Timo Schultz muss nach dem 2:2 des 1. FC Köln im Testspiel gegen Breidablik Kópavogur diplomatisch bleiben. Seine Mannschaft zeigte eine schwache Leistung. Doch es galt vor der Abreise aus dem Trainingslager positiv zu bleiben.
Aus dem Trainingslager in Algorfa berichten Sonja Gauer und Marc L. Merten
Als Benjamin Stocke fünf Minuten vor Ende des Testspiels zwischen dem 1. FC Köln und Breidablik Kópavogur den Ball aus fünf Metern zum 2:2-Ausgleich über die Linie drückte, ging ein Raunen durch die Zuschauer am Rasenplatz des La Finca Resorts. Es waren gut dreißig FC-Fans gekommen, obwohl das Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatte stattfinden sollen.
Doch die Geißböcke hatten freilich keine Fans abgewiesen, wenn diese den Weg auf sich genommen hatten. Für die Daheimgebliebenen hatten sie gar einen Livestream angeboten, und man darf davon ausgehen, dass auch der FC Augsburg einen Videoanalysten abgestellt hatte, um die 90 Minuten der Kölner gegen die Isländer zu analysieren.
“Nicht auf Sendung”: Kölns typisches Problem
Daher dürfte der FCA nun eine ziemlich gute Idee davon haben, was der FC sich offensiv in Algorfa erarbeitet hat und womit die Geißböcke zu bezwingen sind. Da wäre zum Einen die Fehleranfälligkeit einzelner FC-Profis. “Nicht auf Sendung” nennen Sportchef Christian Keller und Trainer Timo Schultz das Problem, wenn eben nicht alle Spieler über die volle Spielzeit konzentriert bleiben. So wie beim 2:2, als ein schnell ausgeführter Freistoß den FC überrascht hatte.
Die FC-Fans schüttelten ob des Fehlers nur den Kopf. Schultz machte es hinterher gegenüber den Journalisten deutlicher: “Ein schnell ausgebildeter Freistoß, wo wir nicht auf Sendung sind – das darf uns nicht passieren, auch in keinem Testspiel. Dafür sind wir einfach zu ambitioniert.”
Auch dem ersten Gegentor war einem haarsträubenden Fehler vorausgegangen: Steffen Tigges hatte an der Mittellinie einen hohen Ball sichern wollen, ihn aber durch einen technischen Fehler sich so weit vorgelegt, dass ein Isländer ihn als Einladung zum Konter hatte nutzen können.
Breidablik eigentlich kein Gegner auf Augenhöhe
Schultz ging ob dieser Fehler allerdings nicht zu hart mit seiner Mannschaft ins Gericht, zumindest nicht öffentlich. Während des Spiels hatte er zahlreiche dieser Unzulänglichkeiten beobachten können. Nach den 90 Minuten aber zeigte er sich “eigentlich gar nicht unzufrieden”, er hätte “das Spiel natürlich lieber gewonnen”, aber man habe “wenig bis gar nichts zugelassen”.
Zur Wahrheit gehört freilich, dass Breidablik Kópavogur zwar ein isländischer Erstligist ist, fußballerisch aber in Deutschland eher in der Dritten Liga zuhause wäre. Und so waren die beiden Gegentore, mehrere gefährliche Konter und ein zwischenzeitlich durchaus ausgeglichenes Spiel kein Grund des Lobes für die Geißböcke, sondern vielmehr ein Anlass zur Sorge mit Blick auf den Saison-Endspurt.
Tigges als Linksaußen
Da mochten zahlreiche Spieler gefehlt haben. Da mochte Benno Schmitz mangels Alternativen auf der Sechs und Tigges später als Linksaußen agiert haben. Da mochte Philipp Pentke an diesem Tag im Spielaufbau vom Tor aus einen schlimmen Tag erwischt haben. Und da mochte mit Dominique Heintz nur die Nummer drei hinten links verteidigt haben. Und doch wollten sich alle Spieler für mehr Einsätze empfehlen. Es gelang kaum einem.
Dennoch: Schultz blickte auf das Gute. “Da waren schon einige offensive Abläufe dabei, die wir in dieser Woche einstudiert haben.” Und weiter: Seine Mannschaft habe sich zwar zwischenzeitlich “den Schneid abkaufen lassen, aber wir hatten einige Jungs dabei, die fünf Trainingseinheiten in den Knochen hatten und am Ende stehend K.o. waren. Das hatten wir auch eingeplant.”
Die Isländer waren aber ebenfalls zum Trainingslager nach Algorfa gereist und hatten die Trainingswoche wohl auch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Und so galten wohl ähnliche Bedingungen für alle. Schultz blieb optimistisch. “Wenn ich es mir aussuchen müsste, ob heute ein Sieg oder Ostersonntag in Augsburg – dann nehme ich den in Augsburg”, sagte der 46-Jährige mit einem Lächeln. Doch nach dem Testspiel wusste er auch: Bis dahin hat er noch viel Arbeit vor sich.
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