Christian Keller hat sich am Dienstag beim Trainingsauftakt des 1. FC Köln zur Trainersuche geäußert. Das Auswahlverfahren ist noch nicht abgeschlossen. Der 45-Jährige hofft, noch in dieser Woche Vollzug vermelden zu können. Ist Matthias Kohler tatsächlich in der Pole Position?
Matthias Kohler war den meisten Fans des 1. FC Köln bis vor wenigen Tagen wohl noch kein Begriff. Dann nahm das Gerücht um den 32-Jährigen erstaunliche Wege. Zunächst tauchte der Name des Schwarzwälders im Effzeh-Forum auf. Dann konnte die Kölnische Rundschau berichten, dass Kohler ins FC-Visier geraten war. Und schließlich bestätigte Transfer-Reporter Florian Plettenberg via Twitter, dass der unbekannte Fußballlehrer konkrete Gespräche mit den FC-Bossen geführt haben soll.
Inzwischen ist es ein offenes Geheimnis, dass sich die Geißböcke intensiv mit Kohler befassen oder zumindest befasst haben. Auch nach GEISSBLOG-Informationen soll es mindestens ein längeres Gespräch gegeben haben, in dem der 32-Jährige einen starken Eindruck hinterlassen haben soll. Der kürzlich beim FC Volendam in den Niederlanden entlassene Trainer wäre jedoch eine echte Überraschung, und noch längst ist nicht klar, ob Sport-Geschäftsführer Christian Keller wirklich das Risiko eingehen würde, in der jetzigen Situation des Clubs auf einen neuen Julian Nagelsmann zu hoffen.
Was Keller jetzt wichtig ist
“Kompetenz ist das entscheidende Kriterium”, sagte Keller am Dienstag auf die Frage des GEISSBLOG, wie wichtig Erfahrung beim neuen Cheftrainer sei. “Ein Baustein von Kompetenz ist Erfahrung. Es gibt aber auch andere Kriterien.” Damit wich Keller der Frage aus, und tat dies später auch noch mal bei der Frage nach dem Alter. “Erfahrung ist nicht immer eine Frage des Alters. Nehmen wir mal andere jüngere Trainer, die seit Jahren im Nachwuchs unterwegs sind. Julian Nagelsmann war jahrelang Nachwuchstrainer und ist dann irgendwann Cheftrainer in Hoffenheim geworden.”
Setzt Keller also mit einem jungen Mann wie Kohler, der mit seinen 32 Jahren noch Spieler sein könnte, darauf, den nächsten Nagelsmann aus dem Hut zu zaubern? Der Sportchef weiß um die Tragweite seiner Entscheidung. “Der Cheftrainer ist mit die wichtigste Personalie im ganzen Club”, sagte der 45-Jährige und erklärte damit auch, warum sich die Geißböcke so viel Zeit lassen und einen aufwendigeren Prozess angestoßen haben als bei anderen Clubs üblich. “Es ist doch nur logisch, dass man versuchen sollte, dass so wenig Überraschungen wie möglich auftreten”, sagte Keller und meinte damit: lieber ein paar Gespräche mehr führen und sich dafür kein Ei ins Nest legen.
Ob dies gelingt, werden freilich erst die kommenden Wochen und Monate nach der Entscheidung zeigen. Keller könne zwar ausschließen, dass man sich noch zwei Wochen Zeit nehmen werde. Jedoch wolle man nach dem Prinzip “Gründlichkeit vor Schnelligkeit” verfahren – “und wir haben es aus meiner Sicht sehr gründlich gemacht”. Nun soll der Prozess zeitnah abgeschlossen werden, im Bestfall noch vor dem Testspiel am Samstag bei Rot-Weiss Essen.
Bis dahin werden wohl noch weitere Namen diskutiert werden, nicht nur Kohler. Auch die deutlich älteren Thomas Stamm (40 Jahre alt, SC Freiburg II), Bo Henriksen (48, FC Zürich), Michael Wimmer (43, Austria Wien) und Carl Hoefkens (45, gerade bei Standard Lüttich entlassen) gehören dazu, ebenso Christian Ilzer (46, Sturm Graz). Klar ist aber auch: Von ihnen und weiteren Kandidaten stehen längst nicht mehr alle auf der finalen Liste von maximal vier Namen, die der FC noch bearbeitet.
Ein Zufall, der sich kaum erfüllt
Und dann wäre da noch der Name Alexander Blessin. Eigentlich ist es unvorstellbar, dass der 50-Jährige – mit Union Saint-Gilloise aktuell als souveräner Tabellenführer auf dem Weg zur belgischen Meisterschaft – zum FC wechseln könnte. Doch wie es der Zufall so will, beförderte Keller gerade Eberhardt Trautner zum vorübergehenden Torwarttrainer bei den Geißböcken. Und eben jener Trautner arbeitete bereits bei RB Leipzig und bei KV Oostende erfolgreich mit Blessin zusammen. Wobei dies wohl nur ein Zufall bleiben dürfte. Blessin will dem Vernehmen nach in Belgien bleiben – und Meister werden, statt in der Bundesliga gegen den Abstieg zu kämpfen.
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