Der 1. FC Köln lebte in der Offensive unter Steffen Baumgart zwei Jahre lang vom starken Flankenspiel. Timo Schultz will von dieser Taktik wegkommen. Auch, weil er den Kader nicht darauf ausgerichtet sieht.
Als der 1. FC Köln im September 2023 im RheinEnergieStadion auf die TSG Hoffenheim traf, regnete es: und zwar Flanken. Der FC schlug in den 90 Minuten insgesamt 41 Flanken in den Hoffenheimer Strafraum. Mehr Hereingaben gab es in dieser Saison bislang noch nicht beim FC. Das Problem damals wie in den folgenden Spielen: Nur knapp 30 Prozent fanden ihr Ziel.
Unter Timo Schultz hat sich das Spiel der Geißböcke in den vergangenen Partien schrittweise verändert. Waren es gegen Heidenheim immerhin noch 25 Flanken, nahm diese Zahl in den folgenden Spielen ab. Nach Dortmund (18) sank die Zahl auf 14 (Wolfsburg) und schließlich gegen Frankfurt auf nur noch zehn Flanken.
So erklärt Schultz den Taktikwechsel
Das lag freilich auch daran, dass mit Davie Selke der Stamm-Mittelstürmer ausfällt und mit Steffen Tigges und Florian Dietz nur noch zwei weitere Stoßstürmer im Kader stehen, die den Nachweis ihrer Bundesliga-Tauglichkeit bislang schuldig geblieben sind. So baute Schultz um, stellte mit Jan Thielmann und Florian Kainz zwei gänzlich andere Spieler in den Angriff und entschied: Der 1. FC Köln muss künftig andere Wege finden, um zum Torerfolg zu kommen.
“Klar ist es etwas anderes, wenn man mit zwei größeren Spielern vorne drin spielt und den Flügel doppelt besetzt. Dann ist es offensichtlich, dass man eher über Flanken zum Torerfolg kommen will”, sagte Schultz. “Ich glaube aber, im moderne Fußball werden heutzutage die wenigsten Tore über hohe Flanken erzielt.” Bemerkenswerte Worte, schließlich war der FC unter Steffen Baumgart zwischen 2021 und 2023 mit dieser Taktik überaus erfolgreich gewesen.
Baumgart-Fußball war von Flankenqualität abhängig
Aber auch zu berechenbar? In der Hinrunde hatten weder Flankenqualität noch Strafraum-Besetzung gepasst. Die Quote angekommener Hereingaben sank dramatisch, lag in den 16 Bundesliga-Spielen unter Baumgart in dieser Saison neun Mal bei unter 30 Prozent. Auffällig: Die besten Kölner Spiele unter Baumgart waren auch jene, in denen die Flankenqualität hoch war – in Dortmund (41%), gegen Gladbach (46%) und gegen Augsburg (46%).
Unter Schultz spielt das Flankenspiel personell bedingt, aber auch taktisch vorgegeben, keine so große Rolle mehr. Zentral für Schultz ist: das Spiel in der Zentrale. “Alleine unser Spielmaterial gibt es eigentlich her, dass wir durchs Zentrum kombinieren, dass wir den Ball am Boden haben. Ich glaube, dass das unser Weg sein wird”, sagte Schultz. Man wolle sich das Stilmittel einer “gut getimten Flanke, egal ob hoch oder flach”, nicht nehmen lassen. “Aber momentan sind wir aus der Zentrale heraus gefährlicher als nach hohen Flanken.”
Auch zwei der drei Rückkehrer sprechen für Schultz’ These
Dieser Bruch mit der Baumgart-Taktik dürfte wohl mindestens bis zur Länderspielpause im März anhalten, denn bis dahin könnte Davie Selke noch fehlen. Mit Mark Uth und Luca Waldschmidt kommen zudem zwei weitere Spieler im Laufe dieser Zeit zurück, die ebenfalls keine klassischen Flanken-Abnehmer sind, sondern eher selbst aus dem Zentrum heraus für Torgefahr sorgen und damit für Schultz’ Kurs sprechen dürften.
Verletzungsgründe einerseits, aber auch die Schwäche im Kader auf der Position des Mittelstürmers sind also die Gründe, dass Schultz anders an die kommenden Wochen herangeht. Gegen Hoffenheim am Sonntag wird es daher wohl nicht wieder auf 41 Flanken hinauslaufen.
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