Der 1. FC Köln hat sich unter Timo Schultz wieder zu einem konkurrenzfähigen Bundesligisten entwickelt. Das liegt auch an Profis, die zuvor keine Rolle spielten. Dennoch: Für den Klassenerhalt muss der FC noch eine Schippe drauflegen.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Die Hypothek war gewaltig. Mit zehn Punkten aus 16 Spielen hatte Timo Schultz im Januar den 1. FC Köln übernommen. Seitdem ist der FC wieder auf die Füße gekommen. Zwar bedeuten acht Punkte aus neun Spielen noch keinen Quantensprung. Auch diese Bilanz ist die eines Abstiegskandidaten. Doch die Geißböcke wehren sich wieder, sind schwerer zu besiegen – und gegen Gladbach schossen sie sogar wieder Tore.
Unter Steffen Baumgart war irgendwann nichts mehr zusammengelaufen, nichts mehr zu sehen gewesen von dem zwei Jahre lang begeisternden Offensivfußball. Defensiv fahrlässig und anfällig, offensiv harmlos und ohne Spielidee, ohne Ordnung und nur noch mit blindem, erfolglosem Pressing. Daher ist die Entwicklung der Geißböcke in den letzten zwei Monaten durchaus als positiv zu bewerten.
Die negative Energie ist verflogen
Baumgart selbst hatte die Überzeugung verloren, und mit ihm auch seine Spieler. Diese Zeit ist nun vorbei. Viele FC-Profis wissen wieder, dass sie durchaus in der Bundesliga mithalten können, wenn sie als Mannschaft funktionieren. Schultz hat ihnen diese Gewissheit zurückgegeben, und das mit einer Art Gegenmittel. Baumgart hatte sehr lange seine Spieler mit der ihm eigenen Energie packen können. Am Ende aber war diese Energie ins Negative verkehrt und er hatte die Mannschaft überfordert. Schultz’ Ruhe ist im Vergleich dazu ein noch ungewohnter Gegenpol. Doch es scheint zu funktionieren.
Die Mannschaft kann nun auch wieder Rückschläge verarbeiten. In Stuttgart kam der FC noch einmal zurück. Gegen Gladbach glich Köln doch noch aus. Selbst gegen Leverkusen waren die Chancen vorhanden gewesen, in Unterzahl zurückzukommen. Andere Mannschaften im Tabellenkeller brachen zuletzt nach Rückschlägen in sich zusammen. Der FC bleibt stabil. Die leeren Blicke der Spieler aus dem Dezember sind neuem Mut und dem Willen gewichen, es mit aller Macht schaffen zu wollen, und sei es über die Relegation.
Hätte der Trainerwechsel früher kommen müssen?
Dazu passt, dass die Hoffnung auch neue Namen bekommen hat. Max Finkgräfe und Faride Alidou beispielsweise, Luca Kilian und zuletzt auch Sargis Adamyan, nun sogar Damion Downs. Natürlich können sie den FC nicht alleine retten. Doch unter Baumgart spielten sie keine Rolle, waren teils gar aussortiert. Auch sie sind Beispiele dafür, dass der FC die Kurve sehr wohl noch kriegen könnte.
Gut möglich also, dass der Trainerwechsel sogar früher hätte passieren müssen. Ob er letztlich zu spät kam, werden die letzten neun (oder mit Relegation elf) Saisonspiele zeigen. Eines ist aber klar: Schultz und sein Team müssen auf diesem Weg weitermachen. Der FC hat sich stabilisiert, ist wieder konkurrenzfähig. Für die Rettung braucht es aber noch mehr. Der FC spielt jedes zweite Spiel Unentschieden. Was der FC nun aber braucht, sind Siege.
Unentschieden werden in der Crunchtime nicht mehr reichen
Leipzig am Freitagabend schließt das harte Programm gegen die Top-Teams der Liga fast ab. Bekanntermaßen kommen dann die direkten Duelle. Der FC hat noch Bochum, Darmstadt, Freiburg und Union zuhause, muss unter anderem noch nach Augsburg, Mainz und Heidenheim.
Unentschieden werden in der Crunchtime des Jahres nicht mehr ausreichen. Das weiß auch Schultz. Doch sollte er die Entwicklung seiner Mannschaft weiter so gestalten können, kann die Rettung gelingen.
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