Genau 900 Tage ist Steffen Baumgart beim 1. FC Köln im Amt. Der 51-Jährige hat fast zweieinhalb Jahre bei den Geißböcken hinter sich. Gerne würde der Cheftrainer noch länger und vor allem wieder erfolgreicher mit dem FC arbeiten. Doch wird er dies unabhängig vom Ausgang des letzten Spieles im Jahr 2023 auch dürfen?
Sportchef Christian Keller vermied am Sonntag nach dem 0:2 des 1. FC Köln in Freiburg ein Bekenntnis zu Steffen Baumgart. Der 45-Jährige dürfte auch wissen: Die letzten Monaten waren nicht gut, die Formkurve zeigt schon länger nach unten, die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache. Vieles hat Keller selbst zu verantworten, aber eben nicht alles.
Sollte Keller das Gefühl erlangen, ein neuer Impuls auf dem Trainerposten könnte die Wende bringen, gäbe es wohl kaum einen besseren Zeitpunkt als zum neuen Jahr. Der neue Mann bekäme zumindest eine Mini-Vorbereitung inklusive Testspiel (bei Rot-Weiss Essen). Zum Auftakt stünden zwei Heimspiele an, zunächst gegen den 1. FC Heidenheim, dann gegen angeschlagene Dortmunder.
Baumgart: “Da bin ich Realist”
Gleiches gilt freilich auch für Baumgart. Der 51-Jährige plant diese so wichtige Saisonphase bereits mit der Vorbereitung auf den Hinrunden-Abschluss sowie den Rückrunden-Auftakt. Baumgart will 2024 mit Erfolgserlebnissen eröffnen. Aber darf er das noch? Klar ist: Er lässt sich nicht davon beeindrucken, dass Keller öffentlich der Frage nach dem Trainer aus dem Weg gegangen ist.
Dem GEISSBLOG erklärte Baumgart am Montag exklusiv, dass uneingeschränkte Rückendeckung zum jetzigen Zeitpunkt kaum noch möglich sei: “Wenn Sie mich fragen, ob ich in drei oder zehn Wochen noch Trainer bin – in unserer Situation, da bin ich Realist, kann ich das schon einschätzen.” Er sei sich sehr wohl bewusst, dass ein Bundesliga-Trainer nach nur zehn Punkten auf 15 Spielen unter Druck stünde und liefern müsse.
Lob für Union und Mainz nach Trainerwechsel
Dass Baumgart oder auch Keller in der Öffentlichkeit hinterfragt würden, gehöre zum Geschäft. “In unserer Situation ist es ganz normal, dass die Trainerfrage gestellt wird oder Christian in der Kritik steht. Dafür muss ich kein Hellseher sein”, sagte Baumgart. Entscheidend sei, wie intern kommuniziert würde.
Baumgart hatte in den vergangenen Wochen mehrfach betont, dass die Trainerwechsel bei Union Berlin und Mainz 05 gute Beispiele dafür seien, wie man respektvoll miteinander umgehen könne. Urs Fischer und Bo Svensson hatten beide jeweils gemeinsam mit ihren Clubs entschieden, dass der gemeinsame Weg nicht mehr weitergehen konnte.
Daher betonte der FC-Trainer nun ebenfalls: “Ich habe ein super Verhältnis zu allen. Wir reden vernünftig, sind klar im Austausch und hinterfragen alles. So stelle ich mir die Arbeit vor – egal, ob man bleibt oder geht.” Baumgart scheint also zu wissen, wo er beim FC steht, wie Keller über die Trainerpersonalie denkt und dass man sich weitgehend einig ist, wie man weiter verfahren wird.
Ob das Union-Spiel nun aber tatsächlich zum Endspiel für Baumgart wird, ließ er offen. Mit einem Sieg könnten die Geißböcke das enttäuschende Jahr versöhnlich abschließen. Zudem würde ein Dreier die Möglichkeit eröffnen, die Hinrunde Mitte Januar gegen Heidenheim sogar noch mit 16 Punkten abzuschließen. Eine Niederlage in Köpenick würde die Krise weiter verschärfen.
Keller wünscht sich eigentlich Kontinuität
Dennoch hatte Keller immer wieder betont, wie wichtig ihm Kontinuität sei. Und so ist längst nicht gesagt, dass Baumgart wirklich um seinen Job bangen muss. Sicher ist nur: Seine Mannschaft wird wieder bessere Leistungen zeigen und bessere Ergebnisse einfahren müssen, um die Kurve zu kriegen. Denn zu den Gesetzen des Fußballs gehört auch, dass derjenige im Recht ist, der Erfolg hat. Und so könnte ein Sieg am Mittwoch schon wieder viel zugunsten des FC verändern.
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!