“Dann sind Sie entlassen”: Baumgart sorgt für TV-Lacher – und mahnt

Erleichterung ja, Erlösung nein. Steffen Baumgart mahnt nach dem 1:0-Sieg des 1. FC Köln beim SV Darmstadt: “Vieles ist noch nicht so, wie wir uns das vorstellen.” Er selbst sorgte für den wohl unterhaltsamstem Moment des Abends.

Es war bereits 22.45 Uhr, die Temperaturen in Darmstadt waren unter den Gefrierpunkt gesunken, als Steffen Baumgart bei DAZN den so wichtigen 1:0-Sieg des 1. FC Köln analysierte. Interviewer Lukas Schönmüller fasste sich kurz und wollte den ungewohnt dick eingepackten Trainer mit den Worten “Dann sind Sie entlassen” in die Wärme schicken. Doch Baumgart war auch zu später Stunde noch auf Sendung – und antwortete, als ginge es gerade um seinen Job: “Ich hoffe nicht.”

So sorgte der 51-Jährige nach einem – vor allem für neutrale Zuschauer – fußballerisch wenig unterhaltsamen Freitagabend noch für einen TV-Lacher. Wobei Baumgart trotz des ersten Auswärtssiegs dieser Saison, des ersten Zu-null-Erfolgs seit April und des zumindest vorübergehenden Sprungs auf Platz 15 nicht aussah, als wäre ihm zum Lachen zumute.

Baumgart: “Kein gutes Fußballspiel”

Natürlich freue er sich über den “ersten Auswärtsdreier” und die “wenigen zugelassenen Torchancen”, erklärte der FC-Trainer auf der anschließenden Pressekonferenz. Aber: “Aus meiner Sicht war es kein gutes Spiel.” So ein “hart umkämpftes Spiel mit wenig Highlights” ist nicht das, was sich Baumgart unter Fußball vorstellt. Doch in diesem Keller-Duell, gegen einen stark limitierten Aufsteiger, zählte einzig und allein das Ergebnis.

Nach dem sieglosen November, und überhaupt erst einem Sieg aus zwölf Bundesliga-Partien, hatten die Kölner am Böllenfalltor gewaltig unter Druck gestanden. Ein Darmstädter Erfolg – und der Aufsteiger, dessen Kader-Marktwert nicht mal halb so hoch wie der des FC geschätzt wird, wäre in der Tabelle bereits sechs Punkte enteilt gewesen.

Ob Trainer, Spieler, Funktionär oder Fan: Dass am Freitagabend jedem mit Geißbock auf der Brust mehr als ein Stein vom Herzen fiel, war nach Abpfiff unschwer zu erkennen. Baumgart selbst ballte die Fäuste und reckte beide Arme gen Himmel, bevor er den ausgewechselten Torschützen Davie Selke umarmte. Auf dem Rasen bildete sich schnell eine Jubeltraube, und der Anhang durfte erstmals seit Anfang Mai in einem fremden Bundesliga-Stadion “Sieg” skandieren. Mit “Allez, 1. FC Köln” feierten die mehr als 2000 mitgereisten Fans die erlösenden drei Punkte, als die Mannschaft wenig später vor dem Gästeblock stand.

Baumgart: “Bei weitem keine Erlösung”

Wobei der Begriff Erlösung für Baumgart mindestens eine Kategorie zu hoch gegriffen ist: “Eine gewisse Erleichterung ist da, eine Erlösung bei weitem nicht”, sagte er – und mahnte dann: “Wer das Spiel gesehen hat, der weiß schon, dass vieles noch nicht da ist, wie wir uns das vorstellen. Jetzt haben wir nach langer Zeit mal wieder ein Spiel gewonnen. Aber die Erlösung ist noch weit weg. Dass wir uns freuen, kann sich jeder vorstellen – mehr ist es aber auch nicht.” Baumgart weiß: Legt der FC gegen Mainz (Sonntag, 10. Dezember) nicht nach, könnte die Situation schon wieder ähnlich dramatisch wie vor dem Darmstadt-Dreier aussehen.

Seine Interview-Hoffnung, nicht entlassen zu sein, hatte Geschäftsführer Christian Keller übrigens bereits vor Anpfiff erfüllt – ebenfalls am DAZN-Mikrofon. Die Frage nach Baumgart stelle sich “gar nicht”. Keller unterstrich Baumgarts Rolle als “Aushängeschild” des Clubs und seinen “guten Job”. Daran dürfte der nicht erlösende, aber doch erleichternde Sieg nichts geändert haben.