Droht ein Richtungsstreit beim 1. FC Köln? Steffen Baumgart hat erstmals öffentlich den radikalen Sparkurs der Geißböcke in Frage gestellt. In deutlichen Worten forderte der Cheftrainer am Dienstag ein Umdenken von den FC-Bossen.
Steffen Baumgart hat sich am Dienstag unmissverständlich zur Transferstrategie des 1. FC Köln geäußert. Auslöser waren Medienberichte, wonach Dejan Ljubicic bei den Geißböcken ein Kandidat für einen Winter-Wechsel sei, um durch Transfereinnahmen mehr Geld für andere Neuzugänge zu generieren. Doch es ging Baumgart längst nicht nur um einen möglichen Abgang des Österreichers.
Daher schob Baumgart nicht nur einem möglichen Ljubicic-Transfer einen Riegel vor (der GEISSBLOG berichtete). Baumgart machte auch klar, was er von der gesamten Kölner Kaderplanung der letzten Jahre hält: herzlich wenig. “Es kann nicht sein, dass wir immer wieder die besten und teuersten Spieler abgeben. Wir können nicht sagen: Wir geben unseren besten Motor ab, wollen aber trotzdem ein Formel-1-Rennen gewinnen.”
Baumgart will “mit dem FC was erreichen, aber…”
Baumgart machte seinem Ärger Luft und deutlich, dass er sich eine andere Entwicklung beim FC gewünscht hätte. “Ich habe vor drei Jahren gesagt: Ich will mit diesem Club was erreichen. Ich weiß, dass uns in gewisser Weise die Hände gebunden sind, aber mein Ziel kann nicht sein, jedes Jahr Substanz zu verlieren und jedes Jahr gegen einen Berg anzulaufen. Das funktioniert auf Dauer nicht. Also müssen wir Lösungen finden.”
Und weiter: “Wir haben uns finanziell besser aufgestellt, aber als Trainer muss ich auch sagen, dass in den letzten Jahren acht Stammspieler gegangen sind. Das kann auf Dauer nicht unser Weg sein. Wenn wir den Verein dahin bringen wollen, wohin er gehört – und das ist nicht das Tabellenende – dann müssen wir umdenken. Wir dürfen nicht unsere besten Spieler abgeben, sondern müssen zu diesen Spielern sehr gute Jungs hinzuholen.”
Das ist bekanntlich insbesondere im zurückliegenden Sommer nicht gelungen, weshalb der FC da steht, wo er aktuell steht. Der Grund: die fehlenden Geldmittel. Das weiß auch Baumgart. Aber: “Ich sage es ganz höflich: Wenn kein Geld da ist, muss welches besorgt werden. In dieser Stadt, in diesem Verein muss es möglich sein, anders zu agieren als so, wie wir es momentan machen.” Harte Worte in Richtung Geschäftsführung und Vorstand, die dem sportlichen Bereich zuletzt den Geldhahn zugedreht hatten.
Baumgart gab auch zu: “Das habe ich bisher noch nicht so deutlich gesagt, aber es darf nicht sein, dass wir unsere besten Spieler abgeben, um uns dann verstärken zu wollen. Wo ist dann da die Verstärkung?” Und weiter: “Ich will mich gerne über Neuzugänge im Winter unterhalten, die notwendig sind, aber nicht mit dem Kompromiss, einen unserer Spieler abgeben, der sich mit am besten entwickelt hat. Wir haben in den letzten drei Sommern genug wichtige Spieler abgegeben. Wenn wir etwas aufbauen wollen, können wir nicht jedes Mal die besten Spieler abgeben.”
Zum Schluss erklärte Baumgart, er wisse durchaus, dass es auch eine Möglichkeit sei, Spieler zu verkaufen, um andere zu finanzieren zu können. “Das kann ein Weg sein, aber aus meiner Sicht wäre es nicht der richtige.” Ein Ljubicic-Verkauf würde in Baumgarts Augen nur andere Probleme mit sich bringen. “Ich weiß, was ich an Ljubi habe. Ich weiß aber nicht, was ich als Ersatz bekomme. Es wäre ein ‘könnte uns helfen’.”
Drastische Worte und ein Appell des FC-Trainers an die Vereinsführung, im Winter den Kader zu verstärken und nicht noch zusätzlich zu schwächen und weitere sportliche Risiken einzugehen. Die Frage bleibt, über welche anderen Wege der FC an Geld kommen könnte. Doch Baumgarts Botschaft an die FC-Bosse ist eine klare Warnung: Mit diesem radikalen Sparkurs geht es für den 1. FC Köln nur in eine Richtung – in die Zweite Liga.
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