Während andere Clubs im Januar auf dem Transfermarkt zuschlagen, muss der 1. FC Köln erste Überlegungen anstellen, wie es im Sommer weitergeht. Insbesondere hinsichtlich jener Spieler, deren Verträge auslaufen. Wie entscheidet Sportchef Christian Keller?
Bei sieben Spielern des 1. FC Köln ist die Zukunft über die Saison 2023/24 hinaus noch nicht geklärt, denn ihre Verträge laufen aus. Hinzu kommen jene Profis, die über Ausstiegsklauseln verfügen. Bei letzteren ist der FC nur im Beifahrersitz, muss die Entscheidungen der Spieler abwarten. Bei den sieben Erstgenannten liegt die Sache anders.
Die Verträge von Philipp Pentke, Dominique Heintz, Noah Katterbach und Benno Schmitz laufen aus. Die Verträge von Rasmus Carstensen, Faride Alidou und Luca Waldschmidt könnten unter bestimmten Bedingungen verlängert werden, indem die Geißböcke die in den Leihverträgen verankerten Kaufoptionen ziehen. Während bei den Leihspielern neben dem Finanziellen auch die Ligazugehörigkeit eine Rolle spielen könnte, ob die Kaufoptionen überhaupt gültig sind, stellen sich bei den vier auslaufenden Verträgen andere Fragen.
1. Philipp Pentke
Der 38-Jährige ist aktuell die Nummer zwei hinter Marvin Schwäbe. Vor der Saison lautete von Sportchef Keller die klare Ansage, dass der FC nur eine Nummer zwei für ein Jahr suche. Danach solle es einen Zweikampf zwischen Schwäbe und Jonas Urbig um die Nummer eins im Tor geben. Urbig ist bekanntlich an Greuther Fürth ausgeliehen, kehrt im Sommer 2024 zurück. Bleibt es bei Kellers Ansage, ist für Pentke keinen Platz mehr. Der Vertrag würde nicht verlängert.
Es ist aber keinesfalls sicher, dass Schwäbe in Köln bleibt. Der Torhüter hat zwar im Juni 2023 für vier weitere Jahre bis 2027 verlängert. Doch auch der 28-Jährige soll eine Ausstiegsklausel besitzen, und sollte sich der FC für Urbig als künftige Nummer eins entscheiden, würde es Sinn machen, Schwäbe nach seinen starken Jahren zum Millionentransfer zu machen. Auch dann bräuchte der FC wieder eine Nummer zwei, und Pentke könnte auf eine Verlängerung hoffen.
2. Dominique Heintz
In der Innenverteidigung stellen sich wie im Tor diverse Fragen. Jeff Chabot verfügt über eine Ausstiegsklausel, bei Timo Hübers ist dies nicht bekannt, aber vorstellbar. Er verlängerte im Juli 2023 und sieht sich fraglos in der Bundesliga. Im Abstiegsfall wäre es vorstellbar, dass Hübers dank Klausel wechseln könnte. Hinter Chabot und Hübers sind Luca Kilian und Dominique Heintz die klaren Nummern drei und vier in der Innenverteidigung. Dazu kommen Elias Bakatukanda und ab Sommer wieder Nikola Soldo, aktuell an Kaiserslautern ausgeliehen.
Heintz zeigte zuletzt zwar solide Leistungen, er war aber nicht als perspektivische Lösung im Abwehrzentrum geholt worden. Auch seine Verlängerung dürfte stark an der Ligazugehörigkeit und an den Ausstiegsklauseln hängen. Keller könnte geneigt sein, den Vertrag im Sommer 2024 auslaufen zu lassen, um mit dem vorhandenen Personal bis zur Winterpause weiterzumachen und dann im Januar 2025 einen Neuzugang zu präsentieren, der dann auch längerfristig weiterhelfen soll.
3. Noah Katterbach
Auf der Linksverteidiger-Position wünscht sich so mancher Fan, dass Noah Katterbach noch einmal eine Chance bekommt. Der 22-Jährige galt einst als riesiges Talent, stürzte dann ab und versucht nun nach einem Kreuzbandriss zurückzufinden. Der HSV will ihn angeblich noch immer verpflichten. Doch beim FC ist mit Steffen Baumgart jener Trainer nun nicht mehr da, unter dem Katterbach wohl keine Chance bekommen hätte.
Wird dies unter Timo Schultz anders? Der erste Eindruck aus dem Testspiel bei Rot-Weiss Essen war – einige wenige Flanken ausgenommen – nicht gut. Dazu ist Leart Pacarada ein alter Schlüsselspieler von Schultz aus Pauli-Zeiten. Dahinter lauert Max Finkgräfe. Und schließlich verdient Katterbach fürstlich (über 1,5 Mio. Euro jährlich). Er müsste bei einer Verlängerung also eine drastische Gehaltskürzung hinnehmen, wenn er überhaupt will. Eine Verlängerung beim FC erscheint aktuell kaum wahrscheinlich. Einzige Ironie des Schicksals wäre natürlich, wenn Baumgart wirklich den HSV im Frühjahr übernähme – und Katterbach es sich dann gut überlegen sollte, wieder nach Hamburg zu gehen.
4. Benno Schmitz
Der große Zankapfel zwischen Baumgart und Keller beim FC war Benno Schmitz. Der Rechtsverteidiger gehörte zu Baumgarts Vertrauensspielern. Rasmus Carstensen brauchte einen Schmitz-Ausfall, um seine Chance hinten rechts zu bekommen. Keller ist ein großer Carstensen-Fan – und alles andere als ein Schmitz-Fan. Wäre die Transfer-Sperre nicht gekommen, hätte Schmitz schlechte Karten auf eine Vertragsverlängerung gehabt.
Nun werden die Karten auch bei ihm neu gemischt. Baumgart setzte sich bis zuletzt für eine Verlängerung ein. Nun könnte auch Keller geneigt sein, Schmitz einen neuen Kontrakt anzubieten, denn außer Carstensen (der per Kaufoption bleiben soll) hat der FC niemanden sonst, der dort spielen könnte. Ja, Meiko Wäschenbach machte es in der Sommer-Vorbereitung anständig, Jan Thielmann könnte auch aushelfen. Aber auf Bundesliga-Niveau? Keller müsste auch hier riskieren, im Sommer ohne Back-up für Carstensen zu agieren, um dann im Winter nachzulegen. Daher könnte der Sportchef geneigt sein, Schmitz noch einmal einen neuen Vertrag anzubieten.
Fazit
Der FC ist in einer lausigen Verhandlungsposition. Sollten tatsächlich mehrere Spieler von ihren Ausstiegsklauseln Gebrauch machen, stünde der FC auf ihren Positionen mit dem Rücken zur Wand da. Das würde den Spielern mit auslaufenden Verträgen eine hervorragende Verhandlungsposition bescheren. Allerdings könnte Keller auch zocken: Vertrag nicht verlängern, ein halbes Jahr auf Lücke planen und dann im Januar 2025 nachverpflichten.
Dieses Vorgehen würde auf einer oder mehreren Positionen ein halbes Jahresgehalt plus Boni einsparen und Nachwuchsspielern die Chance geben, auf diesen Positionen nachzurücken. Doch kann sich der FC diese Unsicherheit erlauben? Vieles wird sich an der Ligazugehörigkeit und an der Zukunft der geliehenen Spieler mit Kaufoptionen entscheiden.
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