Rafael Czichos schaffte 2021 mit dem 1. FC Köln in der Relegation die Rettung. Im FC-Podcast von Radio Köln hat der Innenverteidiger von Chicago Fire nun ausführlich über die jetzige Situation der Geißböcke und sein Leben in den USA gesprochen.
Nach zwölf Minuten sah es aus, als würde Rafael Czichos ein ähnliches Debakel drohen wie am Vorabend dem 1. FC Köln gegen RB Leipzig. Am Samstag lag der 33-Jährige mit Chicago Fire frühzeitig 0:2 hinten, durch gleich zwei Elfmeter. Es folgte allerdings eine unglaubliche Aufholjagd: Am Ende siegte Chicago durch zwei Treffer in der Nachspielzeit noch mit 4:3, das entscheidende Tore fiel – vom Winde verweht – aus der eigenen Hälfte heraus. Und so durfte Fire am vierten Spieltag den ersten Sieg der neuen MLS-Saison bejubeln.
“Es heißt nicht umsonst ‘Windy City'”, kommentiert Czichos den kuriosen Treffer im FC-Podcast von Radio Köln. Der Innenverteidiger geht in sein drittes Jahr in den USA, will unbedingt erstmals in die Playoffs einziehen. “Das ist das Mindestziel”, stellt er klar. Fire habe “viel dafür getan”, damit die nötige Qualität dazukommt.
Czichos leidet mit dem 1. FC Köln
Czichos selbst ist wie zu seinen FC-Zeiten (2018 bis Januar 2022) Abwehrchef – und hat natürlich auch die Entwicklung seines Ex-Clubs im Blick: “Die Bundesliga läuft bei uns meistens zum Frühstück. Ich versuche, jedes Spiel des FC zu gucken.” Beim “bitteren Heimspiel” gegen Leipzig habe er “zehn Minuten vor dem Leipziger Run eingeschaltet, als es noch 1:1 stand”. Vier RB-Treffer folgten, die Geißböcke rutschten durch die Niederlage hinter Mainz auf Platz 17.
“Ich habe mit den Jungs gefühlt. Aber ich bin mir sicher, dass es der FC mindestens in die Relegation schafft. Dann ist alles offen”, spricht Czichos seinen früheren Teamkollegen Mut zu. Warum der FC überhaupt in solch akuter Abstiegsgefahr schwebt, sei für ihn aus der Ferne kaum zu beurteilen. Doch auch aus Chicago sieht er das Offensichtliche: “Ich glaube, dass es relativ schwer für den FC war, neue Qualität in den Kader zu bekommen. Das ist schwer, das als Mannschaft alles aufzufangen. Aber die Jungs zerreißen sich, auch wenn das für den Normalo-Zuschauer in manchen Spielen vielleicht nicht so rüberkommt. Jeder Spieler, der beim FC ist, brennt für den Verein.”
Aus eigener Erfahrung weiß Czichos, dass die aktuelle Phase “eine sehr schwierige Zeit” ist: “Vor allem psychologisch gesehen. Es ist sehr nervenaufreibend, sehr viel Druck dabei.” 2021 war ihm mit dem FC gegen seinen Ex-Verein Holstein Kiel die Rettung in der Relegation gelungen. “Es ist ganz wichtig, an die eigenen Stärken zu glauben und aus jeder kleinen Aktion Selbstvertvertrauen zu ziehen, um das Ruder gegen die direkte Konkurrenz umzuschubsen”, erinnert er sich.
Entscheidend sei zudem die anhaltende Unterstützung der Fans. “Das muss einfach eine Einheit bleiben”, meint der frühere Kölner Vize-Kapitän. “Die Mannschaft hat sich das in den letzten Jahren auch verdient, durch das, was sie da abgerissen hat.” In der Saison seines Abschieds war der FC in die Conference League eingezogen.
Baumgart-Kontakt nach FC-Aus
Zum damaligen Trainerteam, insbesondere zu Assistent René Wagner, habe er noch immer regelmäßigen Kontakt. Bei Steffen Baumgart meldete sich Czichos nach dessen Abschied vom FC: “Ich habe kurz mit Steffen geschrieben, als es dazu kam, dass die Trennnung veröffentlicht wurde. Ich drücke ihm beim HSV die Daumen, auch wenn ich als Bremer mich schwertue, das zu sagen.” Eine Ausnahme wäre ein Relegationsduell zwischen Köln und Hamburg. “Dann drücke ich schon eher dem FC die Daumen, weil das dreieinhalb Jahre meine Heimat war.”
Einen engen Draht pflegt Czichos auch zu Niko Romm, dem Neuro-Athletiktrainer des FC. Er trainiert sogar noch mit ihm. “Wir machen Online-Sessions”, erklärt der Innenverteidiger – würde diese aber auch gerne mal wieder persönlich in Köln abhalten. “Sobald ich im Sommer mal eine Woche frei habe, haben wir geplant, vorbeizukommen”, kündigt Czichos an – und hofft, im RheinEnergieStadion dann Bundesliga-Fußball sehen zu können.
Czichos will in Chicago bleiben
Seine eigene Zukunft sieht er weiterhin in den USA, seinen auslaufenden Vertrag in Chicago möchte er verlängern: “Ich würde nicht sagen, dass wir kurz vor dem Abschluss sind, aber gesprochen haben wir schon. Jetzt gucken wir mal, was in Zukunft passiert. Gute Spiele und Siege helfen in meiner Position sehr, um das voranzutreiben.” Zum Beispiel gegen Lionel Messi und Inter Miami – auf dieses Saisonspiel freut sich der Ex-Kölner besonders.
Das Leben in den USA genießt Czichos in vollen Zügen, wohnt mit seiner Familie gut 20 Minuten außerhalb von Chicago. “Wir fühlen uns pudelwohl”, sagt er. Als Deutscher habe er sich zum “amerikanischten Spieler” im Team entwickelt. „Ich habe schon alles gemacht, bin Truck gefahren, habe mir eine Harley geholt, gehe zu Baseball und Basketball.” Es scheint ganz, als wäre Czichos’ persönlicher American Dream wahr geworden.
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