“Entscheidende Situation”: Die unglücklichsten Minuten der Saison?

Auf die magischen Minuten gegen den VfL Bochum folgten die vielleicht unglücklichsten der Saison: Der 1. FC Köln hat in der Schlussphase beim FC Bayern München einen goldenen Punkt liegen gelassen.

Womöglich waren es auch die Erinnerungen an die Vorwoche, die den 1. FC Köln zumindest eine kleine Schlussoffensive starten ließen, als der Abpfiff in der Allianz-Arena näher rückte. Wirklich in Bedrängnis bringen konnten die Geißböcke den FC Bayern München damit zunächst nicht, aber immerhin eroberte die Mannschaft von Timo Schultz noch den einen oder anderen Eckball, erreichte zumindest in dieser Statistik ein 5:5-Unentschieden.

Und dann war sie plötzlich doch da, die riesige Chance auf den Ausgleich: Dayot Upamecano wollte im eigenen Strafraum auf Eric Dier querlegen, spielte Luca Waldschmidt in die Füße. Dieser schloss direkt, und damit überhastet, ab – wurde von Dier geblockt. Den Nachschuss von Steffen Tigges hielt schließlich Torhüter Sven Ulreich.

Ekstase gegen Bochum, Ernüchterung in München

Auf das verpasste 1:1 folgte vier Minuten später das 0:2: Thomas Müller nutze ein Missverständnis zwischen Jacob Christensen und Luca Waldschmidt aus, erzielte in seinem 701. Pflichtspiel für die Bayern die Entscheidung.

Eine Woche zuvor hatte der FC in der Nachspielzeit noch für Ekstase gesorgt, das Spiel gegen den VfL Bochum spektakulär gedreht. Nun kassierten die Geißböcke den Knockout. Dieses Mal scheiterten die Joker Waldschmidt und Tigges, die gegen Bochum binnen 95 Sekunden getroffen hatten.

Auf die magischen Momente im RheinEnergieStadion folgten in der Allianz-Arena die vielleicht bittersten Minuten dieser Saison. Mit dem möglichen 1:1 bei den großen Bayern ließ der FC einen goldenen Punkt im Kampf um den Klassenerhalt liegen – für den Glauben und für die Tabelle, wo Mainz dann “nur” drei und Bochum vier Zähler entfernt gewesen wäre.

Und mit dem 0:2 verschlechterte sich das Kölner Torverhältnis (-28) noch mehr. Mainz (-17) ist hier enteilt, doch im Vergleich mit Bochum (-25) könnte die Zahl relevant werden. Marvin Schwäbe monierte: “Ich habe diese Woche schon gesagt, dass es jetzt um jedes Tor und jeden Punkt geht. Dementsprechend ist es am Ende natürlich noch mal ärgerlicher, wenn man das zweite Gegentor kriegt, was so nicht passieren muss und darf.”

Konsequenz fehlt vorne und hinten

“Vor dem 2:0 hatten wir die riesige Chance, das 1:1 zu machen mit dem Querschläger der Bayern”, wusste Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler genauso gut wie die Mannschaft, meinte: “Das war die entscheidende Situation dieses Spiels.” Mit “ein bisschen mehr Ruhe” hätte der FC den Ausgleich gemacht, erklärte der Ex-Torhüter.

Doch mit der verpassten Möglichkeit und dem Aussetzer in der Defensive mutierten die bitteren Schlussminuten in München quasi zu einer Zusammenfassung dieser Krisen-Saison. “Wir müssen uns an unsere eigene Nase fassen”, sagte Kessler: “Wir waren in der einen oder anderen Situation nicht konsequent genug – sowohl vor dem eigenen als auch vor dem gegnerischen Tor.” Dieser Satz fiel in den vergangenen knapp neun Monaten immer wieder.

Die Stimmung in der Kölner Kabine war entsprechend gedrückt. “Die Jungs sind enttäuscht, keine Frage”, berichtete Kessler: “Die sind alle Fußballer genug, um zu wissen, dass mehr drin war. Man ist enttäuscht darüber, dass man seine Situationen nicht nutzt. Man ist enttäuscht darüber, dass man einen Meter zu wenig anläuft und der Ball in den Winkel fliegt. Oder dass Luca die Situation mit dem Kopf passiert, sodass Thomas Müller aufs Tor läuft und ihn reinschießt.” Nun heiße es “schütteln und fokussieren”.