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„Nahezu alle“: Droht dem FC im Abstiegsfall der Ausverkauf?

Dejan Ljubicic und Jeff Chabot zählen zu den FC-Profis mit dem höchsten Marktwert. (Foto: Bucco)
Dejan Ljubicic und Jeff Chabot zählen zu den FC-Profis mit dem höchsten Marktwert. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln hat sich laut Christian Keller mit Vertragsverlängerungen auf die Transfersperre vorbereitet. Aber was sind diese im Abstiegsfall wert? Mehrere Leistungsträger sollen eine Ausstiegsklausel besitzen.

Nur zehn Punkte und zehn Tore aus 16 Spielen, dazu keine Chance auf dringend benötigte Winter-Transfers – der 1. FC Köln wird als einer der ersten Anwärter auf den Abstieg ins Jahr 2024 starten. Das wären die Geißböcke als Tabellen-Vorletzter mit der zweitschwächsten Bilanz ihrer Vereinsgeschichte ohnehin. Doch das CAS-Urteil hat die Aussichten auf ein Happy End dieser Chaos-Saison noch einmal geschmälert.

Für das Negativszenario bedarf es nicht viel Fantasie: Ein Abstieg in die 2. Bundesliga samt Abgang der Leistungsträger – und all das ohne die Möglichkeit, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Aber wäre dem überhaupt so? Droht dem FC im Abstiegsfall wirklich der große Ausverkauf? Nicht unbedingt. Es kommt alles auf die bestehenden Spielerverträge an.

Angepasste Gehälter in 2. Bundesliga

Erst einmal: Zu Verkäufen gezwungen wäre der Club trotz hoher Schulden nicht. Sportchef Christian Keller hatte Mitte Oktober im GEISSBLOG-Interview erklärt: “Selbst bei einem Abstieg würden wir mittlerweile ein ausgeglichenes Ergebnis erwirtschaften. Wir könnten ein Zweitliga-Jahr ohne rote Zahlen überstehen, weil wir schon vieles verändert haben.” Laut SportBild würden die Kader-Kosten durch angepasste Gehälter automatisch von rund 40 auf 25 Millionen Euro sinken und damit die geringeren TV-Einnahmen auffangen.

Von den vertraglich vereinbarten Lohnkürzungen wären nicht nur die Spieler, sämtliche Angestellte des Clubs betroffen. “Auf allen Mitarbeiterebenen haben wir gestaffelte Vergütungen, die Liga-abhängig sind. Das gilt nicht nur für Spieler”, sagte Keller auf der Krisen-Pressekonferenz am vergangenen Freitag. Heißt: Auch Trainerteam, Geschäftsführung und viele führende Mitarbeiter müssten im Abstiegsfall Kürzungen hinnehmen.

Nahezu alle wesentlichen Leistungsträger haben Verträge über 2024 hinaus und sind entsprechend für die nächste Saison gebunden.

Christian Keller

Was Keller am Freitag ebenfalls durchblicken ließ: “Nahezu alle” Verträge der FC-Profis gelten auch für die 2. Bundesliga. Dem Vernehmen nach besitzen allerdings mehrere Leistungsträger für den Abstiegsfall eine Ausstiegsklausel. Heißt: Selbst wenn der komplette Kader auch im Unterhaus bezahlt werden könnte, hätte Keller nicht bei allen Spielern das Heft des Handelns in der Hand.

Wer keine Ausstiegsklausel hat, dürfte nach dem CAS-Urteil wiederum wissen: Der FC wird im Sommer 2024 nur im Ausnahmefall bereit sein, einen seiner Profis gehen zu lassen. Ob das im Abstiegskampf eine zusätzliche Motivation ist, das Ruder rumzureißen, oder aber zu viel Druck bedeutet, bleibt abzuwarten.

Keller verlängerte zuletzt die Verträge von Marvin Schwäbe (bis 2027), Timo Hübers, Jan Thielmann und Davie Selke (alle bis 2026), verpflichtete zudem den zuvor ausgeliehen Jeff Chabot bis zum 30. Juni 2026. Die drohende Transfersperre dürfte in den Gesprächen eine Rolle gespielt haben.

Verlängerungen als Vorbereitung auf Sperre

Denn die Verlängerungen waren trotz der Hoffnung auf einen Freispruch “ein Teil der Vorbereitung” auf die jetzt eingetretene Sperre, wie Keller erklärte: “Wir haben im Sommer sehr viele Vertragsverlängerungen gemacht, auch langfristig, um auf diesen eventuellen Fall vorbereitet zu sein. Nahezu alle wesentlichen Leistungsträger haben Verträge über 2024 hinaus und sind entsprechend für die nächste Saison gebunden.” Folglich dürfte er nicht vorhaben, diese Akteure gehen zu lassen.

Klar dürfte jedoch auch sein, dass der FC aufgrund der CAS-Ungewissheit im vergangenen Sommer nicht die beste Verhandlungsposition hatte und daher womöglich zu Zugeständnissen gezwungen war. Wie eine Ausstiegsklausel im Abstiegsfall. Speziell bei Chabot wäre dies denkbar, da die Transfersperre zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung Anfang Mai noch nicht einmal ausgesetzt war, und der Club davon ausgehen musste, eventuell niemanden außer den ausgeliehenen Verteidiger holen zu können.

Im Abstiegsfall würden Nachwuchstalente sowie die fünf Leih-Rückkehrer Jonas Urbig, Tim Lemperle, Maxi Schmid, Nikola Soldo und Marvin Obuz, die laut Keller “alle zurückkommen”, eine noch zentralere Rolle als ohnehin schon einnehmen. Nur wenn der Klassenerhalt gelingt, könnte der FC den Kader “nahezu” nach seinen Wünschen beisammenhalten.

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