Spiel auf dem Platz, acht Mal davon in der Startelf. Zwar war der 22-Jährige bisweilen längst noch nicht fehlerfrei. Dennoch sagte Keller abschließend: “Er hat jetzt schon mehrfach gezeigt, dass er definitiv das Zeug hat, sich zu einem guten Bundesliga-Spieler zu entwickeln.” Zumindest bei diesem Transfer scheint den Sportchef sein Bauchgefühl nicht getäuscht zu haben.
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