Die U21 des 1. FC Köln hat innerhalb von acht Tagen zwei deutliche Vorsprünge in der Regionalliga West verspielt – und sich damit möglicherweise auch aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet. Die Analyse offenbart gleich mehrere Ursachen.
Vor drei Wochen, nach dem 2:0-Erfolg bei Rot-Weiß Oberhausen, schien die Welt der U21 des 1. FC Köln noch rosarot: Die FC-Reserve verteidigte ihren zuvor gegen Lippstadt (2:0) eroberten zweiten Platz und lag drei Punkte hinter dem späteren Herbstmeister 1. FC Bocholt. Der Sprung in die 3. Liga schien zum Greifen nah.
Drei Spiele später hat sich die Stimmungslage gewandelt, auch wenn die folgende Kritik nach der überraschend starken ersten Halbserie freilich auf sehr hohem Niveau angesiedelt ist. Dennoch haben Trainer und Mannschaft eine hervorragende Ausgangsposition auf der Zielgeraden vor Weihnachten vorerst leichtfertig verspielt.
Sbonias: “Kassieren zu viele einfache Tore”
Das größte Manko ist die instabile Defensive. Nach besagtem Oberhausen-Spiel stand die U21 bei 15 Gegentreffern – das war damals die viertbeste Defensive der Liga. In den drei Spielen danach kassierte das Team neun (!) Tore, in jeder Partie drei. „Wir kassieren zur Zeit zu viele einfache Tore“, klagte der Trainer Evangelos Sbonias am Freitagabend.
Insbesondere in den jüngsten beiden Spielen in Düsseldorf und gegen Fortuna Köln fiel dabei der Interimskapitän Stephan Salger auf. In Düsseldorf war Salger an den Gegentreffern zwei und drei in der Schlussphase entscheidend beteiligt. Gegen Fortuna Köln ließ Salger seinen Gegenspieler bei der Hereingabe zum 3:2-Anschlusstreffer enteilen – ebenfalls kurz vor Schluss. Der 33-Jährige hat eine wochenlange Verletzungspause hinter sich. Möglicherweise ist dies ein Erklärungsansatz, warum ausgerechnet dem Routinier gegen Spielende wiederholt Fehler unterliefen. Dem Trainer fehlen in der Innenverteidigung jedoch auch adäquate Wechsel-Möglichkeiten. Elias Bakatukanda fällt mit einem Muskelfaserriss bis Weihnachten aus.
Sbonias selbst trifft jedoch auch eine Mitschuld am Entgleiten der Partie gegen Fortuna Köln. So wechselte der Coach in der 90. Minute beim Stand von 3:2 mit Julian Pauli einen weiteren Innenverteidiger ein. Das ist grundsätzlich verständlich, auch um Zeit von der Uhr zu nehmen. Doch der 18-jährige Pauli, Kapitän der U19, hatte bis dahin noch keinen Einsatz im Seniorenfußball. Es ist daher zumindest diskutabel, ob es der richtige Moment war, einem Talent in der aufgeheizten Atmosphäre eines Stadtderbys zum Debüt zu verhelfen – zumal in einer Phase, in der die Partie gerade komplett zu entgleiten drohte.
Rückstand auf Platz eins nicht angewachsen
Pauli gab in der Entstehung des Ausgleichs in der Nachspielzeit prompt keine glückliche Figur ab. Zudem überraschte, dass Pauli den Vorzug gegenüber Marlon Monning erhielt, der immerhin fester Bestandteil der U21 ist. Offenbar setzt man beim FC jedoch nicht mehr auf den U19-Pokalsieger aus dem Frühjahr und zieht sogar aktuelle Jugendspieler vor.
Im selben Moment nahm Sbonias zudem Meiko Wäschenbach vom Feld, brachte dafür Antonio Verinac. Verinac verübte das Foul, dessen Freistoß das 3:3 zur Folge hatte. Unverständlich grundsätzlich, warum Wäschenbach vom Feld genommen wurde. Wäschenbach war gegen die Fortuna omnipräsent, trat nicht nur durch seinen einstudierten Flankenball vor dem 1:0 in Erscheinung, sondern pflügte bis dahin den Rasen von der Sechs bis zur hängenden Spitze um. Wäschenbach war gemeinsam mit Justin Diehl, der für Pauli vom Feld ging, der beste U21-Spieler an diesem Abend.
Immerhin: Da Bocholt am Samstag nicht über ein 0:0 gegen Schalkes U23 hinauskam, wuchs der Rückstand in der Tabelle nicht weiter an, beträgt weiter acht Punkte. Gegen Ahlen muss am kommenden Sonntag aber zwingend ein Heimsieg zum Jahresabschluss her, um die Stimmung wieder aufzubessern.
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