Der 1. FC Köln kriegt den Ball nicht mehr im Tor unter. Auch Jan Thielmann ist gegen Borussia Dortmund aus aussichtsreicher Position gescheitert. Der Angreifer erklärte nun, warum der Kopf eine entscheidende Rolle spielt.
Wenn Linton Maina beim Stand von 1:0 gegen den 1. FC Heidenheim den Ball im Eins-gegen-Eins nicht am Torhüter vorbei bringt, wenn Rasmus Carsten beim Stand von 0:1 gegen Borussia Dortmund aus fünf Metern das leere Tor nicht trifft – oder wenn Jan Thielmann kurz zuvor zu lange wartet, ehe er den Abschluss gegen Gregor Kobel sucht, dann hat das relativ wenig mit Qualität zu tun.
Denn wer diese Chancen nicht nutzt, hätte es mit großer Wahrscheinlichkeit überhaupt nicht in den Profi-Fußball geschafft. Vielleicht ist es vielmehr die Angst vor der eigenen Courage, der Mut, der die Spieler in diesen entscheidenden Situationen verlässt. Oder die Nerven, die diesen Situationen nicht standhalten. Denn es ist zweifelsohne erkennbar, dass in den Köpfen der Spielern in den letzten sechs Monaten zunehmend die Verunsicherung gewachsen ist.
Negativ-Lauf wird zum Teufelskreis
“Wenn man in so einem Negativ-Lauf ist, fängt auf einmal an der Kopf mitzuspielen”, gab Jan Thielmann am Mittwoch in einer Medienrunde zu. Der Angreifer erklärte weiter: “Wenn man in Situationen ist, die man eigentlich im Automatismus drin hat, denkt man plötzlich darüber nach und dann verkopft man zu viel.” Entsprechend simpel scheint die Lösung für den Turnaround beim FC zu sein: “Wir müssen die Köpfe frei bekommen und einfach wieder schießen.”
Doch wie soll das funktionieren? Schließlich dürfte sich die Leichtigkeit und die funktionierenden Automatismen nur durch Erfolgserlebnisse wieder einstellen. Wo aber sollen diese herkommen, wenn jedes Mal vor dem gegnerischen Tor die Nerven versagen? Auf das Prinzip Glück zu setzen hat in der Vergangenheit wohl noch keinem Bundesligisten zum Klassenerhalt verholfen.
Der Druck wird größer
Auch Timo Schultz hält nicht unbedingt viel davon, einfach nur darauf zu hoffen, dass irgendwann einmal wieder der Ball reinfällt. Schon nach dem 0:2 im Test gegen Bochum hatte der Trainer angekündigt: “Ich bin eher Freund davon, sich das im Training zu erarbeiten.” Auch Thielmann ergänzte am Mittwoch: “Wir müssen uns im Training das Selbstvertrauen holen, offensiv spielen und den Weg zum Tor suchen. Wir müssen draufschießen, frech sein, mutig sein.”
Mit jedem Punkt, den die Konkurrenz aktuell davon zieht, wird für den FC auch der Druck im Abstiegskampf größer. Thielmann hat diese Erfahrung in seinen ersten beiden Jahren als Profi bereits machen müssen und weiß entsprechend, damit umzugehen. “Druck hat man immer, wenn man unter den letzten beiden steht”, sagte der 21-Jährige. Den mache sich die Mannschaft dabei auch selber. Thielmann versicherte: “Wir müssen und wollen da raus kommen!”
Thielmann als Neuner
Thielmann selbst hatte gegen den BVB als Stürmer die große Chance auf den Ausgleich. Dass er den Ball nicht im Tor unter bekommen hatte, lag dabei nicht am zu vielen Nachdenken, wie er erklärte. “Ich hätte ihn direkt schießen müssen. Aber ich wollte noch einen Kontakt machen, um näher zum Tor zu kommen.”
Dass der eigentliche Rechtsaußen am Samstag angesichts des Ausfalls von Davie Selke in vorderster Front agieren musste, störte Thielmann dabei überhaupt nicht. Im Gegenteil: “Neuner habe ich früher gespielt und habe das drin. Ich fühle mich da wohl.” Dass zahlreiche Flanken auf ihn allerdings hoch gespielt wurden, kam dem 1,78 Meter großen Angreifer dabei weniger zu Gute. “Wir müssen es dann besser machen, wenn wir mit einem kleinen Stürmer spielen.”
Die taktische Ausrichtung hatte sich gegen Dortmund ohne klassischen Zielspieler aber dennoch leicht verändert. “Es ist etwas anderes, mit einem schnellen Stürmer zu spielen, anstatt mit einem bulligen und großen, der die Bälle festmacht”, sagte auch Thielmann selbst, der dann vor allem “die tiefen Läufe hinter die Kette” suchen soll.
Zukunftsfrage bleibt offen
Nach nur einem Punkt aus den ersten beiden Spielen wollte Thielmann derweil nicht von einem verpufften Trainer-Effekt sprechen. Dieser sei ohnehin “immer ein Mythos.” Vielmehr brauche ein Trainer “seine Zeit, bis er ankommt und wir wissen, was wir machen müssen.” Und wenn die Spieler auf dem Platz selbst die Großchancen nicht verwertet bekommen, kann der Trainer in der Regel am wenigsten dafür. “Im Moment stellen wir uns die Frage, warum nicht mal die einfachen Tore fallen.”
Letztlich aber “können nur Tore fallen, wenn wir auch schießen”, sagte Thielmann. Und nur wer Tore schießt, kann am Ende auch in der Liga bleiben. Wie die Zukunft des Kölner Eigengewächses aussehen würde, sollte der FC die Wende nicht mehr schaffen, wollte Thielmann derweil nicht kommentieren.
“Dazu kann ich noch keine Auskunft geben”, sagte der Deutsche U17-Meister von 2019, dessen Vertrag im September erst bis 2026 verlängert wurde. “Wir konzentrieren uns auf die Saison, um in der Liga zu bleiben. Alles andere schauen wir dann. Ich gehe von einem guten Ende aus.” Thielmann selbst könnte für das gute Ende mit verantwortlich sein. Vielleicht schon am Samstag als erneute Sturmspitze.
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